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Auf 710 Rad-Kilometern deutsche Historie erleben

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Ex-Olympiateilnehmer aus Leingarten radelt mit 37 Schülern in neun Tagen nach Berlin. Sie erleben ein Gespräch mit Zeitzeugen an der früheren DDR-Grenze und eine historische Lasershow in der Hauptstadt. Am Ende gibt es für alle Eis am Brandenburger Tor.

Von Carsten Friese
Die Radler-Gruppe mit den Schülern (Rollendes Klassenzimmer) vor der Abfahrt nach Berlin auf dem Buga-Gelände. Neun Tage sind sie unterwegs. 
Fotos: Carsten Friese
Die Radler-Gruppe mit den Schülern (Rollendes Klassenzimmer) vor der Abfahrt nach Berlin auf dem Buga-Gelände. Neun Tage sind sie unterwegs. Fotos: Carsten Friese  Foto: Friese, Carsten

Sie haben eine große sportliche Herausforderung mit tiefen Einblicken in die ost-westdeutsche Geschichte vor sich. Am Samstagmorgen sind vom Buga-Gelände 37 Schüler und sieben Erwachsene mit dem Fahrrad auf eine neuntägige Tour in die Bundeshauptstadt Berlin aufgebrochen. 710 Kilometer liegen vor ihnen - dann wollen sie zum Abschluss als Höhepunkt durchs Brandenburger Tor radeln.

Der Leingartener Ortwin Czarnowski (ab Sonntag 79), früherer Lehrer und 1968 deutscher Olympiateilnehmer im Radfahren, hat das "Rollende Klassenzimmer" bereits zum 15. Mal für Schüler organisiert. "Bewegung ist Leben", erklärt er eine Triebfeder. Und: Czarnowski möchte Werte wie Respekt und Fairness vermitteln, den Kindern im 30. Jahr des Mauerfalls zudem die Konsequenzen der früheren Teilung Deutschlands plastisch verdeutlichen.

Übernachtet wird in einer Kaserne, Jugendherbergern und Hotels

In einem Grenzdorf in Thüringen sprechen sie mit Bewohnern über ihre Erlebnisse an der früheren innerdeutschen Grenze, in Wittenberg, Saalfeld und Naumburg machen sie Station. In Leipzig besuchen sie die Nikolaikirche, den bedeutenden Ort der friedlichen Revolution in der früheren DDR. Und in Berlin werden sie eine Lasershow am Reichstagsgebäude mit vielen Infos zur Geschichte der Stadt erleben. Übernachtet wird in einer Kaserne, in Jugendherbergen und Hotels. Begleitfahrzeuge transportieren das Gepäck. Zurück geht es nach zwei Tagen Berlin und Region am Ende mit dem Bus.

Mit einem symbolischen Akt erinnert Czarnowski zudem an Reformator Martin Luther. Er pflanzt im Buga-Rosengarten mit den Kindern eine Luther-Rose. "Luther hat die Welt verändert - und die Buga hat Heilbronn verändert", vergleicht er.

Die längste Tagesetappe ist 96 Kilometer lang. Mia (12) aus Leingarten ist das erste Mal dabei. Keine Bedenken, dass 710 Kilometer zu hart werden? "Man muss mit einer positiven Einstellung rangehen", sagt sie. Sie freut sich auf die "coole Erfahrung" und darauf, viel Neues zu erleben. Der schönste Moment werde sicher die Fahrt durchs Brandenburger Tor, wenn alles geschafft ist. Und dann gönnt sie sich "vier, fünf Kugeln Eis." Jonah (12) war zwei Mal auf der Tour dabei. "Es macht einfach Spaß." Klar sei es auch anstrengend. Er freut sich aber auf alle Programmpunkte. "Es lohnt sich."

Organisator Ortwin Czarnowski pflanzt vor der Radtour im Buga-Rosengarten eine Martin-Luther-Rose. Er will Kinder zur Bewegung anspornen und Werte vermitteln.
Organisator Ortwin Czarnowski pflanzt vor der Radtour im Buga-Rosengarten eine Martin-Luther-Rose. Er will Kinder zur Bewegung anspornen und Werte vermitteln.  Foto: Friese, Carsten

Am Ende werden alle Sieger sein, sagt Organisator Ortwin Czarnowski

Zu einem richtigen Ereignis hat Czarnowski die Abfahrt inszeniert. Auf einem Hügel spielen die Alphornbläser aus Leingarten zum Abschied, neben Innenminister Thomas Strobl und dem Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger kommt auch der Heilbronner Bürgermeister Martin Diepgen zum Start. Er überreicht Czarnowski für jedes Rathaus, in dem die Gruppe empfangen wird, einen Grußbrief von OB Harry Mergel und eine Flasche Buga-Wein als Präsent. Als "Botschafter Heilbronns" sei die Gruppe im Buga-Jahr auf ihrer Tour unterwegs. Diepgens Leingartener Amtskollege Ralf Steinbrenner fährt sogar die 710 Kilometer im Sattel mit

Für Organisator Czarnowski ist wichtig, dass es nicht um Bestzeiten, sondern um die Gemeinschaft, um den olympischen Gedanken des "Dabei seins" geht. Für kleine Wehwehchen habe man natürlich einen Sanitätskoffer im Gepäck. Am Ende, ist er überzeugt, "werden alle Sieger sein".

Olympisches Lob

Zur Abfahrt des rollenden Klassenzimmers war auch Norbert Lamp, Vize-Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, von Darmstadt aufs Buga-Gelände nach Heilbronn gekommen. Es sei beeindruckend, was Ortwin Czarnowski da organisiere. "Das machen nur ganz wenige in Deutschland." Die Schüler werden die Tour "nie vergessen". Sigrid Seeger-Losch, Vorsitzende der Heilbronner Zweigstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft, gab den Teilnehmern Fair-Play-Anstecker mit auf den Weg.

 
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