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Entsetzen über Fußgängerzone Lohtorstraße

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Händler und Hausbesitzer der nördlichen Heilbronner Innenstadt lehnen Pläne der Verwaltung ab, die östliche Lohtorstraße umzugestelten. Sie wollen, dass alles so bleibt wie es ist. Am Rathaus üben sie Kritik, weil über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde.

Von Joachim Friedl
Dieses Teilstück der Lohtorstraße soll Fußgängerzone werden. Händler und Hausbesitzer wehren sich vehement gegen die Pläne und kritisieren die Verwaltung heftig. Foto: Christina Kunz
Dieses Teilstück der Lohtorstraße soll Fußgängerzone werden. Händler und Hausbesitzer wehren sich vehement gegen die Pläne und kritisieren die Verwaltung heftig. Foto: Christina Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Blankes Entsetzen herrscht bei Einzelhändlern und Hauseigentümern der nördlichen Innenstadt über Pläne der Verwaltung, die Lohtorstraße zwischen der Sülmerstraße und der Straße "Am Kieselmarkt" zu einer Fußgängerzone umzugestalten. Wie berichtet, war im Verkehrsbeirat des Gemeinderats und in der Bauverwaltung dieser Vorschlag der Grünen-Fraktion auf fruchtbaren Boden gestoßen.

Etwa 20 Kurzzeitparkplätze würden dadurch wegfallen. Wann die Maßnahme, für die derzeit keine Finanzmittel zur Verfügung stehen, umgesetzt wird, ist derzeit noch offen. Die Einzelhändler und Hauseigentümer, die sich jetzt zu Wort gemeldet haben, wollen, dass die östliche Lohtorstraße so bleibt wie sie ist.

Vorgehensweise ist resepektlos

"Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt", erregt sich Tom Bucher im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Der Geschäftsführer der Müller & Bucher Immobilientreuhand GmbH ist Eigentümer des Gebäudes Lohtorstraße 24 mit einer Vorwerk-Filiale. Seit der Sommerpressekonferenz der Grünen, bei der das Thema aufkam, hätte die Verwaltung genügend Zeit gehabt, die Anlieger über "dieses sensible Thema" zu informieren: "Diese Vorgehensweise des Rathauses, nicht zu kommunizieren, ist respektlos", erhebt Bucher schwere Vorwürfe.

Claus Böhm, Chef des gleichnamigen Reisebüros an der Ecke Sülmerstraße/Lohtorstraße, pflichtet ihm bei: "Über unsere Köpfe hinweg eine solche Entscheidung zu treffen, das geht gar nicht." Und so hofft der Reisebürokaufmann, dass die Bauverwaltung doch noch das Gespräch sucht. Das sieht auch Ulrich Rank so: "Man muss jetzt reden. Die Verwaltung schreibt uns sonst wegen jedem Scheiß an", rüffelt der Eigentümer des Gebäudes Sülmerstraße 17, in dem sich die Eisdiele Buonissimo befindet.

Neues Parkhaus auf dem Reim-Areal

Schnell kommt die Rede auf die 20 Kurzzeitparkplätze, die der geplanten Fußgängerzone zum Opfer fallen sollen. "Die östliche Lohtorstraße ist der einzige Bereich, in dem innenstadtnah geparkt werden kann. Im Umkreis von wenigen Hundert Metern gibt es zahlreiche Geschäfte und Ärzte", verdeutlicht Thomas Hellmich, Inhaber von Lolo Moden, die aktuelle Situation.

Die Verwaltung sollte auch an die älteren Mitbürger und Rollstuhlfahrer denken.Hellmich regt den Bau eines Parkhauses auf dem Reim-Areal an. Sollte die Fußgängerzone kommen, befürchtet Claus Böhm, dass weitere inhabergeführte Geschäfte schließen: "Die Sülmerstraße hat immer mehr an Qualität verloren."

Wer schleppt schon gerne schwere Torten?

"Der Gedanke an eine Fußgängerzone ist verheerend", schüttelt Elke Roth fassungslos den Kopf. Die hier ansässigen Geschäfte seien auf die Parkplätze angewiesen, sagt die Geschäftsführerin des gleichnamigen Cafés. Viele Gäste kämen mit dem Auto oder dem Taxi: "Wer schleppt schon gerne schwere Torten durch die Gegend?", fragt sie.

Roth glaubt, dass hier purer Aktionismus betrieben wird: "Wir sind das Bauernopfer für die Gerberstraße, für die das Rathaus keine Lösung hat." Der Verkehr werde sich in die Seitengassen verlagern. Für die östliche Lohtorstraße schlägt sie eine Schranke mit minutengenauer Abrechnung der Parkgebühren vor.

Insgesamt beklagen Händler wie Hausbesitzer, dass ihr Quartier von der Stadt stiefmütterlich behandelt wird: "Und jetzt wird es noch schlechter", befürchten sie. Als Grundproblem hat Claus Böhm ausgemacht: "In Heilbronn sind Personen für den Verkehr zuständig, die nicht von hier sind. Die Verkehrsführung, siehe Kranenstraße, ist eine reine Katstrophe." "Richtig", merkt Ulrich Rank an und warnt davor, das Auto zu verteufeln.

Anwohner haben eine andere Einschätzung

Aber es gibt auch andere Stimmen. In einem Brief an die Heilbronner Stimme schreibt Tobias Ohnewald aus der Schwibbogengasse: "Die Lohtorstraße zur Fußgängerzone zu machen ist ein plausibler Schritt hin zu einer attraktiven Innenstadt. Die Aufenthaltsqualität wird sich hier verbessern."

 
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Kommentare

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am 22.04.2019 17:40 Uhr

ich bin der meinung, es sollten die kurzzeitparkplätze erhalten bleiben, damit man man auch mal besorgungen erledigen kann, die nur schnell gehen

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Gerd Hofmann am 03.11.2018 10:25 Uhr

Das aktuelle Geschrei erinnert mich an die Panik in den 70er Jahren, als deutsche Großstädte begannen, Fußgängerzonen einzurichten...

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