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Neuer Spielplatz für Alten Friedhof in Heilbronn

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Der Alltag im Alten Friedhof Heilbronn ist mitunter von der Drogen- und Alkoholiker-Szene überschattet. Doch die 2,8 Hektar große Anlage an der Weinsberger Straße ist eine wichtige Grüninsel für Nachbarn und Kitas. Nun bekommt der Park einen neuen Spielplatz.

Selbst so manches Schild hat hier schon beinahe antiquarischen Wert.
Selbst so manches Schild hat hier schon beinahe antiquarischen Wert.  Foto: Berger, Mario

Früher diente er tatsächlich als Gottesacker, wie es im Volksmund bildhaft hieß. Über 200 historische Grabmale teils prominenter Bürgern zeugen bis heute davon. Wegen der vielen alten Bäume ist die 2,6 Hektar große Grünanlage schon 1937 als Naturdenkmal ausgewiesen worden. Doch in den vergangenen Jahren sorgte der Alte Friedhof an der Weinsberger Straße in Heilbronn vor allem durch die Drogen- und Alkoholikerszene für Schlagzeilen, zuletzt durch eine brutale Schlägerei.

Wichtig für zwei Kindergärten

Dabei dient der kleine Park auch der Nachbarschaft als grüne Lunge und als Rückzugsort, zumal die meisten in der dicht bebauten nordöstlichen Innenstadt naturgemäß keinen eigenen Garten haben. Nicht zuletzt wird die Grünanlage, inklusive Spielplatz, regelmäßig von zwei benachbarten Kindergärten genutzt, die selber nur über beschränkte Freiflächen verfügen.

Alte Geräte teils marode

Spielplatz im Alten Friedhof: Der Großteil der vor knapp 30 Jahren installierten Spielangebote musste aus Sicherheitsgründen bereits abgebaut werden.
Spielplatz im Alten Friedhof: Der Großteil der vor knapp 30 Jahren installierten Spielangebote musste aus Sicherheitsgründen bereits abgebaut werden.  Foto: Berger, Mario

Doch die dortigen Geräte sind "sehr marode und zum Teil unbenutzbar". Daraus macht auch die kommissarische Leiterin des städtischen Grünflächenamtes, Helga Mühleck, keinen Hehl. Der Großteil der vor knapp 30 Jahren installierten Spielangebote musste aus Sicherheitsgründen bereits abgebaut werden. Außerdem sind die Beläge holprig und schadhaft. Kurzum: "Insgesamt ist der Zustand desolat und stark sanierungsbedürftig. Erhaltenswert", so Helga Mäühleck, sei lediglich eine Kletterseilpyramide. Der Bauausschuss des Heilbronner Gemeinderats sieht es ähnlich. Diese Woche gab er grünes Licht für eine auf 260.000 Euro veranschlagte Umgestaltung des Spielplatzes.

Pläne für neue Geräte

Der Planentwurf zeigt einen kleinen Verbindungsweg in Nord-Süd-Richtung, als zusätzliche Querung zwischen den vorhandenen Parkwegen. Er erschließt den Spielplatz und weitet sich in der Mitte der Fläche zu einem kleinen Platz, an dem man auf einem runden Holzdeck sitzen kann: mit gutem Blick auf die Spielanlage. Auf der Südseite führt der Weg, der auch mit einem Rollstuhl befahren werden kann, zu einem kleinen Wasserlauf mit Stauwehr und Pumpe. Daran grenzt eine Sandfläche an, also eine potenzielle Sand-Matsch-Zone. Zudem befindet sich hier "eine größere Spielkombination mit Kletter- und Spieloptionen und Rutschen", heißt es in der Gemeinderatsvorlage.

Ein kleiner Tierpark aus Holz

Noch heute zeugen über 200 Grabsteine von der einstigen Nutzung des Alten Friedhofs. Er wurde im 16. Jahrhundert angelegt und 1887 aufgelöst. Foto: Archiv/Veigel
Noch heute zeugen über 200 Grabsteine von der einstigen Nutzung des Alten Friedhofs. Er wurde im 16. Jahrhundert angelegt und 1887 aufgelöst. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Veigel

An der nördlichen Ecke kann sich der Nachwuchs bald an einer Doppel- und an einer Nestschaukel erfreuen. Nahe dem zentralen Sitzplatz bekommen die Kinder sogar ein Tiergehege: mit Spielhäuschen als Stall, Spiel-, Sitz- und Kletterzaun sowie Tierskulpturen aus Holz, die zum Park passen und die die Kleinen umarmen, aber auch besteigen können. Insgesamt werde bei der Neugestaltung darauf geachtet, die Bäume zu erhalten und für die Spielangebote solche Standorte zu wählen, die außerhalb der Kronen- und Wurzelbereiche liegen, so Mühleck. Für eine "bessere Einsehbarkeit und Sozialkontrolle" werde auf die Pflanzung von Bodendeckern und Sträuchern verzichtet, vielmehr seien rund um die Spielanlagen "ruhige Rasenflächen" vorgesehen.

Rege Debatte unter Stadträten

Stadträte aller Fraktionen loben die Pläne. CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Randecker hofft, dass der Alte Friedhof damit und womöglich durch weitere Maßnahmen "sicherer und attraktiver wird und so wieder in den richtigen Besitz kommt", also weg von der Szene, hin zu Familien und Kindern. Ähnlich Tanja Sagasser (SPD), die die große Bedeutung solcher attraktiven Spiel- und Grüninseln in der dicht bebauten Innenstadt hervorhebt. Michael Seher (AfD) lobt vor allem die "klasse Finanzierung" aus Haushaltsresten. Ungewohnt nüchtern dagegen Gottfried Friz (FDP). "Das ist eigentlich Tagesgeschäft: Wenn ein Platz runterkommt, gehört er gerichtet." Dass der alte Spielplatz im Alten Friedhof, "obwohl er trostlos ist stark frequentiert" sei, betont Ulrike Morschheuser von den Grünen, die sich nun auf eine rege Bürgerbeteiligung freut.

 
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