Heilbronn setzt sich ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz
Die Stadt Heilbronn hat sich vorgenommen, schon 2035 die Neutralität bei Treibhausgasen zu erreichen. Dafür stellt die Verwaltung einen erweiterten Masterplan im Gemeinderat zur Diskussion.

Heilbronn erhöht die Schlagzahl beim Klimaschutz und strebt an, die Neutralität bei Treibhausgasen bereits bis zum Jahr 2035 zu erreichen. Bislang galt als Zielwert das Jahr 2050. Als Vorbild vorangehen wird, wie Oberbürgermeister Harry Mergel am Freitag (27.01.2023) vor Medienvertretern im Rathaus sagte, die Verwaltung: "Wir wollen schon 2030 klimaneutral sein." Am Montag (30.01.2023) wird der Gemeinderat in seiner Sitzung, die um 15 Uhr im Großen Ratssaal beginnt, den erweiterten Klimaschutz-Masterplan beraten und die Verwaltung beauftragen, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Gesetzt werden soll auf dem Weg zur Klimaneutralität vor allem auf folgende zentrale Aspekte: Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Gebäuden und Freiflächen, Förderung von Windenergieanlagen und Wärmenetzen, energetische Sanierung von Gebäuden, Bau klimafreundlicher Neubauten und Senkung der Emissionen im Verkehr. "Wichtige Voraussetzung ist, dass alle an einem Strang ziehen: Bürgerschaft, Wirtschaft und Verwaltung", betonte Mergel die Bedeutung des klimapolitischen Gesamtpakets.
Kosten: sechs Milliarden Euro
Um die Ziele bis 2035 zu erreichen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Wie Jan Markus Mücke von der Energielenker Projects GmbH sagte, liegt die geschätzte Gesamtsumme bei sechs Milliarden Euro. Allein für die energetische Sanierung ihrer Liegenschaften muss die Verwaltung bis dahin rund 400 Millionen Euro aufwenden. Für den Heilbronner Baubürgermeister Andreas Ringle ist klar: "Diese Summen können nicht ohne finanzielle Unterstützung von Bund und Land geschultert werden." Für OB Mergel steht zudem fest: "Die Maßnahmen werden Folgen für den Etat 2024/2025 haben."
Dass Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe ist, machte auch Dr. Bettina Schmalzbauer deutlich. Dabei blickte die Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz auf die größten Energieverbraucher und CO2-Emittenten: 33 Prozent des Energiebedarfs (Strom, Wärme, Kälte) entfallen auf die Industrie, 30 Prozent auf private Haushalte, 29 Prozent auf den Verkehr, 6 Prozent auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen und 2 Prozent auf kommunale Einrichtungen.
Neun Tonnen Kohlendioxid pro Heilbronner und Jahr
Ein Ansatzpunkt auf dem Weg zur Neutralität von Treibhausgasen in der Stadt sind für Schmalzbauer vor allem die erneuerbaren Energiequellen. Gemeint ist dabei die Reduzierung auf etwa eine Tonne CO2-Ausstoß pro Kopf. Bislang liegt der Ausstoß bei fast neun Tonnen Kohlendioxid pro Heilbronner und Jahr.
Großes Potenzial sieht der erweiterte Klimaschutz-Masterplan auf den Dächern von Heilbronn. Insgesamt könnten hier 2,56 Millionen Quadratmeter Photovoltaik-Module installiert werden. Damit ließen sich mehr als 456 .000 Megawattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Damit können je Verbrauch zwischen 93 .000 und 107. 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. 75 Prozent dieser Leistung sollen bis zum Jahr 2035 erschlossen werden. Darüber hinaus sollen laut Masterplan weitere 89 .000 Megawattstunden jährlich durch Freiflächen-Photovoltaik entlang von Straßen und Bahnstrecken und 347. 000 Megawastunden durch Agri-Photovoltaik auf Feldern erzeugt werden.
Als weitere Energiequelle sollen Windräder zum Einsatz kommen. Dafür sollen etwa 55 Prozent des ausgewiesenen Maximalpotenzials erschlossen werden, was einem Jahresertrag von rund 168 .000 Megawattstunden bei etwa 15 bis 20 Windrädern entsprechen würde. Windenergieanlagen stehen im Stadtgebiet von Heilbronn noch nicht. Oberbürgermeister Mergel könnte sich beispielsweise eine Fläche beim Reisberg (A 81) vorstellen.