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Nach Möckmühler Vorstoß: Wie andere Kommunen zu einer Katzenverordnung stehen

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Der Gemeinderat in Möckmühl hat eine Katzenverordnung erlassen. Wie stehen anderen Kommunen zum Thema? Auf den Straßen sollen weniger Katzen leben. Darüber herrscht Einigkeit. Ansonsten gibt man sich zögerlich.

von Philip-Simon Klein
In freier Wildbahn: Optisch nett, kann aber trügerisch sein. Wenn freigehende Katzen sich fortpflanzen, können die Nachkommen schwere Krankheiten verbreiten. Darum fordern Tierschützer eine Kastrationspflicht für diese  Haustiere. Symbolbild: dpa
In freier Wildbahn: Optisch nett, kann aber trügerisch sein. Wenn freigehende Katzen sich fortpflanzen, können die Nachkommen schwere Krankheiten verbreiten. Darum fordern Tierschützer eine Kastrationspflicht für diese Haustiere. Symbolbild: dpa  Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Der Gemeinderat in Möckmühl hat eine Katzenverordnung erlassen. Freilaufende Katzen müssen kastriert und gekennzeichnet sein, nicht kastrierte Tiere ohne Kennung werden zum Tierarzt gebracht. Auch der Tierschutzverein Heilbronn hält streunende Katzen für ein Problem, während viele andere Kommunen keine Notwendigkeit für eine Regelung sehen.

In Möckmühl hat Bernhard Klier von der Tierrettung Odenwald die Katzenschutzverordnung mit ins Leben gerufen. Der Vorsitzende und Gründer der Gruppe will dem Verein und der Stadt damit Rechtssicherheit geben, wenn freilaufende, ungechipte Katzen aufgegriffen und zum Tierarzt gebracht werden. Unterm Strich geht es darum, die Population im Freien in den Griff zu bekommen.

Unterschiedlicher Blick auf Streuner-Katzen

Auch andernorts sind Katzen ein Problem. Der Tierschutzverein Heilbronn betont, dass Streunerkatzen die größte Herausforderung seien. "Es ist die Tierart, die unsere Kapazitäten am meisten auffrisst", sagt Silke Anders. In diesem Jahr würden wohl 1100 Katzen in der Obhut des Vereins gewesen sein. Silke Anders schätzt, dass 80 Prozent davon Streunerkatzen seien. Ihr Verein sei schon wegen einer Verordnung auf andere Kommunen zugegangen. Dort habe man auf Granit gebissen.

Für die Stadt Heilbronn teilt die Verwaltung mit: Es gebe kein grundsätzliches Problem mit freilaufenden oder verwilderten Katzen. Bei diesen könne es "punktuell zu einer Zunahme" kommen, räumt Nadine Izquierdo vom Presseteam im Rathaus ein. Den Tierschutzverein unterstütze man, wenn er dann "gezielte Kastrationsaktionen" durchführe. Nadine Izquierdo erklärt. Für eine eigene Verordnung zum Katzenschutz bestehe in der Stadt kein Bedarf.

Silke Anders vom Tierschutzverein Heilbronn beklagt, dass die Zuschüsse zu Kastration und Impfung seitens der Kommunen zu gering und vertraglich nicht bindend geregelt seien. "Bis eine Katze geimpft und kastriert ist, kostet es 300 Euro", rechnet sie zusammen. Ein langwieriger Prozess sei auch das Einfangen, was oft übersehen werde. Damit es gelingt, werden Futterstellen und Fallen aufgestellt.

Tierarzt hilft beim Kastrieren und Impfen

Aktiv werde der Verein, wenn Populationen gemeldet werden. Für Eppingen seien es derzeit zwölf Katzen. Von der Stadt heißt es dazu, dass sich die Lage "in letzter Zeit nicht maßgeblich zum Negativen gewendet" habe. Es sei "kein nennenswertes Problem mit freilebenden Katzen" festzustellen, betont die Sprecherin der Stadt, Vanessa Heitz. Daher sei keine Schutzverordnung geplant. In Güglingen heißt es vom Ordnungsamt: Man habe "keine übermäßigen Probleme" mit freigehenden Katzen. Entsprechend stehe eine Verordnung zum Katzenschutz "aktuell nicht zur Debatte".

Das Ordnungsamt Wüstenrot ist im Schnitt fünf Mal pro Jahr wegen Katzen unterwegs. "Die Leute bemerken eine scheinbar halterlose Katze und rufen uns", berichtet Jürgen Reinhardt vom Ordnungsamt. Der Ort arbeitet mit einem ortsansässigen Tierarzt zusammen, der im Auftrag der Kommune frei lebende Tiere einfange und kastriere, manchmal auch impfe - und diesen Einsatz bei der Gemeinde in Rechnung stelle.

Verwilderte Katzen landen im Tierheim

Reinhardt berichtet von einer großen Kastrationsaktion gemeinsam mit dem Tierschutzverein. Seitdem gebe es deutlich weniger streunende Katzen. Zwar gebe es "Problemstellen", wo sich Streuner-Populationen häufig bildeten. "Bei den seltenen Fällen im Jahr bekommen wir das ohne eigene Verordnung gut hin", sagt Reinhardt vom Ordnungsamt Wüstenrot.

Handlungsbedarf sieht man auch in Neckarsulm nicht. Es sei "aktuell keine spezielle Schutzverordnung oder sonstige Regelungen" in Planung, berichtet Rathaussprecher Andreas Bracht. Die Problematik sei aber "grundsätzlich bekannt". Im Bereich um den Wilfensee habe es vor Jahren einige Streuner gegeben. Diese Katzen seien gefangen, kastriert und danach dem Tierheim überstellt worden.

Frei, streunen, wild?

Verhalten und Körperfülle sind Indizien dafür, ob Passanten eine Hauskatze auf Ausgang oder eine verwilderte Katze sehen. Streunerkatzen wirken ausgemergelt und flüchten, wenn man sich nähert. Freigänger oder Katzen, die nicht zur Halterwohnung zurückfinden, seien zutraulicher, heißt es, auch wenn letztere unterernährt aussehen - beim Beutefang sind sie überfordert. Das unterscheidet auch alle von der tatsächlichen Wildkatze, die größer und kräftiger ist.

 

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