"Es geht drunter und drüber": Glasfaserausbau verunsichert viele Biberacher und Kirchhausener
Die neuesten Entwicklungen beim Glasfaserausbau in den zwei Heilbronner Stadtteilen Biberach und Kirchhausen haben bei Bürgern für Verunsicherung und Verärgerung gesorgt.

"Es geht drunter und drüber", sagt Lars Dietrich, Bezirksbeiratssprecher in Biberach, bezüglich des Glasfaserausbaus. Angefangen habe alles damit, als das schwäbische Telekommunikationsunternehmen Wisotel Anfang Juli angekündigt hatte, noch in diesem Jahr mit dem Bau von Glasfasernetzen in den Heilbronner Stadtteilen Biberach und Kirchhausen beginnen zu wollen.
Damit trat Wisotel in Konkurrenz zum Hamburger Telekommunikationsunternehmen Deutsche Giganetz (DGN), das seit Juni in die Vermarktung für den flächendeckenden Ausbau von Glasfaserleitungen in der gesamten Stadt eingestiegen ist und mit der Stadt Heilbronn einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat.
Kurze Zeit später dann die Kehrtwende: Wisotel sagte seine geplanten Infoveranstaltungen ab, zog sich von seinem Vorhaben zurück und verkündete stattdessen Anfang August, das DSL-Telekommunikationsnetz von der Zeag Energie AG zu übernehmen.
Warum die Verunsicherung vieler Bürger so groß ist
Den "Haken an der Sache", beschreibt Lars Dietrich wie folgt: Bürger, die im nächsten Jahr eigentlich zur Deutschen Giganetz wechseln wollten, würden über die Übergangszeit dazu gezwungen, einen zweiten Vertrag mit Wisotel abzuschließen. Mit Wisotels Übernahmeplänen flatterte nämlich ein vorläufiges Kündigungsschreiben von Zeag in die Briefkästen einiger Bürger. Der bestehende Anschluss könne von Wisotel nur dann weiterbetrieben werden, wenn ein entsprechender Auftrag vorliegt. "Das stößt vielen auf", kritisiert Lars Dietrich. Manch einer würde das Vorgehen von Wisotel als Finte empfinden, Kunden an sich zu binden.
Die Verunsicherung im Ort sei groß. Das habe sich auch in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung im September gezeigt, als etwa 100 Bürger anwesend waren. Sonst seien maximal fünf Zuschauer da, macht Dietrich die angespannte Situation deutlich.
Wie die Deutsche Giganetz eine Doppelbelastung der Kunden vermeiden will
"Verunsicherung spüren wir auch", sagt Martin Herkommer, Regionalleiter Süd der Deutschen Giganetz. Der Ausbau sei deswegen unter anderem vom Sommer 2023 auf voraussichtlich Ende dieses Jahres vorgezogen worden.
Auch soll es keine Doppelbelastung geben: "Kunden der Deutschen Giganetz in Biberach und Kirchhausen können beruhigt mit einem Anbieter ihres Vertrauens einen neuen Vertrag abschließen", sagt Herkommer. Wer sich zum Aktivierungsdatum in einem laufenden Vertrag mit Wisotel befinde, habe die Möglichkeit, den dann kommunizierten Aktivierungstermin einmalig auf den 1. Januar 2024 zu verschieben. Für alle Kunden gelte weiterhin das Angebot, bis zu zwölf Monate zwischen der Aktivierung des neuen Anschlusses und der Restvertragslaufzeit des alten Anbieters keine zweite Gebühr zu zahlen.
Auch die Zeag Energie AG zeigt sich flexibel. Pressesprecherin Anja Leipold sagt: "Der neue Anbieter wird uns das Übernahmedatum mitteilen. Um dies zu erleichtern, gewähren wir DSL-Kunden aus Kulanzgründen die Möglichkeit, die vertraglich vereinbarte Mindestlaufzeit durch Sonderkündigung auf Wunsch früher zu beenden."
"Reingebrachte Unruhe" gelte es zu klären
Der gewählte Zeitpunkt von Wisotel, das DSL-Netz zu übernehmen, habe irritiert, räumt Juri Jacobi von der Stabstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen der Stadt Heilbronn ein. Deswegen sei es der Stadt ein Anliegen, dass bezüglich der "reingebrachten Unruhe" unter anderem bei der Bezirksbeiratssitzung in Kirchhausen am Donnerstag Rede und Antwort gestanden wird.
Die Frage, warum sich Wisotel spontan zurückgezogen hat, lässt das Unternehmen auf Stimme-Anfrage unbeantwortet. Geschäftsführer Ralf Straßberger informiert, dass bestehende Glasfaserleitungen und fertige Hausanschlüsse ebenfalls von der Zeag übernommen wurden und man in den kommenden Wochen allen Bewohnern von Gebäuden, die bereits angeschlossen sind oder in Kürze angeschlossen werden, Angebote für Anschlüsse bis zu 1000 Mbit/s machen wird.
Wo Bürger offene Fragen klären können
Wie schon bei der vergangenen Bezirksbeiratssitzung in Biberach wird es auch in Kirchhausen im ersten Sitzungspunkt ums Thema "Glasfaserausbau durch die Deutsche Giganetz sowie Aktivitäten der Wisotel GmbH im Stadtteil Kirchhausen" gehen.
Los geht es am Donnerstag, 13. Oktober, 19 Uhr, im Deutschrittersaal. Vertreter der jeweiligen Unternehmen werden vor Ort sein. Es gelte, offene Fragen zu klären, sagt Juri Jacobi von der Stabstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen der Stadt Heilbronn.


Stimme.de