Rad- und Fußweg im Lerchenbergtunnel: Heilbronner Gemeinderat gibt grünes Licht
Die Pläne sind umstritten: Auf einer ehemaligen Bahntrasse und im stillgelegten Lerchenbergtunnel soll ein Fuß- und Radweg entstehen. Die Kosten des Projekts betragen mehrere Millionen Euro.

Fußgänger und Radler sollen den ehemaligen Tunnel der Bottwartalbahn nutzen. Der Gemeinderat hat mehrheitlich das Projekt beschlossen, mit dem Bau könnte 2026 begonnen werden. Die Pläne stehen in Teilen des Gremiums in der Kritik: Während Befürworter davon ausgehen, dass der später beleuchtete Tunnel rege genutzt wird, bezweifeln gerade das die Kritiker. Die Umsetzung ist trotz der Zustimmung unklar – wegen der Finanzierung.
Oberbürgermeister Harry Mergel sicherte zu: Sollten Zuschüsse ausbleiben, werde man reagieren. Derzeit geht das Rathaus davon aus, dass Heilbronn 1,7 Millionen Euro bezahlen muss, den Rest übernehmen Bund und Land. Gesamtkosten inklusive Anschlussstrecken zum Pfühlpark und der Bottwartalbahntrasse: 11,8 Millionen Euro.
Die Freude beim Zusammenschluss Erlebnisweg Lerchenbergtunnel ist groß. "Als treibende Kraft freut es uns als Verein natürlich sehr, dass wir durch unsere jahrelange Öffentlichkeitsarbeit den Mehrwert des Projekts für Heilbronn herausstellen und eine Mehrheit des Gemeinderats zur Unterstützung überzeugen konnten", so der Vorsitzende Martin Bücker in einer Stellungnahme nach der Abstimmung. "Wir werden den weiteren Projektfortschritt konstruktiv begleiten, damit eine bestmögliche Umsetzung im Sinne aller potentiellen Nutzer erzielt wird."
Der Lerchenbergtunnel als Radweg: So äußern sich die Befürworter
Wolf Theilacker (Grüne) hatte die Tunnellösung einst initiiert, noch länger auf die "Premiumverkehrsachse" warten will er nicht. Dann müssten sich Radler und Autofahrer weiterhin Straßen teilen, für beide Seiten sei das "nicht die beste Lösung". Bürger wünschten sich die neue Nutzung der Bahntrasse. Von einem "sicheren, erlebnisreichen Weg" sprach er in der Sitzung. Tanja Sagasser-Beil (SPD) sieht im Fahrrad ein "wesentliches Element der Verkehrswende".
Zugleich sprach sie sich für den Tunnel auch unter Tourismusaspekten aus. Andere Rad-Trassen gegen den Tunnel auszuspielen, davon hält sie nichts. "Das eine tun, ohne das andere zu lassen." Linken-Stadtrat Konrad Wanner sieht in dem Projekt eine "große Chance", um auch Straßen von Radlern zu entlasten. Von einem "sehr attraktiven Erholungsraum" sprach Alfred Dagenbach (Pro Heilbronn).
Der Lerchenbergtunnel als Radweg: Das sagen die Kritiker
Der Tunnel ist für Gottfried Friz (FDP) zwar eine "tolle Geschichte", er sieht aber auch die Kosten – unter anderem summiere sich der jährliche Betrieb auf 100.000 Euro. Zweifel am Vorhaben kamen unter anderem von der CDU. "Funktionalität vor Prestige", forderte Susanne Schnepf. Die Mobilitätswende müsse eingeläutet werden, Bedarf sieht sie aber für andere Strecken – und nicht für den abseits gelegenen Tunnel.
Der Abschnitt solle beleuchtet werden, sie bezeichnete ihn dennoch als "Angst-Raum" und erwartet darin eine Unfallgefahr. "Der Lerchenbergtunnel wird nicht funktionieren." Fraktionssprecher Thomas Randecker sieht darin keinen Nutzen, weil es keine Pendlerstrecke sei. Grünen-Fraktionschef Holger Kimmerle ist anderer Ansicht. Um zu Sportplätzen, zum Einkaufen oder in den Pfühlpark zu kommen: "Da gibt es massig an Dingen."
Erwartet wird, dass der Weg im Tunnel eine Breite von 3,5 Meter hat. Für Eugen Gall (Freie Wähler) ist das "kein Sicherheitsabstand". Auch er geht davon aus, dass der Abschnitt von vielen als nicht sicher angesehen werde. Er erinnerte zugleich an Unterführungen an der Allee, die geschlossen wurden - eben weil sie für Passanten nicht sicher gewesen seien.