Bei der Nachfrage nach Energiespartipps ist noch viel Luft nach oben
Die Heilbronner Wohnungsbaugesellschaft fürchtet, dass Mietern die finanzielle Belastung der Nebenkostenabrechnung nicht präsent ist. Im Herbst könnte es böse Überraschungen geben.

Rund 4050 Wohnungen hat die Stadtsiedlung Heilbronn, mehr als 1000 davon sind öffentlich gefördert. Zwei Drittel sind älteren Jahrgangs, sie werden fortlaufend energetisch auf Vordermann gebracht, ein Drittel ist Neubau. Der Großteil wird bislang mit Gas beheizt.
"Wir hatten bis Ende 2022 einen sehr günstigen Tarif mit der HNVG", sagt Michael Schanz, Abteilungsleiter Bestandsmanagement. Das ist jetzt anders.
Stadtsiedlung will Mieter sensibilisieren
Doch um die Mieter für die steigenden Energiepreise zu sensibilisieren, bietet die Stadtsiedlung in Zusammenarbeit mit der Energieagentur der Stadt Heilbronn in diesem Winter verschiedene Veranstaltungen an.
Bislang waren es drei, weitere sollen folgen. Aber kaum jemand kommt. Nachts die Rollläden schließen, die Heizkörper nicht mit Möbeln zustellen, duschen statt baden: Die Stadtsiedlung will Spartipps vermitteln. Sie fürchtet, dass manchen Mietern angesichts der Nachzahlung finanziell die Luft ausgeht. Die Resonanz? "Sehr gering", so Michael Schanz. Von 160 eingeladenen Mietern seien bei der ersten Zusammenkunft nur zehn erschienen. Jetzt fasse man 400 Wohnungen für eine Informationsveranstaltung zusammen. Sein Eindruck: "Vielen ist das Thema gar nicht präsent."
Pilotprojekt an der Haustüre hat nicht funktioniert
Kaum nachgefragt ist bislang auch das Angebot, Beratungen direkt in der Wohnung in Anspruch zu nehmen. "Wir freuen uns aber über jeden, der das machen möchte." Bei einem Pilotprojekt hätten die Mitarbeiter auch direkt an den Türen geklingelt, um Hilfe anzubieten. Das habe aber gar nicht funktioniert.
Dabei ist der Hintergrund ernst. "Wir gehen davon aus, dass einige Mieter Probleme mit der Nachzahlung im Herbst bekommen werden", sagt Schanz. Dann sollten sie sich melden, rät er. Ratenzahlungen, Mietschuldnerberatung oder die Frage, ob es sinnvoll sei, Wohngeld zu beantragen, würden besprochen.
Mögliche Auswirkungen auf die Stadtsiedlung
Wenn die Mieter die Rechnung nicht begleichen können, fällt das auf die Stadtsiedlung zurück. "Wir zahlen an den Energieversorger und geben das über die Nebenkostenabrechnung an die Mieter weiter", erklärt Michael Schanz. "Wenn von ihnen nichts kommt, geraten wir in einen Engpass." Das könne für die Stadtsiedlung durchaus finanzielle Auswirkungen haben.
Deshalb sind die Verantwortlichen hier auch froh über die Strom- und Gaspreisbremse, die die Bundesregierung beschlossen hat. Bereits jetzt hat die Stadtsiedlung die Abschlagszahlung im Hinblick auf die Kosten, die bis Herbst auflaufen, erhöht, teilweise auch verdoppelt. Ohne Preisbremse, so der Fachmann, hätte er bis zur Herbstabrechnung noch einmal eine Verdoppelung befürchtet und damit insgesamt eine Vervierfachung "als schlimmstes Szenario, das eintreten könnte". Schwierig sei die Situation immer noch.
Mieter bitten um Anpassung
Widerstand oder Unverständnis wegen der vorausschauenden Erhöhung der Abschlagszahlung seitens der Bewohner habe es gar nicht gegeben. Im Gegenteil: "Manche Mieter melden sich aktiv bei uns und bitten darum, dass wir ihren Abschlag anpassen."
Verbrauch senken
In einem Flyer rät die Stadtsiedlung in Kooperation mit der Energieagentur Heilbronn, den Verbrauch zu ermitteln, mit Durchschnittswerten zu vergleichen und einen kostenlosen Termin zur Energieberatung auszumachen. Es lohne sich, die Heizung herunterzudrehen: Ein Prozent weniger Raumtemperatur spart bis zu sechs Prozent Energie. Unter 16 Grad bestehe aber die Gefahr, dass sich Schimmel bildet. Nachts Vorhänge und Rollläden zu schließen, vermeidet einen Wärmeverlust von bis zu 50 Prozent. Ein Sparduschkopf reduziert den Wasserverbrauch, Wasser kocht energiesparender im Wasserkocher, und der Backofen sollte vor Ende der regulären Zeit ausgeschaltet werden, um die Restwärme zu nutzen.