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Bahnhofsvorstadt als Klein-Kreuzberg in Heilbronn

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Die Bahnhofsvorstadt in Heilbronn hat sich reizvoll entwickelt. Manche meinen, hier weht wegen historischer Häuser, vieler Kreativer und dem Multi-Kulti-Flair ein Hauch von Klein-Kreuzberg. Die SPD regt nun eine Ideenwerkstatt an.

Ein Knotenpunkt für Bus- und Bahnreisende befindet sich vor dem Hauptbahnhof. Foto: Archiv/Berger
Ein Knotenpunkt für Bus- und Bahnreisende befindet sich vor dem Hauptbahnhof. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Manche sprechen wegen historischer Fassaden, etlicher Lokale, vieler Kreativer und des multikulturellen Flairs etwas verklärt von Klein-Kreuzberg. In der Heilbronner Bahnhofsvorstadt hat sich seit den 1990ern viel bewegt. Unter dem Titel "Stadt am Fluss 4.0" will die SPD-Fraktion nun eine Ideenwerkstatt mit vielen Akteuren auf den Weg bringen, in der für die Bereiche Wohnen, Gastronomie, Gewerbe, Arbeit, Kultur und Mobilität weitere Entwicklungsperspektiven für das Quartier erarbeitet werden sollen.

Und zwar am besten über einen von der städtischen Stabsstelle für Partizipation und Integration moderierten Bürgerbeteiligungsprozess, so Tanja Sagasser-Beil (SPD). Im Bauausschuss des Gemeinderates war sie mit ihrem Ansinnen jüngst laut Planungsamtschef Christoph Böhmer "an die falsche Adresse" geraten, weil ein solcher Entwicklungsplan womöglich Erwartungen wecken würde, die sein Amt nicht halten könne, da die Stadtverwaltung dort auf etliche Privatgrundstücke gar keinen Zugriff habe.

Gleichwohl legte Böhmer einen interessanten Bericht vor, der die Bahnhofsvorstadt zwischen Bahnhofstraße, Theresienstraße, Karlsruher Straße und Altneckar in drei Bereiche unterteilt, bisherige Entwicklungen aufzeigt und Potenziale antippt.

Eigentlich hätte die alte Zigarrenfabrik Kahn einem Parkhaus weichen sollen, doch Kreative konnten sie retten und als Kultur-Werk-Haus neu beleben. Foto: Archiv/Berger
Eigentlich hätte die alte Zigarrenfabrik Kahn einem Parkhaus weichen sollen, doch Kreative konnten sie retten und als Kultur-Werk-Haus neu beleben. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Bereich A: Der eigentliche Kern der Bahnhofsvorstadt zeige eine "gesunde Mischnutzung" aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Kultur. Er war in den 1990ern sogar Sanierungsgebiet. Aber erst mit dem Stadtbahn-Ausbau sei der Bereich stärker in den Blickpunkt von Investoren und Grundstückseigentümern gerückt, ganz einfach wegen der "Lagegunst" mit neuer Bahnhofstraße, ÖPNV-Knoten, Nähe zur Kernstadt und mit dem Altneckar vor der Haustür. "Projekte mit Initialzündung" waren damals laut Böhmer die Kita Olgastraße, Wohnhäuser der Stadtsiedlung an der Rosskampffstraße und Olgastraße, Neckarturm oder etwa das Heinrich-Fries-Haus. Ihnen folgte die Renovierung etlicher historischer Stadthäuser und einige Neubauten.

Bereich B: Er bildet in sich eine Art Bildungscampus mit Neu- und Umbauten an der Gustav-von-Schmoller-Schule, dem Neubau der Peter-Bruckmann-Berufsschule und der Gründung der Akademie für Kommunikation am Schlachthof. Im Süden zwischen Schützenstraße und Karlsruher Straße befinden sich große Wohnhäuser. Die Stadt habe hier bereits durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan die Voraussetzung für weitere Wohnungen geschaffen.

Bereich C: Hierbei handelt es sich um ein durch Gewerbe, Büros, Dienstleistungen und Industrie geprägtes Quartier mit hoher, vom Rathaus begleiteter "Dynamik". Die vorhandene Wohnnutzung zur Karlsruher Straße zeige indes keine Entwicklungspotenziale auf.

Als potenzielle Entwicklungsflächen nennt Böhmer punktuell:

Entwicklungsfläche1: Sie liegt am Neckar und beinhaltet neben einem städtischen Grundstück Betriebsflächen des Fruchtsafterzeugers Gunkel. Die "planungsrechtlich nicht lösbaren Lärm- und Geruchsprobleme lassen eine Bebauung nicht zu", heißt es, der Betrieb genieße Bestandsschutz. Eine Aussiedlung komme derzeit für den Inhaber nicht in Frage. Grundsätzlich eigne sich die Lage aber für "qualitätsvolles Wohnen".

Entwicklungsfläche 2: Der ehemaligen Reifenhof an der Olgastraße beim Kaiser-Friedrich-Platz ist in Privatbesitz, die derzeitige Nutzung dem Rathaus unbekannt. Schon Mitte der 1990er seien "Kontaktversuche zum Eigentümer" unternommen worden - ergebnislos. Die Grundstücke eigneten sich für Wohnungen mit Ergänzungen wie Gastronomie, Dienstleistung, Büros oder Nutzungsansätze wie "Co-Working-Spaces", auch für Ateliers, Kulturschaffende und Freiberufler.

Entwicklungsfläche 3: Diese Grundstücke südlich der verlängerten Bahnhofstraße werden gewerblich oder übergangsweise als Busbahnhof genutzt. Sie seien fürs Rathaus mittelfristig nicht verfügbar. Das Potenzial liege eher in einer "urbanen Mischnutzung" von Gewerbe, Dienstleistung, Büro und Wohnen. Die Lage am ÖPNV-Hauptknoten werde aber "bei Verfügbarkeit der Fläche zu einer Eigenentwicklung führen", meint Böhmer.

Entwicklungsfläche 4: Südlich der Schützenstraße wird die Privatfläche derzeit "suboptimal", so heißt es, für Kfz-Handel und Werkstätten genutzt. Der westliche Teil sei aber bereits im Rahmen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes für eine Wohnbebauung ausgewiesen. Das Rathaus geht von einer Initialzündung dieses Bauvorhabens für den restlichen Bereich aus.

 
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