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Mehr Mut und weniger Bremsen für die Innenstadt

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Am Handel in Heilbronn scheiden sich seit Jahren die Geister. Die Diskussionsrunde im Deutschhof bot interessante Ideen für Handel und Unternehmensführung.

Beackerten in der Wissenspause ein riesiges Themenfeld: Gerd Wolf (von links), Kommunikationschef der Schwarz-Gruppe, und Gottfrid Friz mit Moderator Christhard Schrenk.
Beackerten in der Wissenspause ein riesiges Themenfeld: Gerd Wolf (von links), Kommunikationschef der Schwarz-Gruppe, und Gottfrid Friz mit Moderator Christhard Schrenk.  Foto: Kunz, Christiana

Oberbürgermeister Harry Mergel schwärmte Anfang des Jahres von seiner Stadt als Einkaufsparadies für Frauen. Bürger der Stadt und aus dem Umland beklagen dagegen, die Innenstadt habe in den vergangenen Jahren an Einkaufsqualität verloren.

Dabei hat die Handelsstadt Heilbronn eine jahrhundertelange Geschichte, wie Moderator und Stadtarchivar Christhard Schrenk zu Beginn seiner Wissenpause am Dienstag vor 80 Zuhörern im Deutschhof verkündet. Sie reicht sogar bis ins 8. Jahrhundert zurück, als die Stadt von den Neckarschiffen ordentlich Zölle kassierte. "Das hat dem Handel gutgetan", betont Schrenk. "Ob das heutige Zentrenkonzept dem Handel auch guttut?", will Schrenk von Gottfrid Friz wissen. Es sieht vor, dass nicht jede Handelsfläche im Stadtkern geduldet wird. "Es ist ein Korsett, das immer wieder diskutiert werden muss", antwortet der Geschäftsführer des Traditionsgeschäfts Betten Friz diplomatisch. "Das Korsett stützt und engt ein", konkretisiert Friz auf Nachfrage.

Große Flächen benötigt

Dass sich Lidl außerhalb der Stadt wohler fühlt, daraus macht der zweite Diskussionsteilnehmer auf der Bühne, Gerd Wolf, keinen Hehl. "Es gibt zwar Filialen in Zentren, aber die Innenstadt ist nicht unsere erste Wahl, weil wir Parkplätze und Flächen brauchen", macht der Chef der Unternehmenskommunikation der Schwarz-Gruppe klar. Die Erfolgsgeschichte des 1930 gegründeten Kolonialwarenhändlers sieht Wolf in der Person des Unternehmers Dieter Schwarz begründet. "Er hat den Menschen die Möglichkeit gegeben, Großes zu schaffen", betont das Mitglied der Geschäftsleitung. Dieser konsequente Weg habe die Schwarz-Gruppe mit 133,6 Milliarden Euro Umsatz und 550.000 Mitarbeiter auf Rang vier aller Händler weltweit geführt.

"Prozessoptimierung", heißt für Wolf das Zauberwort. Mit Prezero sei man ins Recycling-Geschäft eingestiegen, dann sei das Unternehmen immer stärker zum Logistiker geworden, nun folge die IT-Sparte mit eigener Cloud, nennt er das Erfolgskonzept der Firma. "Uns geht es dabei auch immer um die Absicherung des operativen Betriebs", macht Wolf mit Blick auf die Pandemie, die Energiekrise und den Russland-Boykott klar.

"Wir stehen oft auf der Bremse und bräuchten viel mehr Visionen ", kritisiert Gottfrid Friz, als Moderator Schrenk den Blick wieder auf die Heilbronner Innenstadt lenkt, und ergänzt: "Die Parkgebühren sind zu hoch". Auch für das Wollhaus hat der Unternehmer einen Vorschlag. "Ikea ins Wollhaus bitte!", lautet seine Forderung.

Das schwedische Unternehmen hat unlängst angekündigt, dass man sich einen Auftritt auf kleineren Flächen in Innenstädten vorstellen könne. Auf die obligatorische Schlussfrage nach dem Wunsch für die Stadt sagt Wolf: "Dass die Menschen sich trauen, das Bildungsangebot auf dem Campus zu nutzen". "Ich wünsche der Stadt den Mut, die Dinge zu machen, die uns vorwärtsbringen. Und Gottes Segen", setzt Friz den Schlusspunkt unter eine sehr kurzweilige Diskussionsrunde.

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