Hinter der Stadtgalerie gibt's nun eine Craftbier-Bar
Die Heilbronner Gastronomie-Szene ist seit wenigen Tagen um ein Lokal reicher. Ein paar Schritte von der Neckarmeile entfernt, bieten Irena und Zdenek Prokop eine Vielzahl an Bieren an. Stimme.de hat - ausschließlich zum Nutzen der Leser - schon einmal probiert.

Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit liebäugeln Irena und Zdenek Prokop schon länger. Irgendwas mit Bier, das wär's. Wundern muss das niemanden, Zdenek Prokop ist schließlich Braumeister. Im zurückliegenden Herbst wird es ernst. Irena Prokop kündigt ihre Stelle im Personalbereich der Lidl-Stiftung. "Eines war mir klar geworden: Wenn ich in Vollzeit arbeite, dann habe ich nicht den Nerv und die Energie, mich um die Selbstständigkeit zu kümmern."
Nun, ein dreiviertel Jahr später, steht die 35-Jährige, die inzwischen ausgebildete Biersommelière ist, als Inhaberin einer Craftbier-Bar am Zapfhahn und füllt die ersten Gläser. Craftelicious heißt das Lokal zwischen Stadtgalerie und Götzenturm.
Sich Zeit für die Gäste nehmen, um die Biere zu erklären

"Wir wollen es langsam angehen und haben bewusst keine Werbung gemacht. So kann man sich anfangs mehr Zeit nehmen für die einzelnen Gäste", sagt Irena Prokop. Ihr ist bewusst: Unbekannte Biere mit teils außergewöhnlichem Geschmack sind erklärungsbedürftig.
Ehemann Zdenek schafft parallel weiterhin als Braumeister bei Palmbräu in Eppingen, zuvor war er in der bekannten Budweiser-Brauerei tätig. In Budweis hatten sich die Neckarsulmerin und der gebürtige Tscheche einst kennengelernt.
Das Konzept für die neue Bar hat das Ehepaar gemeinsam ausgeheckt. Zehn Fassbiere soll es mal im Ausschank geben, anfangs sind es fünf. Zum festen Repertoire gehören Alpirsbacher Pils sowie Palmbräu Original und das sogenannte Bier des Monats aus Eppingen. Aus den restlichen Zapfhähnen sollen wechselnde Biere fließen.
Hinzu kommen aktuell 20 verschiedene Flaschenbiere mit Spezialitäten, die allenfalls Kennern vertraut sind. Die Prokops sind ständig auf der Suche nach neuen Genüssen, auf den Getränkegroßhandel wollen sie sich dabei nicht verlassen. "Zuletzt waren wir im Baltikum unterwegs und haben von dort Bierkisten mitgebracht", erzählt Irena Prokop. Mit bunten Etiketten versehen, warten die "Exoten" nun im Kühlregal auf experimentierfreudige Gäste.
Ein Mix aus rustikalem und industriellem Charme

Apropos bunt: Die Polsterbezüge im Inneren der Bar sind in verschiedenen Blautönen und in Grün gehalten. Chic sieht das aus. Hinzu kommen rustikale Tische und dank der grauen Lampenschirme sowie nackter Wände im Steinlook ein industrieller Charme.
Sehr wahrscheinlich, dass die Besucher in diesem Ambiente über das Thema Craftbier fachsimpeln. Der Begriff verwässerte zuletzt, da inzwischen auch große Konzerne von sich behaupten, Craftbiere zu produzieren. Für Irena Prokop ist der Begriff dem Wortsinne entsprechend "ein handwerklich gebrautes Bier, das aus eher kleinen oder mittelständischen Brauereien stammt". Die Debatte sieht sie ohnehin pragmatisch: "Solange es getrunken wird, hat jedes Bier seine Existenzberechtigung."
Hinter Craftelicious steht übrigens keine Brauerei, die Prokops wollen sich nicht durch vertragliche Bestimmungen abhängig machen. Dass der Name des Lokals nicht jedem einfach über die Lippen geht, diese Erfahrung hat Irena Prokop bereits gemacht. "Meinen Eltern, dem Verpächter und dem Makler mussten wir den Namen erstmal erklären", sagt die 35-Jährige schmunzelnd. Die Neuschöpfung ist ein Wortspiel aus den englischen Begriffen für handwerklich und köstlich. "Wir haben unser Konzept mit viel Herzblut ausgearbeitet. Da wollten wir keine Kompromisse eingehen." Schon gar nicht beim Namen.
Weitere Ideen und Vorgeschichte
Zum Konzept der Bar gehören auch Veranstaltungen wie die geplante Halloween-Fete sowie Tastings. Für die Verkostungen können sich Interessierte bereits anmelden. Am Standort mit dem markanten Scheunentor befand sich ab Mitte der 1990er-Jahre Rauers Weinstube, die Weinstube Zinser folgte ihr. Zuletzt war in der Fischergasse 1 ein Imbiss vertreten, der Vulcano genannte Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen im Angebot hatte. Nach dessen Ende hatten Makler und Verpächter, so schildert es Irena Prokop, eine Art Wirtshaus als Nachfolger im Visier. Doch dann kam der Entwurf für Craftelicious ins Spiel. Er überzeugte.

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