Klimaschützer demonstrieren mit Mundschutz
Die Fridays-for-Future-Aktivisten haben unter strengen Auflagen eine Kundgebung auf dem Kiliansplatz organisiert. Auf bunten Steinen haben die Jugendlichen ihre Forderungen verteilt.

Rund 50 Aktivisten haben sich am Freitagnachmittag auf dem Kiliansplatz in Heilbronn zum globalem Klimastreik versammelt. Sie wollen auch in Zeiten von Corona ein Signal für mehr Klimaschutz setzen.
In enger Absprache mit dem Ordnungsamt haben sich die Veranstalter aufgrund der derzeit geltenden Kontaktsperre für eine stationäre Kundgebung entschieden und nicht wie für den sonst üblichen Demonstrationszug durch Heilbronn. "So ist es deutlich einfacher, die Auflagen der Stadt einzuhalten", erklärt Mitorganisator Ben Huber, der darauf achten muss, dass sich jeder Teilnehmer in eine Anwesenheitsliste einträgt, um im Falle einer Infektion alle erreichen zu können.
Alle tragen Mundschutz
Zudem sind alle Aktivisten dazu verpflichtet, einen Mundschutz während der gesamten Versammlung zu tragen sowie mindestens 1,50 Meter Abstand voneinander zu halten. "Ich habe einen Meterstab dabei", betont Polizist Edgar Gurr, der als Einsatzleiter der Demonstration ein Auge auf die Einhaltung der Auflagen hält. Den wolle er aber nicht zücken: "Mir ist wichtig, dass ihr euch an die Abstands- und Hygienregeln haltet, dann ist alles gut." Ben Huber hat dafür vollstes Verständnis: "Wir stellen uns dieser Verantwortung und nehmen die Einschränkungen gerne in Kauf."
Es ist zwar nicht die erste Fridays-for-Future-Versammlung, bei der der Einsatzleiter Edgar Gurr nach dem Rechten sieht, in Zeiten von Corona ist es aber eine Premiere: "Ich nenne das einen Versuchsballon." Seit Corona habe es keine öffentlichen Versammlungen mehr gegeben. "Wenn alles funktioniert, dann könnten wir künftig auch andere Demonstrationen abwickeln." In der Tat läuft alles friedlich an diesem sonnigen Freitagnachmittag, wie das Polizeipräsidium Heilbronn später bestätigt. Zwischenfälle gibt es keine.
Dafür jede Menge bunt bemalte Steine mitten auf dem Kiliansplatz, auf denen die Aktivisten ihre Wünsche fürs Klima notiert haben. In Algahed Obais Fall ist das mehr Aufklärung und die schrittweise Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken. "Viele haben den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden", betont der Abiturient. Gegen die Corona-Krise habe die Politik diverse Maßnahmen ergriffen, warum nicht auch gegen die Klimakrise?
Weniger Autos in der Krise
Laura Kesch kann der Corona-Krise auch etwas Positives abgewinnen: "Viel weniger Autos sind auf den Straßen unterwegs und die meisten Flüge sind gestrichen, das ist ein Vorteil." So hätten bereits viele Länder ihre Kohlendioxid-Ziele erreicht, wenn auch unfreiwillig. Die 17-Jährige freut sich, nach der langen coronabedingten Zwangspause wieder auf das Klima aufmerksam zu machen. Das sei durch die Krise zu sehr in den Hintergrund gerückt.
Aktivisten wollen effektiv informieren
Peter Titus von Parents for Future sieht das ähnlich: Die Streiks im Internet seien offensichtlich nicht wirksam genug. Viele würden die aktuellen Probleme gar nicht wahrnehmen. Präsent vor Ort auf das Thema aufmerksam zu machen, sei um einiges effektiver. Einer der jüngsten Aktivisten an diesem Tag dürfte der 12-jährige Matti Krips sein. Mit Blick auf Corona fragt er sich: "Wenn die Politik auf Virologen hört, warum nicht auch auf Klimaforscher?" Für den Sechstklässler steht fest: "Wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden."
Matti Krips ist seit einem Jahr in in der Fridays-for-Future-Bewegung aktiv, hat extra ein Lied komponiert, dass er bei jeder Versammlung singt. "Neustart Klima" bringt an diesem Nachmittag viele Aktivisten zum Mitsingen - und wer weiß, vielleicht auch den einen oder anderen Passanten zum Umdenken.