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3000 Streikende bei Kundgebung in Heilbronn: Verdi fordert Wertschätzung und wirkliche Angebote

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Für Donnerstag, 23. März, hat die Gewerkschaft Verdi Beschäftige des öffentlichen Dienstes unter dem Motto "Zusammen geht mehr" zum Streik aufgerufen. Rund 3000 Menschen aus fünf Landkreisen sind dieser Aufforderung nachgekommen. Der Bus- und Bahnverkehr ist beeinträchtigt.

Bei immer wieder einsetzendem Nieselregen ist der Kiliansplatz in Heilbronn am Donnerstag, 23. März, nur mäßig mit Streikenden gefüllt. Vereinzelt sitzen Mitglieder der Gewerkschaft Verdi unter Pavillons. Kurz nach 11 Uhr kommt jedoch Leben in die Innenstadt: Ein Zug aus Streikenden zieht auf den Platz vor der Kirche. Die Geräuschkulisse wird immer lauter, etliche Trillerpfeifen sind im Einsatz. 3000 Streikende aus fünf Landkreisen seien zusammengekommen, schätzt Bezirksgewerkschaftsführerin Katharina Kaupp. "Es ist der helle Wahnsinn. So etwas hat der Bezirk Heilbronn-Neckar-Franken noch nie gesehen."

 


Wertschätzung gefordert

Zwar steht der Streik unter dem Motto "Zusammen geht mehr", doch den Streikenden scheint es viel mehr um Wertschätzung und Anerkennung zu gehen. So ließt man Schilder mit "Klatschen war gestern, heute wird gezahlt!" oder "Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten wie ich bezahlt werde" in der Menschenmenge. Auch für Patrick Kuhn von der Verdi-Jugend ist das ein Thema. "Wertschätzung ist, was wir in den letzten Jahren von unseren Arbeitgebern nicht bekommen haben", so der Auszubildende. Später wird er noch deutlicher: "Die Arbeitgeber haben uns mit dem Angebot den nackten Arsch ins Gesicht geknallt." Auf einem Banner hinter ihm an der Bühne fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn.

Abstand von anonymen Floskeln nimmt Sven Göbel als er vor der Menge steht. "Nicht die Gewerkschaft streikt - wir streiken", sagt Göbel, der an Arbeitstagen Mitarbeiter im Heilbronner Bauhof ist. Außerdem sitze er in der Tarifkommission und sei am Montag bei den Verhandlungen in Potsdam dabei. Zu den Verhandlungen wolle er die Stimmung auf dem Kiliansplatz mitnehmen.

 


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Nur 24 Cent mehr

"Wir sind das Rückgrat der Gesellschaft, von der Wiege bis zur Bahre", macht Göbel klar. Und dazwischen passiere noch ganz viel, beispielsweise in Kindergärten. Das aktuell kursierende Angebot sei keines, so Göbel. Denn es würde bedeuten, dass die unterste Lohngruppe ab Oktober mit 12,24 Euro Stundenlohn, ganze 24 Cent über dem Mindestlohn liege. Unterstützt wird diese Aussage mit heftigen Buhrufen der Streikenden.

"Diese Streikbewegung wird von Tag zu Tag größer", sagt Hanna Binder, stellvertretende Vorsitzende von Verdi in Baden-Württemberg. "Und das haben sich die Arbeitgeber selbst zuzuschreiben." Die Angebote seien auch deshalb keine wirklichen, weil einige Verschlechterungen darin vorgesehen seien. Für Krankenhäuser werde ein Zukunftssicherungsvertrag vorgesehen, der in schlechten Zeiten die Beschäftigten zu Kasse bitte. Außerdem solle Mehrarbeit nicht mehr bezahlt werden. "Weil: Ihr arbeitet ja eh so gerne", ruft Binder von der Bühne zu den Streikenden vor ihr.

 


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Doppelzüngigkeit der Arbeitgeber

Ein Problem, das Hanna Binder benennt, seien die Mitarbeitenden, die nicht mitstreiken. Und die Chefs, die so täten, als stünden sie hinter den Forderungen, aber keine Taten folgen lassen. "Wir lassen uns von dieser Doppelzüngigkeit nicht einlullen", macht Binder klar.

Begonnen haben die Streiks für Katharina Kaupp bei Minusgraden in Schwäbisch Hall. Mittlerweile habe sie die Frühlingsschuhe rausgeholt, erzählt sie auf der Bühne. "Wenn es sein muss, stehen wir hier auch im Sommerkleid", schwört sie die Menge ein. Doch auch bedanken wolle sie sich für die Unterstützung von Bürgern und der Öffentlichkeit. "Wir haben so wenig Beschwerden wie jemals zuvor." Und das obwohl beinahe der gesamte öffentliche Dienst lahm liegt. Laut Kaupp haben Mitarbeitende aus Krankenhäusern, Bauhöfen, Sparkassen, Verwaltungen und Bibliotheken die Arbeit niedergelegt. Zudem fallen viele Bus- und Bahnverbindungen aus.

Ausfälle bei Bussen und Stadtbahnen

Die Heilbronner Stadtbusse standen am Donnerstag still. Weil auch die Leitstelle an der Harmonie bestreikt wurde, konnten Stadtbahnen nicht durch die Innenstadt fahren. Auf Zufahrtstraßen gab es teils zu längeren Staus. Die Polizei verzeichnete aber keine besonderen Vorkommnisse. Für kommenden Montag haben die Gewerkschaften einen großen Streiktag angekündigt, der auch den Nahverkehr in der Region massiv beeinträchtigen dürfte. Details zu möglichen Auswirkungen lagen am Donnerstagnachmittag noch nicht vor. 

Kein Ausstand im Klinikum erwartet 

Laut SLK-Kliniken Heilbronn liegen für kommenden Montag, 27. März, keine Streik-Informationen vor. SLK-Sprecherin Marlies Krepp erklärt: „Uns liegen keine Informationen vor, dass sich der bundesweit angekündigte Verkehrsstreik auf andere Bereiche, wie beispielsweise Kliniken, ausdehnen soll.“ Die Notstandsvereinbarung greife auch heute wieder und nur ein Teil der OP-Säle seien besetzt.

 

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