Leerstand in der Heilbronner Innenstadt entwickelt sich zum Innovationszentrum
Mit dem Urban Innovation Hub, kurz Uih, wollen verschiedene Einrichtungen Forschung mitten in der Heilbronner Innenstadt erlebbar machen. Die Eröffnung des Innovationszentrums in der Sülmerstraße für die Öffentlichkeit ist für März 2023 geplant.

Mit großen bunten Luftballonsäulen kündigt sich ein neues Projekt in der Heilbronner Innenstadt an - das Urban Innovation Hub, auf deutsch: Urbanes Innovationszentrum, kurz: Uih. Das soll auch der Laut sein, den Besucher und Passanten, die das Hub direkt an der Shopping-Meile bemerken, mit dem Konzept verbinden: Staunen, Wissenschaft erleben, Neues erfahren.
Einen ersten Einblick in das Konzept des Zentrums in der Sülmerstraße 21 bekommen geladene Gäste an diesem Montagvormittag bei Kaffee, Vorträgen und Exponaten zum selber Ausprobieren. "Einblick: Innovationsraum statt Leerstand" nennen die Veranstalter das Event, bei dem auch das Logo für das Innovationszentrum enthüllt wird. Für die Öffentlichkeit wird das Uih aber voraussichtlich erst Ende März 2023 öffnen.
Unter anderem der Verein Wissensstadt soll Räume mit Leben füllen
Bisher sind die Räume in der Nähe des Hafenmarktturms noch eine Baustelle. "Hier wird es im März natürlich nochmal ganz anders aussehen. Aber auch in den vergangenen sechs Monaten hat sich schon sehr viel verändert", sagt Dr. Bernd Bienzeisler vom Heilbronner Fraunhofer-Institut, das das Uih federführend mit aufbaut.
Allgemein sind viele Einrichtungen an dem Projekt beteiligt, allen voran die Mitglieder des Vereins Wissensstadt, zu dem unter anderem alle Heilbronner Bildungs- und Forschungseinrichtungen zählen.
Genau diese sind auch gefragt, wenn es darum geht, die Räume des Zentrums mit Leben zu füllen. "Im Fokus des Projekts steht, Forschung erlebbar zu machen", erklärt Bienzeisler.
Über einen Algorithmus das Lieblings-Weihnachtsplätzchen ermitteln
Um das zu erreichen, würden in den Räumen unter anderem Demonstratoren verschiedener Einrichtungen ausgestellt. Zum Beispiel: "Hier ist ein Algorithmus, der anhand des Gesichts einschätzt, welcher Weihnachtsplätzchen-Typ man ist", sagt die Projektleiterin des Innovationszentrums und ebenfalls Mitarbeiterin beim Fraunhofer-Institut, Lena Ahner. "Zimtstern", "Vanillekipferl" oder etwa "Engelsaugen" wird da angezeigt, stellt man sich vor die Kamera.
Nicht immer treffen die Ergebnisse ins Schwarze. Doch der Sinn des Exponats sei vordergründig, sich mit Algorithmen, Künstlicher Intelligenz und innovativer Technologie genauer auseinanderzusetzen und sich zu fragen, was man davon hält.
Akzeptanz für digitale Technologien in der Bevölkerung ermitteln
So, erklärt auch Professor Stephan Rüschen von der DHBW Heilbronn, soll das Uih Forschung nicht nur greifbarer machen, sondern auch selbst zu einem Reallabor mitten in der Innenstadt werden. Die Wissenschaft könne so ebenfalls von dem Hub profitieren, etwa über Umfrageergebnisse unter Besuchern.

Damit könne man herausfinden, wie groß die Akzeptanz für bestimmte digitale Technologien und Dienstleistungen, für KI oder Virtuelle Realität in der Bevölkerung ist. Zum Beispiel für eine "KI-Kasse" im Supermarkt, die Produkte erkennt und theoretisch auch eine Altersverfikation vornehmen könnte, berichtet Rüschen.
Hologramme im Raum anschauen und skalieren
An einer weiteren Station können die Besucher eine Brille mit Augmented Reality (Erweiterte Realität) testen. Martin Diepgen, Erster Bürgermeister von Heilbronn, probiert sie gleich aus, Dr. Alexander Gorovoj vom Fraunhofer-Institut steht dabei und erklärt, was damit alles möglich ist.
Zum Beispiel kann man mitten in dem Raum Hologramme aufrufen, die skalierbar sind und die man sich von allen Seiten betrachten kann. In diesem Fall zeigen sie verschiedene Stadien bei einem Corona-Krankheitsverlauf.
Innenstadt der Zukunft wird beleuchtet
Johannes Nölscher von der Heilbronner Stadtinitiative, beleuchtet in seinem Vortrag die Entwicklung von Einzelhandel und Gastronomie in den Innenstädten. "Es ist gut, dass wir den Bildungscampus und die Forschungseinrichtungen hier haben, um Lösungen herauszuarbeiten, wo die Reise für Innenstädte hingeht", sagt er. Professor Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn erklärt anschließend in seinem Vortrag, wie Mobilität und autonomes Fahren in einer Stadt der Zukunft aussehen könnten.
Unter anderem über den Namen, Uih, hoffen die Projektbeteiligten, Menschen möglichst niederschwellig anzusprechen. "In der Abkürzung steckt eine gewisse Verspieltheit. Wir wollen nicht belehren, sondern Menschen auf Augenhöhe begegnen", sagt Lena Ahner.