Arbeiterwohlfahrt setzt in Heilbronn auf digitale Technik in Kindertagesstätten
Kinder wollen nicht nur daddeln. Bei der Awo in Heilbronn machen sie Bilder mit dem Tablet und programmieren Figuren auf dem Bildschirm.

Kinder fit machen für die Welt von morgen. Das hat sich der Heilbronner Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) für die drei Kindertagesstätten (Kita) in seiner Trägerschaft auf die Fahnen geschrieben. Im Frühjahr 2021 hat sich der Verein bei einem Projekt des baden-württembergischen Kultusministeriums beworben, das die Digitalisierung in den Kindertagesstätten vorantreiben soll. Seit September 2021 sind die drei Heilbronner Kitas der Awo mit im Boot. Im März ist das Projekt ausgelaufen. "Wir machen trotzdem weiter", sagt Sandra Raiser, Gesamtleiterin der Awo-Kitas.
Alle drei Einrichtungen mit an Bord
In drei Stadtteilen betreibt die Awo Kitas in Heilbronn: in Böckingen, in Neckargartach und in Horkheim. Alle drei Einrichtungen sind bei dem Projekt mit an Bord. Das Programm ist weitreichend. Kinder ab zwei Jahren lernen spielerisch den Umgang mit digitalen Medien. Aber auch für Verwaltung und Dokumentation etwa über die Lernfortschritte der Kinder nutzen Erzieherinnen und Kita-Leitung zunehmend digitale Hilfsmittel. "Das erleichtert uns die Arbeit enorm", sagt Maria Mack von der Kita in Böckingen, die nicht nur Fachkraft im Bundesprogramm Sprachkitas ist, sondern eigens für das Landesprojekt eine Zusatzausbildung zum Mediencoach absolviert hat.
Mit dem elektronischen Stift einmal um die Welt
Mit dem Mikroskop erleben die Kinder Miniaturwelten und können die Bilder zeitgleich auf das Tablet projizieren. Sie können auch mit einem elektronischen Stift die Welt auf dem Globus kennenlernen oder sich damit durch kindgerechte Bücher schmökern. Die Möglichkeiten digitaler Technik im pädagogischen Bereich sind vielfältig. "Am liebsten machen die Kinder Fotos mit dem Tablet und schauen sich die Bilder anschließend auf dem Gerät an", sagt Maria Mack. Sie arbeiten auch gerne mit der App "Frag Finn". Das ist eine Suchmaschine für Kinder.
Kinder lernen, wie Apps entstehen
Bewegungen von Figuren auf dem Bildschirm lassen sich nicht nur leicht steuern, sondern auch programmieren. "So lernen die Kinder, wie Apps entstehen und sitzen nicht nur vor dem fertigen Produkt", sagt Tobias Schumacher, Fachbereichsleiter Bildung und Gemeinschaft bei der Awo.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Technik von morgen
"Digitalisierung ist trotzdem ein zweischneidiges Schwert", sagt Schumacher. Denn Medienpädagogik habe der Verein in seinen Einrichtungen schon vor dem Projekt umgesetzt. So stand die Führung vor der Bewerbung vor der Frage: "Kinder daddeln oft zuhause ohnehin schon genug, müssen wir das als Träger also auch noch in die Kitas bringen?" Die Antwort war schnell gefunden: "Wir müssen der Lebenswirklichkeit entsprechen. Es geht um die Technik der Zukunft", so Schumacher. Und darum zu lernen, wie man verantwortungsvoll damit umgeht.
Land fördert Programm mit 160.000 Euro
160.000 Euro Zuschuss hat die Awo für die beteiligten drei Kindertagesstätten erhalten. "Das ist eine Summe, an die keine Kita oder der Träger ohne so ein Projekt jemals herankommt", sagt Sandra Raiser. Finanziert wurden damit die Materialien, das Personal, Tablets, Fort- und Weiterbildung sowie die Entwicklerkosten für die Fachberatung. Neben dem Land Baden-Württemberg ist auch die Deutsche Luft- und Raumfahrt (DLR) an dem Projekt beteiligt.
Kinder wollen mit Tablets nicht nur spielen
Manche Eltern sehen den Umgang mit digitalen Medien zum Teil kritisch, so Sandra Raiser. "Aber man muss nicht alles verteufeln." Bei der Dokumentation achteten die Kitas penibel auf Datenschutz. Wenn Eltern nicht wollen, dass die Entwicklung ihres Kindes digital erfasst wird, sei das auch vollkommen in Ordnung.
"Es ist überhaupt nicht so, dass Kinder nur noch damit spielen wollen", hat Mack festgestellt. Wichtig sei eben, Kinder vernünftig an digitale Medien heranzuführen.