Lokale Agenda: Hohe Stickoxidwerte in Heilbronn
Mitten in die Diskussion um ein mögliches Fahrverbot in Heilbronn wegen dauerhaft zu hoher Stickoxidmesswerte in der Innenstadt stellen die Lokale Agenda Heilbronn und der BUND Heilbronn-Franken Ergebnisse eigener Messungen vor.

An zehn verkehrsreichen Standorten hat die Lokale Agenda in zwei bis drei Meter Höhe sogenannte Passivsammler eines zertifizierten Herstellers aufgestellt und drei Wochen zwischen 19. Oktober und 9. November gemessen. Ein Referenzstandort war direkt gegenüber der offiziellen Messstation des Landes in der Weinsberger Straße − sozusagen der Bezugspunkt, um andere Messergebnisse abgleichen und einstufen zu können.
Jetzt liegen die Daten vor, die ein Fachbüro ermittelt hat. Für Agenda-Sprecher Thomas Bergunde gibt die Datenreihe in der Tendenz deutliche Hinweise, dass die aktuelle Stickoxid-Konzentration nicht nur an der offiziellen Messstelle des Landes "über dem Grenzwert liegt, sondern auch in anderen Straßenräumen, die einen ähnlich hohen Fahrzeugverkehr aufweisen". Vor allem Mannheimer Straße und Südstraße zählt Bergunde als hochbelastet auf, aber auch Oststraße, Wilhelm- und Urbanstraße; "wahrscheinlich" werde der Grenzwert auch in der Gerberstraße erreicht.

An zwei Messpunkten der Hauptverkehrsstraße in Frankenbach lagen die Werte dagegen in ähnlich niedrigen Bereichen wie an der offiziellen Hintergrund-Messstation Hans-Rießer-Straße, die eine Grundbelastung ohne hohes Verkehrsaufkommen erfasst.
Fahrzeugverkehr drastisch senken
Für die Lokale Agenda und den BUND zeigen die Ergebnisse, dass ein zügiges Absenken der Werte unter den Grenzwert für den Schutz der Gesundheit der Bürger "unverzichtbar" sei. Sie fordern, den Fahrzeugverkehr mit Verbrennungsmotoren drastisch zu senken. Auf den Weg gebrachte Maßnahmen der Kommunalpolitik sollten rasch umgesetzt werden. Zudem sollte jeder Einzelne auch sein eigenes Mobilitätsverhalten überdenken.

Umweltingenieur Matthias Rau, der für die Stadt Heilbronn vor Kurzem ein neues, umfangreiches Klimagutachten erstellt hat, sieht die Messungen per Passivsammler als "grundsätzlich okay" an. Auch das Land setze aus Kapazitätsgründen an einigen Stellen diese Messmethode ein. Für eine Tendenzaussage seien die Messwerte "auf alle Fälle brauchbar". Auch Rau hat den Verdacht, dass an weiteren verkehrsreichen Straßen in Heilbronn der Grenzwert überschritten wird, nicht nur an der Weinsberger Straße.
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Was sagt die Stadt zu den Ergebnissen?
Die Lokale Agenda räume selbst ein, dass sie mit Wahrscheinlichkeiten arbeite und im Einzelfall 20 Prozent Abweichung möglich sind, teilt Rathaussprecher Christian Britzke mit. Das Regierungspräsidium (RP) erarbeite derzeit den Luftreinhalteplan. Fachbüros würden eine Emissionsprognose "für das ganze Gebiet erstellen". Die Stadt dränge darauf, dass das RP mit Hochdruck an der Sache arbeitet − "und das geschieht jetzt auch". Die Gesundheit der Bürger sei der Stadt wichtig. Die Messergebnisse der Agenda hat die Stadt "gleich an das RP weitergeleitet". Eine flächendeckende Verbesserung der Situation sei nötig, so Britzke. Daran arbeite die Stadt mit Nachdruck beim Masterplan Mobilität.