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Mammutwerk der Heilbronner Bahngeschichte kommt gut an

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Ehemalige Heilbronner Bahnmitarbeiter stellen die zwei Bände "Das Maschinenamt Heilbronn" mit 1180 Bildern vor. Es zeigt die Vielfalt der Bahnwelt, als Heilbronn noch ein Knotenpunkt war. Experten zollen viel Lob für die akribische Arbeit.

von Carsten Friese
Präsentieren die zwei Bände "Das Maschinenamt Heilbronn": Herausgeber Ralph Müller (re.) und SWR-Eisenbahnexperte Hagen von Ortloff.
Foto: Andreas Veigel
Präsentieren die zwei Bände "Das Maschinenamt Heilbronn": Herausgeber Ralph Müller (re.) und SWR-Eisenbahnexperte Hagen von Ortloff. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Die ehrgeizige Idee ehemaliger Eisenbahner des Bundesbahnmaschinenamts Heilbronn ist auf 544 Seiten mit 1180 Bildern Wirklichkeit geworden. Jetzt hat Herausgeber Ralph Müller mit seinen Mitstreitern im historischen Maschinenamt-Gebäude in der Bahnhofstraße 8 das umfangreiche Werk vorgestellt.

Zwei Jahre Arbeit stecken in den 544 Seiten

In zwei Bänden lassen die Ehemaligen, die sich auch Jahre nach der Schließung des Maschinenamts Heilbronn (1897 bis 1986) regelmäßig in einem Besen treffen, die Historie aufleben, in der Heilbronn noch ein bedeutender Eisenbahnknoten war. Das Heilbronner Amt war Aufsichtsbehörde für fünf Bahnbetriebswerke (Heilbronn, Crailsheim, Pforzheim, Kornwestheim, Lauda). Hier wurden Anfang der 1970er Jahre fast im Akkord Lokführer ausgebildet und geprüft, es gab eine Fahrleitungsmeisterei und in der Spitzenzeit rund 2100 Mitarbeiter.

Vor Bahnfreunden aus dem ganzen Bundesgebiet stellte Müller im heutigen Kolping-Bildungszentrum - einst der erste Bahnhof Heilbronns - das Buch vor und ließ auch Rezensenten zu Wort kommen. Zwei Jahre Arbeit stecken in dem Mammutwerk. Als Müller die Blaupause von der Verlagsgruppe Bahn erhielt, war er im Urlaub in einem Bergdorf in der Schweiz, das nur per Seilbahn zugänglich ist. Das Werk kam zur Durchsicht dort an, zwei Tage sah er alles durch und sandte es zurück - "dann fiel die ganze Last von mir ab".

Hochschulprofessor lobt packendes, kraftvolles Werk

Historie, Kurioses

Kapitel über die Königlich-Württembergische Staatseisenbahn und Deutsche Reichsbahn sind im Buch ebenso enthalten wie der Wiederaufbau nach dem Krieg und der Strukturwandel von der Dampf- zur E-Lok. Bilder zeigen Sprengungen und schwere Unfälle, die Vielfalt der Züge und geben Einblicke in Reparaturbetriebe. Eine Episode erzählt von einem Vorstand, der von jedem Prüfling den Weg eines Wassertropfens in einer Dampflok vom Tender bis zum Schornstein genau abfragte.

Band eins behandelt die Geschichte des Amtes, Aufgaben und Episoden. Der zweite Band geht auf Dienststellen und Strecken ein. Es sei "eines der ungewöhnlichsten Projekte" in seinen 40 Arbeitsjahren, lobte Wolfgang Schumacher von der Verlagsgruppe Bahn (VGB). Die zwei Bände seien "nicht einfach nur ein weiteres Eisenbahn-Nostalgiebuch", sagte Hochschul-Professor Gerhard Saupe, der früher auch bei der Bahn arbeitete. Es sei ein "kraftvolles, packendes Werk", Bilder und Geschichten "bleiben im Kopf". Es rege an, "über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der technischen Zivilisation nachzudenken".

Saupe nannte den Begriff Eisenbahnfamilie, der früher eine tiefe Bedeutung hatte. Anonyme, kalte Großstrukturen wie heute in der Paketlogistik setzte er dagegen. "Damals konnten Menschen ihre Familie ernähren. Warum ist das heute nicht mehr möglich?"

Hagen von Ortloff, SWR-Eisenbahnexperte, schrieb ein Vorwort. Er sei "begeistert" gewesen, was die Kollegen zusammengesammelt haben. "Es ist ein großartiges Werk", sagte der Moderator der Sendung Eisenbahnromantik. Prof. Otfried Ischebeck lebte in den 1950ern im Maschinenamt-Gebäude, sein Vater war Amtsvorstand. Er erzählte, dass man mit ausgedienten Bahnschwellen heizte und es im Haus einen Bahnarzt gab.

Erhältlich ist das professionell gemachte und reich bebilderte Buch "Das Maschinenamt Heilbronn" in großen Bahnhofsbuchhandlungen, auch in Heilbronn, im Internet oder über den Buchhandel. Es kostet pro Band 39,90 Euro. Die erste Auflage umfasst 2000 Stück.

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