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Heilbronner Buga-Brücke: Der langsamste Blitz aller Zeiten

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Der Weg zum sogenannten Zukunftsbahnhof Heilbronn ist lang und holprig. Nun steht fest: Die Fertigstellung der Buga-Brücke plus neuem Umfeld zwischen Hauptbahnhof und alter Post zieht sich bis ins Frühjahr hinein.

Die 190 Meter lange und bis zu 26 Meter hohe Buga-Brücke ist schon weithin sichtbar, aber noch nicht fertig. Foto: Mario Berger
Die 190 Meter lange und bis zu 26 Meter hohe Buga-Brücke ist schon weithin sichtbar, aber noch nicht fertig. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Schon vor einigen Jahren hat die Deutsche Bahn AG bundesweit 16 Bahnhöfe zu sogenannten Zukunftsbahnhöfen ernannt, und zwar in verschiedenen Größenordnungen, vom Metropolbahnhof bis zum Regionalbahnhof, auch den Heilbronner. Die Bahn testet hier Konzepte und Angebote für Reisende: vom Service bis zur Wartesituation, aber auch bauliche Maßnahmen werden unter dem Begriff subsummiert, etwa behindertengerechte Bahnsteige oder die Aufwertung von Unterführungen und des Umfeldes.

Ursprünglich als Buga-Markenzeichen gedacht

Reisende warten schon lange auf einen weiteren Schritt in Richtung Zukunftsbahnhof: eine bereits weithin sichtbare Fußgänger- und Fahrradbrücke zwischen Hauptbahnhof und Neckarbogen, offiziell Buga-Brücke genannt, aber auch Blitz, wegen ihrer Form.

Der Entwurf der Ingenieure Peter und Lochner sowie der Architekten Arch22 war schon 2014 aus einem Wettbewerb hervorgegangen. Ursprünglich hätte das Bauwerk als eine Art Markenzeichen schon zur Buga 2019 stehen sollen. Wegen der komplizierten Abstimmung mit dem Zugverkehr, daraus resultierend knappem Baufenster und Kostensprüngen auf zuletzt 19 Millionen Euro wurde der Spaten aber erst im April 2020 angesetzt. Eigentlich sollte im Oktober 2021 alles fertig sein. Im städtischen Bauausschuss war diese Woche recht vage von einer Einweihung "im Frühjahr 2022" die Rede.

Auf Stimme-Nachfrage begründete das Rathaus die Verzögerung mit "Schwierigkeiten seitens der bauausführenden Firma". So seien wichtige Arbeiten wie Montage-, Korrosionsschutz- und Asphaltarbeiten aus dem Zeitplan in die Schlechtwetterphase gerückt.

Platzgestaltung 69 Prozent zu teuer

Im Blickpunkt der Bauausschusssitzung stand - zumindest im öffentlichen Teil - aber nicht die Brücke, sondern ihr südliches Vorfeld, also der Bereich zwischen Bahnsteig 1, Bahnhofsgebäude und historischem Postamt. Eigentlich hätte die Neugestaltung dieses Platzes vergeben werden sollen. Doch nach der Ausschreibung war im Rathaus nur ein überhöhtes Angebot eingegangen, nämlich das der Firma Mayer GmbH Garten- und Landschaftsbau aus Leutenbach, die mit 250.000 Euro 69 Prozent über einer vorherigen Kostenaufstellung lag. Deshalb beschlossen die Stadträte nach langer Debatte, die Arbeiten neu auszuschreiben.

Die hohen Kosten seien im Wesentlichen auf die schwierige Situation im Bausektor zurückzuführen, also hohe Material- und Einkaufspreise, kritische Lieferketten, aber auch Personalnot. Deshalb zweifelte Baubürgermeister Wilfried Hajek, ob eine Neuausschreibung ein besseres Ergebnis ergibt. Es bestehe sogar das Risiko, überhaupt kein Angebot mehr zu erhalten. Und: "Aus zeitlicher Sicht sollten die Arbeiten mit der Eröffnung der Brücke im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein."

Rege Debatte im Ratsrund

Dagegen machte sich vor allem CDU-Stadtrat Thomas Randecker für die Neuausschreibung stark. "Wir können hier ein Zeichen setzen, dass wir nicht alles akzeptieren." Gleichzeitig beklagte er, dass sich bereits der Brückenbau selbst verteuert hat. Ähnlich sah es Herbert Tabler (SPD). Sylvia Dörr (FDP) warnte indes "zähneknirschend" vor einer weiteren Verzögerung.

Der Aufgangsbereich am Hauptbahnhof soll zur Einweihung im Frühjahr umgestaltet sein. Foto: Mario Berger
Der Aufgangsbereich am Hauptbahnhof soll zur Einweihung im Frühjahr umgestaltet sein. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Marianne Kugler-Wendt (SPD) erfuhr auf Anfrage, dass der Vorplatz am anderen Brückenende im Neckarbogen erst nach 2022 angelegt wird. Eine Reduzierung des Standards wie es Michael Seher (AfD) gefordert und Wolf Theilacker (Grüne) angeregt hatte, koste Zeit und weitere Planungsgelder, warnte Hajek, zudem sei alles auch für Sehbehinderte ausgerichtet.

Platzgestaltung am Treppenaufgang

Die betreffender Fläche wird wegen der "schwierigen Topografie", so Hajek, im wesentlichen asphaltiert, wobei ein Blindenleitsystem integriert wird, welches den Bahnhofsvorplatz, die Treppenaufgänge der Brücke, den Aufzug und den Bahnsteig 1 verbindet. Nach Süden soll alles durch eine Hecke begrenzt werden. Zum Brückenaufzug hin werden Sitzbänke installiert. Unter den Treppenläufen wird Basaltpflaster verlegt. Beleuchtet wird das Ganze über teils vorhandene Mastleuchten, teils über neue Beleuchtungselemente an der Brücke.

 
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Kommentare

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am 09.12.2021 14:11 Uhr

Bitte die Ufo-Parkplätze nicht vergessen grinsen

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Philipp Krebs am 09.12.2021 14:09 Uhr

Na dann hoffen wir mal, dass dann die leute weniger e-scooter fahren und mehr laufen (über die Brücke) ist sicherlich gut für jedermanns fitness

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