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"Blitz" löst heftige Wortgefechte aus

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Der Heilbronner Gemeinderat stimmt der europaweiten Ausschreibung der Fußgänger- und Radwegbrücke beim Hauptbahnhof zu. Während der Debatte geraten Oberbürgermeister Mergel und der CDU-Fraktionsvorsitzende Randecker wegen unterschiedlicher Auffassungen aneinander.

Von Joachim Friedl
Über 17 Gleise wird die Brücke beim Hauptbahnhof führen.
Foto: Archiv/Kuhnle
Über 17 Gleise wird die Brücke beim Hauptbahnhof führen. Foto: Archiv/Kuhnle  Foto: Kuhnle

Mit großer Mehrheit hat am Montag der Heilbronner Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, die Arbeiten für den Bau der Fußgänger- und Radwegbrücke beim Hauptbahnhof europaweit auszuschreiben. Die Brücke, im Volksmund "Blitz" genannt, könnte wie berichtet in den Jahren 2020/2021 gebaut werden, da mit der Bahn bereits sämtliche Details wie die Sperrzeiten der Gleise geklärt sind.

CDU: Mehr als acht Millionen Euro gibt es nicht

Hitzig wurde es im großen Ratssaal am Ende der teilweise emotional geführten Debatte, als der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Randecker auf die Abstimmung seines Antrags bestand, dass die Brücke nur dann gebaut wird, wenn die Kosten die Summe von acht Millionen Euro netto nicht überschreiten: "Wir stehen zu unserem Wort, dass die Brücke gebaut wird, aber jeder Betrag über acht Millionen Euro ist finanzpolitisch nicht vertretbar - auch weil wir nicht wissen, ob die Bundesgartenschau wirtschaftlich erfolgreich abschließt."

OB spricht von "unseriösem Antrag"

Gereizt reagierte Oberbürgermeister Harry Mergel: "Bei acht Millionen und einem Euro wird die Brücke dann also nicht gebaut. Dieser Antrag ist unverantwortlich." Mit dem Antrag gaukle die CDU den Bürgern vor, dass die Brücke für nur diesen Betrag gebaut werde: "Das ist unseriös." Zunächst gelte es, das europaweite Ausschreibungsergebnis mit den tatsächlichen Kosten abzuwarten.

Bei der Abstimmung votierten nur die Christdemokraten und die Freien Wähler für den Randecker-Vorstoß.

Bewohner und Investoren warten auf die Brücke

Die offene Fußgänger- und Radwegbrücke ist 195 Meter lang und 4,50 Meter breit. Die Auf- und Abgänge erfolgen über Treppen und Aufzüge. Visualisierung: Privat
Die offene Fußgänger- und Radwegbrücke ist 195 Meter lang und 4,50 Meter breit. Die Auf- und Abgänge erfolgen über Treppen und Aufzüge. Visualisierung: Privat  Foto: Visualisierung: Privat

Von einer "wichtigen Infrastrukturmaßnahme für den neuen Stadtteil Neckarbogen und die Bahnhofsvorstadt" sprach der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Hinderer und ergänzte: "Wir stehen mit der Fußgänger- und Radwegbrücke bei Bewohnern und Investoren im Wort." Wortgewaltig meldete sich Stadtrat Heiner Dörner zu Wort: "Die Freien Wähler sind keine Wortbrecher. Die Brücke muss kommen." Seine Zusage verband er mit den Forderungen, "die alte Kranenstraße nach der Buga sofort zu öffnen und zeitnah Pläne für eine neue Kranenstraße vorzulegen". Die Reaktion von OB Mergel: "Brücke und Kranenstraße stehen in keinem Zusammenhang, Herr Dörner."

"Der Blitz ist schlechtweg das Erschließungsprojekt für den Neckarbogen", merkte Grünen-Stadträtin Eva Luderer an. Der Antrag der CDU-Fraktion sei unnötig. Für Nico Weinmann, Vorsitzender der FDP-Fraktion, ist die Brücke "kein Wenn-oder-Aber-Projekt". Der Gemeinderat sei gut beraten, das Bauvorhaben weiterzuverfolgen: "Das sind wir den Bewohnern und auch den künftigen Investoren schuldig."

Gibt es keine einfachere Brücke?

Die Sorge, dass die Brücke teurer wird, treibt Pro-Stadtrat Alfred Dagenbach um. "Brauchen wir die Brücke mit dieser anspruchsvollen Architektur?", fragte Bunte-Liste-Stadträtin Birgit Brenner und plädierte für eine einfachere Variante. Stadträtin Gisela Haellmigk merkte an: "Es gibt doch jetzt kein Zurück mehr."

Dass der Ausschreibungstext bereits am 7. Mai im Staatsanzeiger Baden-Württemberg veröffentlich worden war, erklärte Baubürgermeister Wilfried Hajek: "Wir haben wegen des Zeitdrucks so gehandelt. Hätte der Gemeinderat heute der Ausschreibung nicht zugestimmt, hätten wir ohne Probleme alles rückgängig machen können. Das war keine Brüskierung des Gemeinderats." Das Gremium nahm die Worte kommentarlos zur Kenntnis.

 

 

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Kommentare

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Peter Henschel am 14.05.2019 09:49 Uhr

Auch wieder so ein Klassiker von Politik/Gemeinderat. Betreffende Brücke soll also in jedem Fal gebaut werden. Derartige Aussagen sind regelrechte Einladungen für Kostensteigerungen. 8 Mio. sind geplant, bislang wurde aber 16 Mio. angeboten. Geld spielt also schlussendlich keine Rolle. Auch was die Wiedereröffnugn der Kranenstraße anbelangt spielt man weiter auf Zeit und zu Lasten der Anwohner der Gerberstraße, bisherige Ausweichstrecke. Für OB Mergel offensichtlich alles kein Problem. Unser Gemeinderat wird dies alles dann sicherlich wieder mit der Faust in der Tasche mehrheitlich abnicken!

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