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Die Heilbronner Stadtbibliothek hat Personalsorgen

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Der Jahresbericht 2018 der Stadtbibliothek ist ein Fingerzeig für die Zukunft. Es wird immer weniger gelesen, und es gibt kaum noch Bibliothekare auf dem Arbeitsmarkt. Wie reagiert die Bibliothek darauf?

Von Helmut Buchholz
Weg vom Ausleih- hin zum Aufenthaltsort: Die Stadtbibliothek geht mit der Zeit und verändert sich.
Foto: Dennis Mugler
Weg vom Ausleih- hin zum Aufenthaltsort: Die Stadtbibliothek geht mit der Zeit und verändert sich. Foto: Dennis Mugler  Foto: Mugler

Die Heilbronner Stadtbibliothek ist ziemlich innovativ, doch Personalnot setzt dem Fortschritt Grenzen. Außerdem ändert sich das Medienverhalten: Es wird weniger gelesen. So könnte man den Jahresbericht 2018 von Stadtbibliotheksleiterin Monika Ziller zusammenfassen, den sie vergangene Woche im Kulturausschuss vorstellte.

Die Bibliothek bekam 2018 nach 25 Jahren eine neue Software, die viel kundenfreundlicher ist. "Die Online-Ausleihe wird rege benutzt", berichtete Ziller. Ausweisinhaber können nun auch den Filmstreaming-Dienst nutzen, inklusive einer Musiksammlung mit 15 Millionen Songs und Videos. Die Bibliothek schaffte auch Tablets mit einem speziellen Angebot für Demenzkranke an. Zudem startete das Projekt 360 Grad, für das Denise Farag als Kulturagentin eingestellt wurde. Sie kümmert sich nun um interkulturelle Bibliotheksarbeit und Diversität in der Bücherei.

Die rollende Fahrbücherei "Robi" ist ein Sorgenkind

Eines der Sorgenkinder ist die rollende Fahrbibliothek "Robi". Durch die hohe Personalfluktuation gibt es nur noch einen Mitarbeiter, der den notwendigen Führerschein hat, um Robi zu fahren. Die Folge: Seit Januar 2018 kann der Bücherbus nachmittags nicht mehr die Haltestellen in den Stadtteilen anfahren.

"Das ist ein Problem. Es ist mir ein persönliches Anliegen, es zu lösen. Das ist sehr schwierig. Wir suchen mit dem Personalamt nach Lösungen", betonte Monika Ziller. Die Personalnot ist überhaupt eines der größten Probleme, unter der die Stadtbibliothek leidet. "Es gibt zu wenig Absolventen, der Arbeitsmarkt ist schwierig", erklärte die Bibliotheksleiterin. So eine Situation habe sie in ihrer langen Laufbahn noch nie erlebt.

Bibliothek "bricht die Einsamkeit der Menschen auf"

Sprecher aller Fraktionen im Kulturausschuss lobten die Arbeit der Bibliothek. Fritz Kropp (FWV) sprach die "nicht zufriedenstellenden" sinkenden Ausleih- und Besucherzahlen in der Hauptstelle im K3 an. Gerd Kempf (SPD) riet, die Zahlen mit Vorsicht zu genießen, angesichts der Personalsituation. Für ihn ist die Stadtbibliothek "ein sozialer Organismus", der viel im sozialen Bereich bewege.

Alban Hornung (CDU) hatte große Bedenken, ob "wir die geplante Flächenerweiterung im K3 überhaupt bespielen können" - bei der angespannten Beschäftigtenlage. Gisela Käfer (CDU) unterstrich, dass die Bibliothek ein wichtiger Ort für den Zusammenhalt der Menschen sei. "Er bricht die Einsamkeit der Menschen auf", sagte Wolf Theilacker (Grüne). Die Stadtbibliothek sei "ein wertvolles Stück Kultur".

Monika Ziller: "Wir können uns keine Bibliothekare backen."

Bibliothekschefin Ziller erklärte, die rückläufigen Ausleihzahlen seien teilweise mit den geringeren Öffnungszeiten zu erklären. Bei Robi habe sich das Angebot halbiert, auch die Bibliothek habe samstags eine Stunde weniger geöffnet. Es gebe aber auch einen generellen Trend: "Die Ausleihzahlen aller Bibliotheken gehen zurück."

Um zu erklären, warum, stelle Monika Ziller eine Frage an die Stadträte: "Fragen Sie sich, wie viel Zeit Sie noch mit Lesen verbringen." Es gebe jedoch steigende Zahlen bei den Ausweisinhabern, zudem nehme die Online-Ausleihe zu. Diese Kunden seien bisher noch nicht in der Statistik erfasst worden.

Bei den Besucherzahlen würden die Öffnungszeiten eine große Rolle spielen, so Ziller. Sie machte aber auch klar: "Einen weiteren Anstieg könnten wir nicht verkraften. Die Räume geben das nicht her." Die Stadtbibliothek müsse auf den Wandel im Medienkonsum - Stichwort: Internet - reagieren: "Weg vom Ausleihort, hin zum Aufenthaltsort." Dabei sei die Personalgewinnung eine große Herausforderung. "Wir können uns keine Bibliothekare backen." Monika Ziller selbst geht Ende des Jahres in Ruhestand. Das Bewerbungsverfahren für ihre Nachfolge läuft.

 
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