Kahlschlag rund um historische Villa Fuchs in Heilbronn
Arbeiter rücken früh morgens an und entfernen Bäume und Büsche von 1,3-Hektar-Areal rund um die denkmalgeschützte Villa Fuchs im Heilbronner Osten. Einige Nachbarn sind über das Vorgehen des neuen Eigentümers empört.

Am Morgen des 2. Januar rückten die Männer mit den Motorsägen an. Dann flogen die Holzspäne und fielen die Stämme rund um die Villa Fuchs im Heilbronner Osten, einen Steinwurf von der Jägerhausstraße entfernt. Das imposante Gebäude aus dem Jahr 1913 und steht seit rund acht Jahren leer. Im Dezember hat Roland Hertner das 1,3 Hektar große Areal vom Diakonischen Werk gekauft - Hertner ist Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe für Gebäudetechnik.
Nachbarn beschweren sich
Die Abholzung des Areals an einem Wochenende hat unter den Nachbarn für Missstimmung gesorgt. "Wir können nicht nachvollziehen, wie so etwas in einer Nacht-und-Nebel-Aktion möglich ist, ohne Genehmigung und ohne die Nachbarn zu informieren", beschwert sich Nachbar Ulrich Frimmer. Er bedauert, dass die Diakonie als Vorbesitzerin ihr Interesse an dem Kleinod verloren hat. "Der Investor betreibt jetzt diese unangekündigte Rodungsaktion und niemand hat eine Ahnung, was er danach mit dem Gelände vorhat."
Auch Nachbarin Christina Tecklenburg ist empört. "So eine Aktion an einem Wochenende durchzuziehen, ist schlechter Stil. Dann, wenn kein Amt erreichbar ist", sagt die Heilbronnerin. "Man konnte sich nicht wehren." Kommunikation, Denkmal- und Naturschutz hätten keine Rolle gespielt. "Das finden wir sehr traurig." Auch, dass die Kastanienallee von der Straße Am Seelesberg zur Villa vor Jahren abgeholzt wurde - ohne sie je neu zu pflanzen. Für sehr ungeschickt hält auch Klaus Kölle das Verhalten. "Er darf ja roden. Aber mehr Information wäre gut gewesen", sagt der Heilbronner Unternehmer. "Stattdessen hat er Fakten geschaffen. Das hat ein Geschmäckle."
Entscheidung über Zukunft des Areals noch nicht gefallen
Roland Hertner versichert, die Kastanienallee gemäß der Vorgaben des Denkmalamts neu anpflanzen zu lassen - auch die geschützten Buchen bleiben stehen. "Die Arbeiten am Wochenende durchzuführen, war unglücklich", räumt der Unternehmer ein. Rodungen müssten bis Ende Februar abgeschlossen sein. "Wann genau das beauftragte Unternehmen loslegt, war nicht genau festgelegt." Ein Antrag sei nicht notwendig gewesen, das bestätigt auch eine Sprecherin der Stadt.
Die Verpflichtung, auf dem unteren, knapp 50 Ar großen Areal 72 Wohnungen zu errichten, werde er erfüllen. "Demnächst stellen wir den Bauantrag. Im dritten oder vierten Quartal kann es losgehen", sagt Hertner. Auch für das Areal um die Villa habe er die eine oder andere Idee, es gebe verschiedene Möglichkeiten - auch Seniorenwohnungen seien darunter. "Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen", sagt Hertner.
Streit hat lange Geschichte
Die Auseinandersetzung, was mit Villa und Grundstück passieren soll, besteht seit Jahren. Pläne des Vorbesitzers, des Diakonischen Werks, mit den Millionen-Erlösen aus dem Wohnungsverkauf die Villa zu sanieren und einen Kindergarten zu bauen, scheiterten nicht zuletzt am Widerstand einer Bürgerinitiative, wie deren stellvertretender Geschäftsführer, Raphael Hoffmann, sagt.

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