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Als die Fußgänger in Heilbronn unter die Erde verbannt waren

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In den 80er Jahren wurden in Heilbronn einige Baulücken geschlossen. Stadtplaner dachten über eine "autogerechte Stadt" nach. Was diese Stadtentwicklung für Heilbronn bedeutete, tut manchen Experten heute weh.

Von Bärbel Kistner
Pflasterarbeiten für den neuen Kiliansplatz im Jahr 1988.
Foto: Archiv
Pflasterarbeiten für den neuen Kiliansplatz im Jahr 1988. Foto: Archiv  Foto: unbekannt

Welche Bedeutung die Stadtplanung in den 80er Jahren hatte, darüber kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Einig sind sich die Gäste der Wissenspause von Stadtarchivdirektor Professor Christhard Schrenk in der "immensen Bedeutung", wie es der frühere Heilbronner Baubürgermeister Ulrich Bauer betont. "Eine Stadt ohne Planung ist unmöglich", sagt Architekt Karl-Adolf Herzog.

Für Bauer, von 1983 bis 1989 Baudezernent, waren die 80er Jahre die Zeit, in der Baulücken geschlossen wurden, etwa das Eckgebäude am Kiliansplatz. Und dem Verkehr habe man als Stadtplaner Herr werden müssen. Dieser sollte am Stadtrand abgefangen werden, für eine verkehrsarme Innenstadt.

Fußgänger unter die Erde

Dass Bauer bereits damals das Ende "der autogerechten Stadt" gekommen sah, zieht Schrenk in Zweifel. "Ich bin skeptisch, ob man verstanden hatte, dass der Mensch im Mittelpunkt steht." Man sei stolz gewesen, dass die Zahl der Autos pro Einwohner weiter stieg. Und man habe die Fußgänger unter die Erde verbannt, um Platz für den Autoverkehr zu haben, erklärt Schrenk. "In meiner Amtszeit habe ich keine Unterführung eingeweiht", erwidert Bauer. Die Postpassage wurde bereits 1980 übergeben.

Mit Ulrich Bauer und Karl-Adolf Herzog (von links) geht es mit Christhard Schrenk um die Heilbronner Stadtplanung.
Foto: Mario Berger
Mit Ulrich Bauer und Karl-Adolf Herzog (von links) geht es mit Christhard Schrenk um die Heilbronner Stadtplanung. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Hochhäuses angesagt

Thema der 80er Jahre war das Hochhaus. Für Bauer "kein Feind, wenn es an der richtigen Stelle steht". Herzog erinnert sich mit Schrecken an Pläne, mit 13- bis 15-geschossigen Hochhäusern seinem Stadtteil Horkheim eine "Silhouette" verpassen zu wollen.

Dass man das in den 80er Jahren erbaute Krankenhaus zu Teilen bereits wieder abgerissen hat, "tut mir weh", sagt Bauer. Herzog erinnert sich an eine Anekdote vom Umbau des Frankenstadions, als ein Sicherheitsexperte vor einer Säule ein Warnschild aufstellen wollte. Er sei Gott dankbar, dass er bei der Erschaffung der Erde keinen Sicherheitsbeauftragten dabei hatte, tat er schon damals kund.

Bäume vermisst

Für Diskussion sorgte der neue Kiliansplatz. Die Bevölkerung vermisste Bäume. "Das war ein Un-Platz, der eine Straßenkreuzung war", erklärt Bauer. Am "Platz der Plätze", dem Campo von Siena, habe sich der "großartige Entwurf" von Stadtplaner Rasso Mutzbauer orientiert. Auch für Herzog gehört auf einen "städtischen Platz keine Linde".

"Jammerschade" findet Herzog, dass der "grandiose" VHS-Bau von Gerkan auf dem Landerer-Areal nicht gebaut wurde. "Es lag nicht am Baudezernat", ergänzt Bauer. Er weint dem Entwurf von Gottfried Böhm für den Berliner Platz nach. Breuninger sollte sich dort ansiedeln. Doch der Breuninger-Chef habe sich mit Bauunternehmer Züblin überworfen. Und wichtige Akteure hätten Heilbronn verlassen. Er selber wurde OB in Esslingen.

 


Die nächste Wissenspause

Am Donnerstag, 11. Juli, 12.30 Uhr, geht es um den Industrie- und Handelsstandort Heilbronn mit dem Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic und Thomas Walch, früher Heilbronner Kaufleute.

 

 
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