Jahreswechsel in Heilbronn: Keine Nacht wie jede andere
An zahlreichen Spielorten in der Heilbronner Innenstadt wurde gediegen gefeiert. Kultur und ein gutes Essen mit Freunden standen an Silvester hoch im Kurs. Erstmals nach der Pandemie ohne Auflagen konnte das Parkhotel Gäste auf verschiedenen Stockwerken bewirten.

Die ersten Böller erscheinen schon am Nachmittag am Himmel über Heilbronn. Man kann es ablehnen. Der Faszination entziehen kann man sich nicht, wenn Kinder wie Lenard und Lea bei jedem Silberstreif, der donnernd und zischend gegen 18.30 Uhr schon über ihren Köpfen erscheint, vor Freude jauchzen.
Die beiden müssen gleich ins Bett, sollen vorher aber auch was von Silvester haben, wie ihr Onkel Gezim Zuferi sagt. Kinderkracher und Lichteffekte spiegeln sich am Götzenturm im Neckar. Er, die Familien seiner Brüder und die Eltern feiern anschließend zu Hause, "ganz gemütlich, mit ganz viel Essen".
Fast wie in einer Sommernacht
Eine weitere Rakete zischt ab. Zuferi strahlt über das Lachen der Kinder: "Wenn die beiden glücklich sind, sind wir es auch." Und was wünscht er sich vom neuen Jahr? "Das, was alle wollen: Frieden, Ruhe und Gelassenheit." Weil es so warm ist, fühlt sich die Silvesternacht an wie ein lauschiger Spätsommerabend.
Bis weit nach Mitternacht reißen die Böller nicht mehr ab. Es sieht so aus, als hätten die Menschen nach zwei Jahren mit pandemiebedingten Einschränkungen etwas nachzuholen. Wer in Heilbronn wohnt, verabredet sich mit Freunden auf einem der Hügel über der Stadt. Im Parkhotel wird zum ersten Mal seit der Fertigstellung 2020 Silvester ohne Auflagen gefeiert. Rund 350 Gäste verteilen sich auf das Brauhaus, die Bar und das Restaurant im Panorama-Saal.
Die Tische sind stilvoll eingedeckt. Das Geschäftsführergespann Marcel Küffner und Nina Schittenhelm ist zufrieden: Sie sind ausgebucht. Zirka 50 Servicekräfte sorgen sich um das Wohl der Gäste.
Frieden, glückliche Gäste und Gesundheit
Personal ist auch hier ein großes Thema. "Aber wir haben ein super Team", sagt Schittenhelm. "Wir bekommen es gut hin." Manche Gäste kommen mit der Stadtbahn. Andere übernachten im Haus. "Wir bieten am Sonntag ein Langschläferfrühstück an", sagt Gastronom Marcel Küffner. Das Silvester-Wochenende nutzen viele als Auszeit - und fahren nach einem netten Abend mit einem Büfett im Brauart, Fingerfood an der Bar oder einem 5-Gang-Menü im Restaurant nur noch Fahrstuhl.

Für Stimmung sorgt im Erdgeschoss die Band "Timeless" aus Heidenheim an der Brenz. "Für mich ist es einfach, an Silvester auf der Bühne zu stehen", sagt Musiker Lars Neumuth: "Meine Frau Nadine ist ja immer dabei." Oldies, Schlager, Discofox, gespielt wird bis 2 Uhr, "wenn die Stimmung gut ist, auch länger", so Neumuth. Nach dem Essen füllt sich die Tanzfläche schnell mit Paaren, die noch Standard tanzen können.
"Frieden und Aufträge" wünscht sich Barpianist Damir Brajlovic vom neuen Jahr. Auf "immer glückliche Gäste" möchte die Food- und Beverage-Managerin im Heilbronner Parkhotel, Wilma Beckmann, 2023 nicht verzichten. Und Peter Bauer aus Oedheim hofft auf "Frieden in der Welt, Wertschätzung und Mitgefühl anderen Menschen gegenüber: Das darf ruhig wachsen."

Mit jeweils 124 Personen ausgebucht sind auch die beiden Vorstellungen auf dem Theaterschiff. Dort wird "Der Eintänzer" gegeben, eine Revue mit Liedern und Szenen aus den Goldenen Zwanzigern. "Klar" sei man happy, dass man dieses Jahr an Silvester wieder feiern dürfe, sagt Jochen Wieland, der zweite Vorsitzende des Theaterschiffvereins.
Gemeinsam feiern dort die Ehepaare Watzke und Germann: "Wir wollen bis nächstes Jahr bleiben", sagt Anneliese Watzke kurz vor Beginn der zweiten Vorstellung lachend. Theater - ob Großes Haus oder kleine Kulturinitiative - gehört für die rüstige Rentnerin zu einem stilvollen Jahreswechsel dazu. Und wird sie gefragt, was sie sich für 2023 wünscht, sagt sie: "Gesundheit." Dann könne man nämlich alle Katastrophen gut bewältigen.


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