Jüdischer Chanukka-Leuchter an der Allee beschädigt
Über Weihnachten wurde an der Allee in Heilbronn der Chanukka-Leuchter der jüdischen Gemeinde beschädigt. Hat die Tat einen politischen Hintergrund?

Die Polizei berichtet von einer „sensiblen Sache“, kann sich aber noch nicht abschließend äußern, ob es sich um eine politische Tat handelt oder um einen dummen Streich.
Wie ein Sprecher auf Stimme-Anfrage sagte, werde der Staatsschutz eingeschaltet: Am Montag stellte ein Passant gegen 9.45 Uhr fest, dass der etwa drei Meter hohe Chanukka-Leuchter, der auf der Allee bei der Synagogengasse aufgestellt ist, beschädigt wurde.
Viele Gläubige fühlen sich vor den Kopf gestoßen
Der neunarmige Leuchter war von der Jüdischen Gemeinde anlässlich des Chanukka-Fests, das traditionell mit der Weihnachtszeit zusammenfällt, aufgestellt worden. Mehrere Lampen und die dazugehörigen Gaskartuschen wurden von unbekannten Tätern heruntergeschlagen. Über den genauen Tatzeitpunkt und die Schadenshöhe können noch keine Angaben gemacht werden.
Das Polizeirevier Heilbronn, Telefonnummer 07131 1042500, hofft noch auf Hinweise von Zeugen der Sachbeschädigung.
Ein Sprecher des Freundeskreis Synagoge berichtet, viele Gläubige seien „wie vor den Kopf gestoßen“. Der Verein bitte als Zeichen der Solidarität um Spenden für die finanziell nicht gut ausgestattete Jüdische Gemeinde: IBAN DE 73 620500001230031855.
Kommentar: Grenzenlose Dummheit
Von Kilian Krauth
Handelt es sich um einen dummen Jungenstreich oder um eine Tat mit antisemitischem Hintergrund? Diese Frage muss alle umtreiben, die folgende Polizeimeldung vom Zweiten Weihnachtsfeiertag hören: Am Chanukkaleuchter der jüdischen Gemeinde an der Allee 4 wurden am Montag alle neun Lampen zerstört.
Die Behälter wurden nicht vom Winde verweht. Die Tat geschah mutwillig, denn die mit Kartuschen bestückten Lampen waren in drei Metern Höhe angebracht und saßen passgenau in ihren Halterungen.
Wie ein Polizeisprecher auf Stimme-Anfrage sagte, liege kein Bekennerschreiben vor, Hinweise auf mögliche Täter fehlten. „Wegen der Sensibilität der Sache“ gehe er aber davon aus, dass sich der Staatsschutz darum kümmert. Schließlich könne man die Tat nicht einfach unter einer an Wochenenden üblichen Sachbeschädigung abbuchen.
Fest steht: Tatort und Gegenstand sind äußerst symbolträchtig. An der Allee 4 stand bis zur Zerstörung durch den rechtsextremistischen Mob 1938 die jüdische Synagoge. Beim Chanukkaleuchter handelt es sich um ein Zeichen der Befreiung Israel, das in Heilbronn übrigens erst seit wenigen Jahren wieder in aller Öffentlichkeit zu sehen ist: als Zeichen des friedlichen Miteinanders.
Kein Wunder, dass ein Sprecher des Freundeskreises Synagoge berichtet, viele Heilbronner Juden seien „wie vor den Kopf gestoßen“. Dies muss alle nachdenklich machen. Wir sollten uns davor hüten, solche Vorfälle herunterzuspielen. Wir müssen sie als das darstellen, was sie sind: grenzenlose Dummheiten, die wir in unserer Stadt und in unserem Deutschland nicht dulden.
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Stimme.de
Kommentare
Silke Weber am 27.12.2017 11:35 Uhr
Herr Krauth hat vollkommen Recht: grenzenlose Dummheit - und blinde Wut füge ich hinzu! Was müssen das für arme Menschen sein, die so etwas nötig haben? Was kommt denn als nächstes, man muss ja Angst haben, dass unsere Kirchen, unsere Weihnachtssymbole, unsere Glaubenssymbole solcher Dummheit auch zum Opfer fallen. Wenn hier Antisemitismus der Grund für blinden Hass und Zerstörung ist, wovon man wohl ausgehen kann, dann sind Christen als sogenannte "Ungläubige" auch nicht sicher vor so viel Wut und Hass, der gerade die ganze Welt terrorisiert!
am 26.12.2017 19:53 Uhr
Politscher Hintergrund ?
Eindeutig, ja was denn sonst ? Das sind Entweder , oder :
a) Rechtsradikale, wie im Artikel schon angedeutet, als Anstifter
b) radikale Islamisten die eine anti Israelische Stimmung erzeugen möchten
c) Jugendliche Arbeitslose die keine Perspektive in dieser Gesellschaft sehen
d) entwurzelte Flüchtlinge Israel niemals aufnehmen würde...