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Bauprojekt in Heilbronn: Was das Tabak-Unternehmen CNT plant

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Der Umbau eines historischen Stadthauses machte vor 20 Jahren den Anfang. Das Quartier an der Herbststraße entwickelt sich zum Firmencampus für das Tabak-Unternehmen CNT. Nach dem Gewinn eines Nachhaltigkeitspreises ist das nächste Bauprojekt geplant.

Vor 20 Jahren wurde das historische Gebäude an der Herbststraße 8 (rechts) zum CNT-Hauptsitz, 2021/22 folgte der preisgekrönte Labor-Neubau (links), jetzt wird bald weitergebaut.
Vor 20 Jahren wurde das historische Gebäude an der Herbststraße 8 (rechts) zum CNT-Hauptsitz, 2021/22 folgte der preisgekrönte Labor-Neubau (links), jetzt wird bald weitergebaut.  Foto: Berger, Mario

Nachhaltigkeit ist auch beim Bauen und in der Stadtentwicklung das Gebot der Stunde. Die international aktive Firma Contraf-Nicotex Tobacco, kurz CNT, wurde für ihren von Müller Architekten entworfenen Büro- und Labor-Erweiterungsbau an der Heilbronner Herbststraße von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) nun mit einem Gold-Zertifikat ausgezeichnet. "Wir mussten einen Kriterienkatalog mit 600 Punkten abarbeiten, von Materialien bis zu allerhand energetischen Aspekten", erklärt Architekt Matthias Müller.

Nachhaltiges Bauen in Heilbronn mit CNT: Nicht auf Lorbeeren ausruhen und weiterbauen

Doch der Architekt und sein Bauherr wollen sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Sie projektieren einen zweiten Erweiterungsbau, mit dem sie die Platin-Plakette anstreben, also die Höchstwertung, indem sie auch Aspekte des Rückbaus und der möglichst geringen Baustellen-Belastung für die Nachbarn einbeziehen. "Das hatten wir bisher nicht drin."

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"Im Grunde aber geht es uns weit über das Zertifikat hinaus um mehr", erklärt Matthias Müller. Er erweitert den Begriff der Nachhaltigkeit auf Aspekte des Städtebaus, der Stadtentwicklung, auf Soziales und knüpft damit an aktuelle Heilbronner Probleme an, respektive an die verloren gegangene Bautradition. "Unsere Stadt war bis zur Zerstörung 1944 auch ein Abbild des Stolzes ihrer Bürger, Kaufleute, Unternehmer. Das Haus Zehender am Markt gibt davon noch eine Ahnung." Ansonsten sei die Innenstadt beim Wiederaufbau bis auf wenige Ausnahmen anonymisiert worden, die Häuser heute nur noch Immobilien, Mietobjekte, die Läden von Ketten belegt, die Bausubstanz oft wenig gepflegt, etliche Hinterhöfe heruntergekommen und zugeparkt.

Firma CNT: Hoher Qualitätsanspruch eines Global Players

Ein Gegenbeispiel und damit womöglich ein Vorbild zur Wiederbelebung der Stadt sei die Firma CNT. Das 1982 von Henning Siemann gegründete Familienunternehmen ist auf Tabak- und Nikotinprodukte spezialisiert und wird in zweiter Generation von den Söhnen Dirk, Torsten und Sascha geführt.

Der ambitionierte Global Player mit Bodenhaftung hat 2004 sein Deutschland-"Headquarter" aus Räumen im Bahnhofsviertel in ein historisches Gebäude zwischen Innen- und Südstadt verlegt: in den 1886 errichteten einstigen Firmensitz der Maschinenfabrik Weipert. Die kunstvolle Backsteinfassade wurde originalgetreu renoviert, das Innenleben "mit höchstem Qualitätsanspruch und Geist", so Müller, auf Höhe moderner Büro-Ansprüche gestaltet.

Standortsicherung in der Kernstadt, nicht auf der grünen Wiese

Der nun zertifizierte Büro- und Labor-Neubau ist 2021/22 in direkter Nachbarschaft anstelle einer stillgelegten Schreinerei entstanden: ein wahrer Blickfang mit bogenförmigen Fenstern, Kacheln und Sandsteinelementen.

Nicht minder qualitätsbewusst wurde der Hof, inklusive Kutscherhaus und historischen Sandsteinmauern umgestaltet. Inzwischen sind die Weichen - in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung - durch den Ankauf weiterer Grundstücke und Häuser auf Expansion gestellt. Und zwar ganz bewusst nicht auf der grünen Wiese mit Flächenverbrauch, sondern im Quartier, mitten in der Stadt: eine Standortsicherung der nachhaltigen Art, nicht nur für die Firma selbst, auch fürs Umfeld.

Pläne für Neubau in Holzständerbauweise

Derzeit plant Müller mit seinem Büropartner Benjamin Brötzler für CNT anstelle einer stillgelegten Malerei ein Gebäude mit großem Multifunktionssaal in Holzständerbauweise. "Nachhaltig ist hier nicht nur das Material," sagt Brötzler. "Das Ganze ist ruckzuck aufgeschlagen, die Nerven der Nachbarschaft werden geschont."

Bewusst habe sich der Bauherr für einen anderen Baustil entschieden, "weil er immer möglichst ganz vorne an den Themen der Zeit sein will": nicht nur mit seinen Produkten, sondern eben auch mit seinen Gebäuden als Teil der Firmenphilosophie und Corporate Identity. "Aber auch das gehört dazu", betont Müller: "Der Senior hat - anders als bei anderen Heilbronner Kaufleuten - seinen Spirit an die Söhne vererbt."

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