Wunsch nach kostenlosen Menstruationsartikeln in öffentlichen Gebäuden wird lauter
Immer mehr Städte in Baden-Württemberg stellen Tampons und Co. für Frauen und Mädchen in öffentlichen Gebäuden wie Schulen kostenlos zur Verfügung. Zieht Heilbronn nach?

In immer mehr Städten in Baden-Württemberg stellen Kommunen kostenlos Binden und Tampons zur Verfügung. Reiht sich Heilbronn ein? Das wird am Montag, 12. September, im Verwaltungsausschuss diskutiert.
Vorreiter ist Tübingen, auch andere Städte ziehen nach
Tübingen gilt als Vorreiter im Land. Dort gibt es das Gratisangebot bereits seit Anfang des Jahres in Schulen und öffentlichen Gebäuden. Aber auch in Karlsruhe oder Heidelberg erhalten Frauen und Mädchen seit September im Rahmen von Pilotprojekten kostenlose Hygieneartikel. So wollen die Städte unter anderem der sogenannten Periodenarmut entgegensteuern, der Begriff bezeichnet den Umstand, wenn sich Mädchen und Frauen keine Menstruationsartikel leisten können.
Der Bedarf scheint da zu sein: Laut einer Umfrage der Hilfsorganisation Plan International wünschen sich 80 Prozent der Mädchen und Frauen kostenlose Tampons und Binden in öffentlichen Gebäuden. 80 Prozent wünschen sich zudem, dass sich die Politik dem Thema der Periodenarmut annimmt.
Zum Weltfrauentag haben mehrere Heilbronner Stadträtinnen einen Antrag gestellt
Die Stadträtinnen von Grünen, SPD und Freie Wähler haben zum Weltfrauentag am 7. März einen Antrag im Heilbronner Rathaus zu kostenlosen Hygieneartikeln in öffentlichen Einrichtungen gestellt. Am Montag, 12. September, 15 Uhr, steht das Thema im Verwaltungsausschuss auf der Agenda. "Das Thema hat wieder Rückenwind durch Heidelberg bekommen", betonte Fraktionsmitglied Eva Luderer jüngst bei der Sommerpressekonferenz der Grünen. Menstruationsartikel sollten so selbstverständlich zur Verfügung gestellt werden wie Klopapier, sagte sie.
Grünen-Fraktion sieht mehrere Vorteile in kostenlosen Periodenprodukten
Auch wenn Mädchen oder Frauen von ihre Periode überrascht würden, sei das Angebot eine große Hilfe. Hinzu kommt: Die Menstruation einer Frau werde in der Gesellschaft noch immer stiefmütterlich behandelt und sei für viele nach wie vor ein Tabuthema. Durch das Gratisangebot erhofft sich die Grünen-Fraktion eine Sensibilisierung. Das grundsätzliche Anliegen sei unterstützenswert, heißt es in der Drucksache von der Verwaltung. Die Bereitstellung von Damenhygieneartikeln in öffentlichen Toiletten sei bisher aber nicht vorgesehen. Der Vorschlag aus dem Rathaus lautet, die Abgabe von Menstruationsprodukten in ausgewählten Schulen über die Sekretariate zu erproben.
Stadt schlägt vorbehaltlich einen Versuch vor
Nach den Herbstferien 2022 soll der Versuch vorbehaltlich der Zustimmung des Verwaltungsausschusses für maximal sechs Monate durchgeführt werden. Die Kosten für den Versuch sollen auf 2000 Euro begrenzt und aus dem Budget des Schul-, Kultur- und Sportamts finanziert werden.
"Das Angebot der Verwaltung wird dem Thema nicht gerecht"
Das Angebot der Verwaltung werde dem Thema nicht gerecht, kritisierte Eva Luderer gegenüber der Heilbronner Stimme. "Das ist enttäuschend, wenn man sieht, dass es in anderen Städten auch funktioniert", übt auch der Fraktionsvorsitzende Holger Kimmerle Kritik. Wie die anderen Fraktionen auf das Thema reagieren, wird sich im Verwaltungsausschuss zeigen.