Neuer Spieler in der Wollhaus-Debatte
Nach wie vor wird nach einem neuen Konzept für das Heilbronner Wollhaus gesucht. Die Situation ist verfahren, doch jetzt bringt das Oedheimer Wohnungsbauunternehmen Neufeld einen neuen Impuls. Der Heilbronner Projektentwickler Kruck und Partner hat ein weit gediehenes Konzept für das Areal.

In die verfahrene Situation um das Heilbronner Wollhaus-Zentrum kommt Bewegung: Das Oedheimer Wohnungsbauunternehmen Neufeld hat einen Teil der Immobilie gekauft und versteht sich als ein Impulsgeber. Derweil hat der Heilbronner Projektentwickler Kruck und Partner ein weit gediehenes Konzept für das Areal, dessen Entwicklung zuletzt an komplizierten Eigentumsverhältnissen scheiterte.
"Wir haben den Schritt gewagt", bestätigte Thomas Seeberger, Leiter der Neufeld-Planungsabteilung. Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben mehr als 1600 Häuser errichtet hat und Projekte für 200 Wohneinheiten verfolgt, hat demnach Büro- und Praxisräume im Wollhaus-Turm übernommen. Sie waren bislang in der Hand mehrere privater Eigentümer. Seeberger, der selbst zu den bisherigen Eignern zählt, spricht von drei fixen Kaufverträgen, zwei weitere Einheiten würden noch erworben.
Eigentumsverhältnisse sind kompliziert
Neufeld hielte dann etwa zehn Prozent der Gesamtimmobilie, die sich zu mehr als 80 Prozent unter zwei Haupteigentümern aufteilt. Die Anteile eines dänischen Immobilienfonds, der die aufgegebenen Galeria-Kaufhof-Flächen übernommen hatte, und einer Frankfurter Firmengruppe stehen seit 2017 unter gerichtlicher Zwangsverwaltung. Eine Gläubigerbank hatte das Verfahren beantragt, das nach Auskunft des Heilbronner Amtsgerichts nach wie vor läuft.
Weiterer Eigentümer des Komplexes aus den 70er-Jahren ist die Strabag AG, die gemeinsam mit Einkaufszentrums-Multi ECE ehrgeizige Pläne für den Abriss und einen Neubau verfolgt hatte. Gescheitert war das Konzept am Widerstand der Mehrheitseigner, die Renovierungspläne favorisierten. Optionen auf Teile des Gebäudes hat auch der Heilbronner Projektentwickler Kruck und Partner, der unter anderem das Marrahaus am Neckar realisiert hat. Man habe "ein attraktives Konzept", so Geschäftsführer Joachim Kruck. Maßgabe für ihn seien dabei Abriss und Neubau.
Beim neuen Teileigentümer Neufeld ist man sich der komplexen Gemengelage bewusst. "Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand", betont Chefplaner Thomas Seeberger. Man prüfe alle Möglichkeiten, "vom Neubau bis zum Bestandserhalt". Auch als Minderheitseigentümer wolle Neufeld die Entwicklung voranbringen, Kontakte gebe es zu allen Beteiligten. "Ein neues Konzept geht nur gemeinsam." Auch mit der Stadt sei das Unternehmen in Abstimmung.
Pläne für großes Einkaufszentrum sind gescheitert
Private Eigentümer im Turm hatten der Firma Strabag eine Kaufoption eingeräumt. Diese ist mittlerweile ausgelaufen. Die Stadt Heilbronn, die im Wollhaus-Zentrum keinen Immobilienbesitz mehr hat, wollte die Entwicklung auf Nachfrage nicht kommentieren. Das Interesse gelte weiter "einer grundsätzlichen Neuordnung", so ein Sprecher.
Das von Strabag und ECE verfolgte Konzept mit einem großen Einkaufszentrum anstelle des architektonisch umstrittenen Gebäudeblocks gilt als überholt, weil zusätzliche Handelsflächen in diesem Maße nicht benötigt werden.

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