Herbstarbeiten in Heilbronn: Warum es nicht ohne die umstrittenen Laubbläser geht
Nutzen und Umweltverträglichkeit von Laubbläsern stehen alljährlich im Mittelpunkt von Diskussionen. Das städtische Betriebsamt hat es jeden Herbst mit Tonnen von Laub zu tun – die Arbeit wird eher mehr.

"Keiner arbeitet gern mit den Dingern", sagt Patrick Bernard ehrlich. Der Vorarbeiter der Arbeitsgruppe Stadtmitte des städtischen Betriebsamts steht am Rande des Gehwegs in der Stuttgarter Straße. Dort befreien seine Kollegen gerade den Trottoir vom Herbstlaub. Verkehrslärm ist zu hören, dazu das laute Dröhnen der Laubbläser.
Die Blasrohre nach vorne gerichtet, pusten drei Mitarbeiter die braun-gelben Blätter in Richtung Arbeitsfahrzeug, ein anderer recht sie unter den Rüssel des Müll-Laub-Saugers. Flutsch – hinein in den Behälter. Die orangefarbene Kolonne zuckelt voran, sie hat noch Arbeit vor sich.
Laubbläser im Herbst im Dauereinsatz: Muss das wirklich sein?
Jedes Jahr aufs Neue wirbeln motorisierte Laubbläser nicht nur Blätter auf, sondern auch eine Grundsatzdiskussion um die Geräte selbst: Muss das wirklich sein, und könnte das Laub nicht umweltverträglicher zusammengerecht oder -gekehrt werden, dazu lärm- und abgasfrei? Für Hausmeisterservices oder Privatleute mag die Frage berechtigt sein. Am Pfühlpark pusten Mitarbeiter einer Firma am selben Morgen nicht einmal eine Handvoll Blätter von blanken Stadtbahnschienen.
Auch die Kommune ist für die Grünpflege und die Verkehrssicherheit auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen und in Parks verantwortlich. Sie steht vor der Aufgabe, in den Pflegebezirken große Mengen an Laub zu sammeln und kompostieren zu lassen. Je nach Witterung müssen die Arbeiter mehrere Durchgänge erledigen. Laub ist eben ein Naturprodukt, "es ist lebendig", sagt Patrick Bernard.
In Heilbronn stehen überdurchschnittlich viele Bäume – viele Tonnen Laub
Die Arbeit werde aber tendenziell mehr, wegen der heißeren Sommer fällt mehr Laub. 2022 kamen im Stadtgebiet 5800 Tonnen zusammen. Zudem stehen in Heilbronn, gemessen an der Einwohnerzahl, überdurchschnittlich viele Bäume, sagt Patrick Bernard. Vor allem Platanen machten einen Haufen Dreck, ihr Laub ist aggressiver, die Pollen können die Atemwege reizen. Im trockenen Zustand wirbeln die Laubbläser neben Laub auch Hundekot, Bakterien, Sporen durch die Luft.
Die Blätter mit den Geräten zum Tanzen zu bringen, mutet von außen betrachtet vielleicht spielerisch an. Über Stunden hinweg kann die monotone Bewegung eine einseitige Belastung für Schulter und Gelenke sein. Auch sind die städtischen Mitarbeiter den Benzin-Abgasen und dem Lärm der Laubbläser über einen längeren Zeitraum ausgesetzt. Ein Knochenjob, sagt Bernard.
Beschwerden wegen Lärm durch Laubbläser
Für die Stadt Heilbronn geht es nicht ohne Laubbläser. Mit ihnen wurde schon früher gearbeitet, damals noch als schiebbare Geräte auf Rollen, weiß Patrick Bernard. Seit 41 Jahren übt er seinen Beruf aus. Bernard kennt die emotionale Debatte um die Laubbläser sehr gut, bei der Sachstelle kommen hin und wieder Beschwerden wegen ihrer Lautstärke an. Die Gruppe achte deshalb darauf, nicht zu lange und immer an unterschiedlichen Stellen im Bezirk unterwegs zu sein.
Er sei offen für Diskussionen um die Werkzeuge, sagt der Vorarbeiter, solange die Argumente solide seien. Viele Leute seien jedoch aus Prinzip gegen die Laubbläser. Etwa, wenn es um Überwinterungsquartieren für Tiere geht. Die Arbeiter lassen rund 30 Prozent des Laubs liegen, kehren es am Alten Friedhof fein säuberlich an den Rand oder unter die Bäume. Finden sie im Park einen Igel, geleiten sie ihn weiter. Anders als von vielen Menschen angenommen, überwintern Eidechsen lieber in Schotter statt in Blätterhaufen. Patrick Bernard deutet auf den Grünstreifen an der lauten, befahrenen Straße: "Hier will kein Igel überwintern."
Akkusauger reichen bei großen Mengen nicht aus
Drei elektrische Akkusauger hat das Heilbronner Betriebsamt im Einsatz für manuelle Arbeiten, etwa in der Innenstadt. Bei den Elektro-Bläsern spielt jedoch der Kostenfaktor eine Rolle, die Akkus sind teuer. Für größere Laubmengen, wie sie das Betriebsamt zwischen Oktober und Dezember pustet und sammelt, reichen die Leistung und der Akku der Geräte noch nicht aus.
Umweltschützer wie der BUND Heilbronn-Franken kritisieren, dass Laubbläser für viele Kerb- und Kleintiere gefährlich, sogar tödlich sind. Die Mixtur aus Schimmelsporen, Hundekot, Bakterien und Keimen, die Abgase der motorbetriebenen Laubbläser und der Lärm, der bei manchen Geräten der eines Presslufthammers entspreche, sei für Menschen wie Tiere schädlich. Schonender seien Rechen oder Straßenbesen, so der BUND.