Manche Heilbronner nutzen Ende der Ausgangssperre auch für Ansammlungen
Warme Temperaturen und das Ende der nächtlichen Ausgangssperre in Heilbronn haben die Menschen am Wochenende in Scharen ins Freie gelockt. Nicht immer wurde dabei aufs Abstandhalten geachtet.

Es ist geschafft. Drei Tage hintereinander lag der Inzidenzwert in Heilbronn unter 50, das bedeutet ein vorläufiges Ende der nächtlichen Ausgangssperre. In Kombination mit den frühlingshaften Temperaturen zog das die Menschen am Samstag und Sonntag verstärkt nach draußen. Mancherorts kam es zu regelrechten Ansammlungen.
Samstag, 21 Uhr. Der Verkehr auf den Straßen in der Heilbronner Innenstadt ist fast genauso ausgeprägt wie zu Nicht-Corona-Zeiten. Wo all die Leute trotz weiter bestehenden Kontaktbeschränkungen und geschlossener Gastronomie hinfahren, bleibt zunächst ein Rätsel. Bis man ihnen folgt und dadurch auf dem Parkplatz beim Kaiser’s Turm landet. Der ist gerammelt voll. Es herrscht ein stetes Kommen und Gehen.
Ein Jugendtreff auf dem Parkplatz
Hier befinden sich weit mehr als hundert junge Leute, die in kleinen Gruppen an ihren Autos zusammen stehen. „Früher gab es den Tuning Treff auf dem Obi-Parkplatz, das hier ist quasi der Nachfolger, ein Jugendtreff mit schönen Autos“, klärt Ömer Kalacos. Junge Menschen wollen raus, zusammen chillen, den Corona-Alltag vergessen und weil eben sonst alles zu hat, treffe man sich hier.
„Vor der Ausgangssperre war das hier jeden Freitag und Samstag, immer“, ergänzt Freundin Yasemin Türkmen. Deswegen benötigte es jetzt auch gar keinen Aufruf, die Leute wissen es einfach. Dass der Abstand nicht überall eingehalten wird, keiner eine Maske trägt, stört die Freunde nicht. „Wir bleiben unter uns.“
In der Innenstadt selbst ist weniger los
Es ist nicht der einzige Parkplatz, in dem sich in dieser Nacht mehrere Autos trafen, berichtet Matthias Strohsack, am Sonntag Polizeiführer vom Dienst. Es wurde kontrolliert, teilweise Platzverweise ausgesprochen, Anzeige erstattet und Personalangaben aufgenommen. Gegen zwei Uhr nachts habe sich die Lage dann beruhigt.
In der Innenstadt ist deutlich weniger los. Vereinzelt sind Fußgänger unterwegs, hin und wieder auch kleine Grüppchen junger Männer. An der Haltestelle am Marktplatz warten wenige auf Bus und Bahn. Zwei Anfang-Zwanzigjährige schlendern durch die Sülmerstraße. „Wir sind auf dem Weg zu einem Freund“, erzählen sie. So ganz geheuer ist es ihnen aber nicht, draußen herum zu laufen. „Auch wenn die Ausgangssperre weg ist, Corona ist ja noch da.“
Menschenansammlungen vermeiden die beiden, Händeschütteln muss nicht sein. „Wir haben beide alte Eltern, die wir auch mal besuchen wollen, da können wir uns das nicht erlauben“, findet der 24-Jährige. Sein 22-jähriger Mitbewohner ergänzt: „Wir genießen es jetzt einfach mal, draußen zu sein.“
Pfühlpark als beliebter Anlaufpunkt
Das galt offensichtlich am Samstagnachmittag schon für viele Menschen, die es bei strahlendem Sonnenschein nach draußen zog. Im Pfühlpark zogen dutzende ihre Runden und noch mehr tummelten sich auf dem Spielplatz. Die Maskenpflicht für jeden über 14 wurde von den meisten ignoriert. „Wir wollten eigentlich durch den Park, aber jetzt gehen wir lieber außen herum“, meinen Kevin Schweizer und Kristina Liebler mit Blick auf die vielen Menschen.
Lange Schlange am Sonntag vor den Eisdielen
Auch am Sonntag herrscht wunderschönes Frühlingswetter, die Schlange vor den Eisdielen ist lang. „Es ist so schön, draußen zu sein“, sagt Luigi Magrì gutgelaunt, während er an seinem Eis schleckt. Er ist mit dem Fahrrad von Neckarsulm extra nach Heilbronn gefahren, um sich diese Leckerei zu gönnen. Ähnlich voll ist es am Neckarufer, bei der Kaffeebucht gibt es alkoholfreie Cocktails, im Wertwiesenpark spielen Kinder, es wird gepicknickt, ein Drache fliegt durch die Luft. Maske trägt hier keiner.
„Die eigenen Wände hat man genug gesehen“
„Die eigenen Wände hat man genug gesehen“, sagt Nicole Coban. Auch sie ist zusammen mit ihrem Mann Nejdet und den Kindern Nelio (7) und Nerian (4) in den Wertwiesenpark gegangen, die Familie spielt zusammen Fußball und ist fröhlich. Dass die Corona-Zahlen wegen des Frühlingswetters wieder steigen könnten, halten sie für möglich und sogar wahrscheinlich. „Aber wir hoffen, dass sie es nicht tun“, sagt der 45-jährige Nejdet Coban.