Verbot von Social Media für unter 16-Jährige – was ein Experte davon hält
|
2 Min
x
Erfolgreich kopiert!
Ein Heilbronner Experte warnt vor virtuellem "Teufelskreis". Ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige wie in Australien sieht er kritisch und plädiert stattdessen für bessere Alternativen.
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Glomex, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.
Externer Inhalt
Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.
Keine Sozialen Medien in "Down Under": Australien will die Nutzung für Jugendliche unter 16 Jahren verbieten. Abgesehen von der Frage, wie sich ein derartiges Verbot umsetzen lässt, kennt Tobias Schäfer von der Fachstelle Internet- und Medienkonsum des Kreisdiakonieverbands Heilbronn viele Aspekte des problematischen Abtauchens ins weltweite Netz.
"Junge Menschen suchen positive Erlebnisse", stellt Schäfer fest. Im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren spielen Selbstwirksamkeit und Identität eine wichtige Rolle. "Das sind ganz menschliche Bedürfnisse." Gerade weil manche Schwierigkeiten damit haben, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, wirken Soziale Medien oder Spiele wie ein sicherer Rückzugsort. "Eine Schulklasse mit 30 jungen Menschen ist anstrengender für die als für andere."
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Opinary, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.
Externer Inhalt
Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.
Gefahr in Sozialen Medien: Figuren sind schöner oder mächtiger als in der Wirklichkeit
Problematisch dabei ist, dass die "sozialen Medien eine vermeintliche Welt vorgaukeln können". Fähigkeiten und Aussehen lassen sich verändern, dabei kann Geld in Form von "Coins" die Spielfigur schöner oder mächtiger werden lassen. "Ich bin erstaunt, dass nicht wenige dafür schon 100 Euro oder mehr ausgegeben haben."
Statt den stressigen Alltag zu bewältigen, ist das Abtauchen in virtuelle Welten oft sehr viel angenehmer. Nicht nur für Mädchen spielt das Aussehen eine Rolle. "Auch für Jungs münden die Vergleiche mit anderen oft in Konkurrenz." "Superkräfte" in Spielen sind da verlockend. Den eigenen Avatar, also die Spielfigur, entsprechend positiv gestalten zu können, sei eine willkommene Idealisierung. Nicht nur das kritische Betrachten des eigenen Körpers, auch die Fragen der Sexualität und des Essverhaltens werden mittlerweile verstärkt beeinflusst bei Jungs wie bei Mädchen.
Oft werden fragwürdige Schönheitsideale auf TikTok und Co vermittelt. Das verstärke die schon vorhandene Selbstwertproblematik. Die soziale Kompetenz und Handlungsschwierigkeiten in der "wirklichen Welt" nehmen ab. "Das ist ein Teufelskreis", meint Schäfer, der als Diakon und Sozialarbeiter viele Gespräche mit Jugendlichen und Eltern führt.
Infolgedessen werde man noch unzufriedener mit dem Aussehen und komme noch weniger im Alltag zurecht. "Intensiver Medienkonsum kann sich in Schulabsentismus äußern." Auch der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus durch exzessives Spielen und die meist komplett andere Rolle machen es schwer, wieder "normal" zu sein. "Das kann so weit gehen, dass sich jemand viel stärker mit seinem erfolgreichen, mächtigen, coolen Avatar identifiziert als mit sich selbst."
Nur mal kurz mit Freunden chatten? Schnell kann das Handy für Kinder und Jugendliche zur Sucht werden. Tobias Schäfer (53, kleines Foto) berät bei der Kreisdiakonie zur Nutzung von Spielkonsolen, Multimedia und Smartphones.
Foto: dpa (großes Foto), Frank Wittmer (kleines Foto), Montage: Stimme.de
Berater warnt: Nicht einfach alles wegnehmen, sondern Alternativen anbieten
Trotz allen negativen Aspekten rät der Diakonie-Berater zu Vorsicht: "Wenn man das alles einfach wegnimmt und keine Alternativen anbietet, fällt der- oder diejenige in ein tiefes Loch." Schutz vor allzu frühem und übermäßigem Konsum findet Schäfer hingegen sehr wichtig. "Die jungen Menschen müssen erstmal in der wirklichen Welt ankommen." Alterskontrollen für Spiele und die Nutzung sozialer Medien sollten von Eltern und Betreibern ernst genommen werden und nicht, wie oft der Fall, leicht zu umgehen sein.
Erschreckend wirke auf Jüngere oft die Entgrenzung von Sprache in Chats und Foren: "Herbe Umgangsformen sind fast normal, es gelten einfach andere Werte als in der realen Welt." Wie schockierende Bilder im Kopf hängen bleiben, wirke auch die "Verschmutzung der Gedanken" noch lange nach. "Viel zu oft wird leider vergessen, dass gerade die sozialen Netzwerke kein rechtsfreier Raum sind."
"Im Spiel kann man Dinge tun, die im wirklichen Leben verboten sind."
Der Reiz liege meist darin, dass man "im Spiel Dinge tun kann, die im wirklichen Leben verboten sind". So wie man als Älterer wisse, dass das im Fernsehen gezeigte Verhalten meist nicht realistisch ist, müssen junge Menschen erst lernen, was geht und was nicht. "Ein Horrorfilm kann sehr verstörend sein, aber in Spielen ist man intensiver eingetaucht, man erlebt das Geschehen quasi als Beteiligter. Diese Erfahrungen und Erlebnisse lassen sich nicht so einfach abschalten."
Schwierig zu kontrollieren sei dabei, dass in vermeintlich harmlosen Spielen und Chats plötzlich Clips auftauchen können, die beängstigend wirken. "Manche Erlebnisse und Bilder müssen nicht in den Kopf von Kindern, wo die Unterschiede zwischen virtueller und realer Welt oft noch verschwimmen." Diese Erfahrungen lassen sich nicht so einfach wieder abschalten. Besser sei es, den "Aus"-Knopf am Computer oder Handy rechtzeitig zu drücken.
Beratung und Prävention
Auch wenn man wisse, dass exzessiver Medienkonsum schädlich sei, falle es Jugendlichen oft schwer, Abstand zu nehmen. In vielen Spielen gebe es den Gruppendruck, dass man die "Mission" nur gemeinsam erfüllen könne, so Schäfer. Auch virtuelle Freundschaften können problematisch werden. Künstliche Intelligenz als "Berater" bei Referaten und Bewerbungen gaukeln Kompetenzen vor, die man sich nicht selbst erarbeitet habe. Hilfe gibt es beim Kreisdiakonieverband unter der Telefonnummer 07131 9644-51 oder bei Bedarf Dienstag Nachmittags ab 16 Uhr im Quartierszentrum Böckingen.
Traurig, aber keine Sorge: Sie können natürlich trotzdem weiterlesen.
Schließen Sie einfach diese Meldung und sichern Sie sich das andere exklusive Angebot auf der Seite. Bei Fragen hilft Ihnen unser Kundenservice unter 07131/615-615 gerne weiter.