Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Energiepreis-Explosion: Wie Gemeinden sparen wollen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

In der Region überrascht der Preissprung die Kommunen. Doch einen dringenden Handlungszwang sehen nicht alle Rathäuser. Neben Sparmaßnahmen und dem Ausbau erneuerbarer Energien erwägen manche Gemeinden, langfristige Verträge zu verändern.

von Philip-Simon Klein
Im Dunklen liegt die künftige Energieversorgung. Gemeinden streben nach Alternativen − fossile Heizmittel (Symbolbild) abzuschaffen, wird dauern.
Foto: Arno Bürgi/dpa
Im Dunklen liegt die künftige Energieversorgung. Gemeinden streben nach Alternativen − fossile Heizmittel (Symbolbild) abzuschaffen, wird dauern. Foto: Arno Bürgi/dpa

Energie war noch nie so teuer. Zu Beginn der siebten Kalenderwoche kostete eine Megawattstunde zeitweise rund fünfzehnmal mehr als noch vor einem Jahr. Infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine steigen die Preise an den Energiemärkten. Wie betrifft das Kommunen in der Region? Aus den Rathäusern ist zu erfahren, welche Bereiche vor besonderen Schwierigkeiten stehen und wie gegengesteuert wird.

Eine "Mammutaufgabe für Kommunen" sei die Unabhängigkeit von Gas und Öl, sagt Andreas Zaffran, Bürgermeister von Bad Wimpfen: "Natürlich spüren das auch Privathaushalte. Uns geht es wie vielen Bürgern - wir sind sehr besorgt."


Mehr zum Thema

Die Preise für Diesel und Benzin sind seit dem Krieg in der Ukraine teils deutlich über die Marke von zwei Euro gestiegen.
Stimme+
Berlin
Lesezeichen setzen

Bürger sollen wegen hoher Energiepreise entlastet werden


Gesetze und erreichte Meilensteine zum Energie-Wandel bei den Gemeinden

Gleichwohl habe die Stauferstadt noch Energieverträge mit fixen Preisen für Strom und Gas. Man plane für die Zeit nach den drei Jahren Laufzeit, versichert Bürgermeister Zaffran. So sei die seit Februar tätige Klimaschutzmanagerin Monika Paniczek beauftragt, einen neuen Energiemix zu entwerfen. Klimaneutralität habe sich Bad Wimpfen bis 2035 verordnet, besonders beim Heizen wolle man mittelfristig umstellen. "Dabei setzen wir besonders auf Fernwärme", sagt Zaffran. Photovoltaik und Windkraft wolle man auch fördern, "damit wir schnell aus der fossilen Abhängigkeit rauskommen", sagt Zaffran.

In Schwaigern berichtet Bürgermeisterin Sabine Rotermund, man sei bereits sehr breit aufgestellt: "Die Sonnenbergschule, das Rathaus und die Mediathek laufen über Naturwärme, die Leintalschule über das Blockkraftwerk." Kitas hingegen seien an Gas gebunden, vier Mehrzweckhallen würden noch mit Öl geheizt. "Wir haben viele öffentliche Gebäude, daher sind wir stark betroffen von den steigenden Kosten", sagt Rotermund.


Mehr zum Thema

Jetzt dauert es noch länger, bis hier der Strom fließt: Ein Leerrohr der geplanten Stromautobahn Suedlink beim Umspannwerk Großgartach.
Stimme+
Stuttgart/Region
Lesezeichen setzen

Suedlink: Langes Warten auf die lange Stromleitung


Wie bisher die Kosten begrenzt wurden und worauf Hoffnungen gesetzt werden

Vertraglich festgeschrieben sind die Preise bis Ende 2023. "Interessant wird, wie das Land und der Bund reagieren". Schwaigern treibe energieeffiziente Sanierungen voran, betont die Bürgermeisterin.

Auch in Gemmingen sollen Baumaßnahmen in puncto Klimaschutz optimiert werden. Für Gas und Strom "haben wir, wie die meisten Kommunen, langfristige Verträge über eine Bündelausschreibung", erklärt Julia Echle vom Bau- und Rechnungsamt. Die Effekte merke man erst, wenn die aktuellen Verträge auslaufen. Zwei öffentliche Gebäude habe man, die noch mit Öl geheizt werden, darunter die Festhalle Stebbach. "Aber die schmeißen unseren Haushalt nicht um", sagt Echle. Sparsam sein müsse jede Gemeinde, bei den aktuellen Preisen "sind die Möglichkeiten begrenzt". Photovoltaik werde ausgebaut und die Straßen mit LED beleuchtet.

Im Rahmen des Ziels, bis 2040 CO2-neutral zu werden, war auch die Beleuchtung von Abstatt auf LED ungestellt worden, sagt Bürgermeister Klaus Zenth. Bedarf für eine energiesparende Sanierung sieht Zehnt bei "unserer Wildeckhalle - die ist aus den 1970er Jahren und heizt mit Gas". Im Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Schozach-Bottwartal möchte Bürgermeister Zenth ein neues Kapitel aufschlagen. "Wir denken darüber nach, im GVV eine Stelle für einen Klimaschutzmanager zu schaffen."

 

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Einstellungen anpassen

 

Die Stadt Heilbronn passt Einkaufsstrategie an

Bernd Isenmann ist Energiebeauftragter der Stadt Heilbronn. Bei den Preissprüngen erwartet er eine Steigerung von 40 Prozent, das entsprächen vier bis fünf Millionen Euro Mehrkosten. Zwar heizten keine öffentlichen Gebäude mehr mit Öl, aber 90 Prozent mit Gas. Die Gaspreise seien "die letzten zehn Jahre vor sich her gedümpelt", erklärt Isenmann, der Verbrauch sei aber durch das Lüften in der Pandemie im Schnitt bereits um 20 Prozent gestiegen - unklar sei, was dadurch im laufenden Jahr anfalle. Isenmann erklärt, man aktualisiere die Einkaufsstrategie: hin zu einer größeren Risikostreuung für 2023. Ausbauen will Heilbronn Photovoltaik, aber auch Wärmepumpen. Mit Wärmedämmung könne man den Verbrauch halbieren.


Wie Gemeinden zusammen Kosten sparen

Für kleinere Gemeindeverwaltungen kann es sich anbieten, Energie über eine Bündelausschreibung zu kaufen: "Kommunen schließen sich zusammen und erzielen so günstigere Preise", erklärt Julia Echle vom Gemminger Rathaus. Gemeinsam zu sparen, dazu kann ein Gemeindeverwaltungsverband (GVV) dienen - besonders, wenn Fachexpertise gefragt ist. Der GVV Schozach-Bottwartal besteht neben Abstatt aus Ilsfeld, Beilstein und Untergruppenbach. Bei einem GVV entscheidet eine Versammlung aus Bürgermeistern und jeweils mindestens einem weiteren Gemeindemitglied.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben