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Gehirnforscher bei Heilbronner Kinder-Uni: Ohne Schlaf geht's nicht

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Da kann und möchte jeder mitreden: Bei der ausgebuchten Kinder-Uni auf dem Bildungscampus geht es mit Professor Manuel Spitschan um "Warum schlafen wir?"

Eine Runde schlafen? Nur fürs Foto. Danach sind die jungen Studenten fit für die Vorlesung mit Professor Manuel Spitschan.
Foto: Lina Bihr
Eine Runde schlafen? Nur fürs Foto. Danach sind die jungen Studenten fit für die Vorlesung mit Professor Manuel Spitschan. Foto: Lina Bihr  Foto: Bihr, Lina

Manchmal möchte man Koala sein. Und manchmal Elefant. Die einen schlafen bis zu 22 Stunden am Tag, die anderen nur vier bis sechs. Wäre ja nicht schlecht, man könnte auf diese Art Schultage verkürzen und Ferientage verlängern. Aber die Natur hat beim Schlaf ein Wörtchen mitzureden - egal ob Tier oder Mensch. "Jeder Organismus muss schlafen", damit steigt Professor Manuel Spitschan an diesem Nachmittag ein. Von der Fruchtfliege bis zu uns. Nur: warum?

Voll belegter Hörsaal

Einmal mehr ist der Hörsaal auf dem Bildungscampus voll belegt, die Kinder-Uni, eine Kooperation von AIM, Hochschule Heilbronn und Heilbronner Stimme, ist ausgebucht. Alle im Raum wollen wissen: "Warum schlafen wir?" Aus Tübingen ist dafür Professor Manuel Spitschan angereist, Neurowissenschaftler oder, einfacher erklärt, "Gehirnforscher" und in seiner Arbeit daran interessiert, warum und wie wir schlafen.

"Schlaf ist fundamental wichtig", erklärt er. Ein ganzes Drittel unseres Lebens bringen wir damit zu. "Schlaf stärkt unser Immunsystem, hilft uns, gesund zu bleiben, uns konzentrieren zu können und er ist wichtig für den Stoffwechsel." Jeder Mensch aber habe einen anderen Rhythmus, sprich eine andere innere Uhr. "Die bestimmt, wann wir aufstehen." Lerche oder Eule? Da schießen viele Hände sofort in die Höhe: Die einen fallen früh aus dem Bett, die anderen erst spät hinein. "Der Rhythmus kann sich im Lauf des Lebens aber verändern."

Alle träumen

Besonders spannend: die Sache mit den Träumen. Kennt nämlich jeder. Die guten wie die Albträume. "Träume helfen, die Wahrnehmungen, also all das neue Wissen unseres Tages, einzuordnen und zu kategorisieren", erklärt Spitschan. "Damit wir uns später an diese Erlebnisse erinnern können." Das heißt aber nicht, dass wir uns zwingend an die Träume erinnern könnten.

Die Ursprünge der Schlafforschung liegen übrigens rund 60 Jahre zurück. Der französische Schlaf- und Höhlenforscher Michel Siffre verbrachte damals 62 Tage in einer Höhle in den Alpen, zehn Jahre später wagte er ein ähnliches Experiment in Texas - für rund 200 Tage. "Er hat sich gefragt, was passiert, wenn der Mensch kein Tageslicht hat", erzählt Spitschan. "Seine Erkenntnis war: Man schläft trotzdem in einem bestimmten Rhythmus."

Kinder brauchen mehr Schlaf

Und wie viel brauchen wir vom Schlaf, damit es uns gut geht? "Kinder brauchen acht bis elf Stunden, Jugendliche acht bis zehn, Erwachsene sieben bis neun und Rentner sechs bis acht." Wobei: "Kennt ihr das Gefühl, schlechter zu schlafen, wenn ihr die erste Nacht nicht daheim übernachtet, zum Beispiel bei Oma und Opa?", fragt der Professor. Heftiges Kopfnicken - klar, kennt jeder! Und ist auch normal. Denn: "Wir gewöhnen uns an unsere Schlafumgebung, und wenn die plötzlich anders ist, schlafen wir erst einmal schlechter."

Und apropos schlechter Schlaf. Wenn der zum Dauerzustand wird, schadet es uns. Deshalb: "Abends das Handy weg", sagt Spitschan. "Das elektrische Licht stört unsere innere Uhr, es suggeriert, es sei noch hell und der Tag noch nicht zu Ende." Folglich schlafen wir schlechter ein. Ebenfalls nicht zu empfehlen: zu spätes Essen. "Sonst ist der Stoffwechsel noch zu aktiv, wenn man ins Bett geht." Viel Draußensein und Bewegung am Tag förderten dagegen den guten Schlaf.

Zu viel des Guten?

Ganz schön clever sind die Fragen, die am Ende der Vorlesung nicht abreißen: Warum merken wir nicht, dass wir schlafen? Warum sind die Augen beim Schlafen zu? Kann man eigentlich auch zu viel schlafen? Da muss Manuel Spitschan grinsen. "Gute Frage. Ja, das kann man. Bei zu viel Schlaf leidet die Gesundheit irgendwann genauso wie bei zu wenig."

Nächster Termin

Die letzte Vorlesung des Sommersemesters der Kinder-Uni für alle Acht- bis Zwölfjährigen gibt es am Mittwoch, 16. Juli, auf dem Heilbronner Bildungscampus zum Thema "Was lebt in der Tiefsee?". Wartelistenplätze sind noch möglich, Eintragung unter www.aim-akademie.org per Telefon unter 07131 390970 oder per E-Mail an teilnehmerservice@aim-akademie.org. Die Teilnahme ist durch die Förderung der Dieter-Schwarz-Stiftung kostenlos. Demnächst erscheinen auf der Website die Termine für das Wintersemester. ssp

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