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Heilbronner Bürger stellen Konzept fürs Problemviertel auf

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Weniger Parkplätze, mehr Flanier- und Grünflächen sollen die nördliche Innenstadt aufwerten. Das sieht ein Papier von Lokaler Agenda und Bürgerinitiative vor. Weitere Details: ein Kleinbus auf Rufbasis, ein Radverleih und Nacht-Parkverbote für Besucher.

von Carsten Friese
Die Lohtorstraße in dem Areal zur Fußgängerzone umbauen? Das ist ein Vorschlag von Bürgerinitiative und Lokaler Agenda, um die Verkehrsprobleme in der nördlichen Innenstadt in den Griff zu bekommen. 
Fotos: Andreas Veigel
Die Lohtorstraße in dem Areal zur Fußgängerzone umbauen? Das ist ein Vorschlag von Bürgerinitiative und Lokaler Agenda, um die Verkehrsprobleme in der nördlichen Innenstadt in den Griff zu bekommen. Fotos: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Viel zu viel Verkehr. Zu viele abgestellte Autos von Besuchern, gerade auch in den Abendstunden. Fast nur Asphalt, zu wenige Grünflächen - und wenige Plätze, die zudem kaum Aufenthaltsqualität haben.

Anwohner der nördlichen Innenstadt und die Lokale Agenda Heilbronn sind sich einig: So kann es in dem verkehrsgeplagten Viertel nicht weitergehen. Ein Konzept "Parken und Verkehr in der nördlichen Innenstadt" stellten die Lokale Agenda und die Bürgerinitiative am Donnerstagabend in der Volkshochschule vor. Es soll ein klarer Fingerzeig für Verwaltung und Gemeinderat sein, wo Hebel anzusetzen sind.

Kontrolldruck auf Falschparker ist Bürgern zu niedrig

Es sei ein vielfältiges Viertel, doch "außer der Wohnung hat man hier nichts", legte Lokale-Agenda-Vertreter Uwe Ahrens den Finger in die Wunde. 95 Prozent der Fläche sei versiegelt; es lebten 3100 Menschen auf 20 Hektar. Zu den rund 1000 zugelassenen Autos der Anwohner kämen viele, die im Parksuchverkehr manchmal mehrfach durchs Viertel fahren oder mit laufendem Motor auf einen freien Parkplatz warten würden. Abends erleben Anwohner Lärm und Innenstadt-Besucher, die ihnen die Parkplätze wegnehmen. Über ein 15-Euro-Knöllchen würden viele doch eher lachen, hieß es aus den Bürgerreihen, der Kontrolldruck ist ihrer Meinung nach zu niedrig.

Eine Idee: Parken in den Straßen soll mindestens so teuer werden wie im Parkhaus

Auch die Gerberstraße ist ein Knackpunkt im Konzept der Bürger. Die Durchfahrt von Norden bis zur Kaiserstraße (hinten das Marra-Haus) soll unterbunden werden.
Auch die Gerberstraße ist ein Knackpunkt im Konzept der Bürger. Die Durchfahrt von Norden bis zur Kaiserstraße (hinten das Marra-Haus) soll unterbunden werden.  Foto: Veigel, Andreas

Mit einem Bündel an Maßnahmen wollen die Bürgervertreter Aufenthaltsqualität und Struktur im Viertel verbessern. Ganz oben auf der Wunschliste steht, die Gerberstraße für den Durchgangsverkehr bis zur Kaiserstraße zu sperren - nur bis zum Käthchenhof-Parkhaus soll die Einfahrt von Norden möglich sein. Das würde mindestens ein Drittel des Verkehrs schon wegnehmen, ist Uwe Ahrens überzeugt.

Eine Idee ist, Parkplätze in wenigen Bereichen zu bündeln, auch unterirdische Quartiersgaragen zu schaffen. Attraktive Preisangebote in nahen Parkhäusern könnten Anwohner zum Umparken bewegen. Parallel sollten die Parkgebühren fürs Parken in den Straßen "mindestens auf Parkhausniveau angehoben werden", betonte Ahrens.

Zehn Jahre sollten für die Umsetzung reichen

Freigewordene Flächen sollen genutzt werden, um in der Lohtorstraße die Fußgängerzone zu verlängern, ebenso zonenweise in Turmstraße und Zehentgasse. Mehr Grünflächen, mehr Spiel- und Aufenthaltsräume stellen sich die Bürger vor, das Areal soll mehr zum Treffpunkt werden. Und: Flankierend soll ein Kleinbus auf Rufbasis durchs Viertel fahren - am Anfang vielleicht mit Ehrenamtlichen. Mehr Carsharing-Angebote und ein Radverleih mit allen Radarten ist angedacht. Nachts sollen nur noch Bewohner mit Parkausweisen im Viertel parken dürfen - keine Besucher mehr. Eine Pollerlösung soll hier helfen. Rund zehn Jahre, überschlug Ahrens, sollten ausreichen, um das Konzept umzusetzen.

Viel Zustimmung kam aus den Anwohnerreihen zu den Vorschlägen. Aber: Ob horrende Ausgaben für Tiefgaragen nötig und in der politischen Praxis auch umsetzbar sind, zweifelte ein Zuhörer an. Wenn man für einen Bewohner-Parkausweis künftig mehr zahlen muss, dann wolle man auch einen Parkplatz ansteuern können, war mehrfach zu hören. Eine Händlerin mahnte, durch das Streichen vieler Parkplätze nicht den Einzelhandel "sterben zu lassen". Sonst verdrecke das Viertel und werde unsicher. Ahrens entgegnete, durch mehr Aufenthalts- und Flanierqualität im Viertel würden Einzelhändler gestärkt. Das zeigten viele Studien.

Neue Zebratreifen

Fünf neue Zebrastreifen hat das Amt für Straßenwesen in der nördlichen Innenstadt einrichten lassen. "Damit wollen wir die Sicherheit für alle, die zu Fuß unterwegs sind, weiter verbessern", erklärt Leiterin Christiane Ehrhardt. Berücksichtigt wurden auch Wünsche von Anwohnern und der Lokalen Agenda. Zwei neue Überwege befinden sich beim Rathaus, zur Querung von Lohtorstraße und Lammgasse. In der Lammgasse wurden zwei weitere Zebrastreifen in Höhe von Wolfganggasse und Turmstraße eingerichtet. In der Gerberstraße entstand zudem ein Überweg in Höhe der Wolfganggasse.

 
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Kommentare

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Rainer Haseneder am 26.09.2021 02:09 Uhr

Ich habe von mangelndem Kontrolldruck gelesen.
Genau das ist der Kern des Problems.
Eine Kontrolle pro Stunde auch am Wochenende bis zwei Uhr nachts, 50 € Bußgeld, und die Sache wäre erledigt.
Was ist daran denn so schwierig umzusetzen ?
Eine BuGa bekommt man hin, aber das nicht.
Gibt es Gründe, die niemand wissen darf ?

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