Seit 60 Jahren Teil von Heilbronn: Die Siebenbürger Sachsen feiern gelebte Integration
Seit sechs Jahrzehnten prägt die Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen das Leben in Heilbronn – mit Brauchtum, Musik und Gemeinschaftssinn. Beim Festakt in der Kilianskirche wird deutlich, wie Integration gelingt, ohne die eigene Identität aufzugeben.

„Wir haben Heilbronn als Lebensraum wahrgenommen und sind trotzdem verbunden mit der Heimat“, fasst Ines Wenzel, Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn im Verband der Siebenbürger Sachsen, die Beziehung der Mitglieder mit der Stadt Heilbronn und Siebenbürgen in Rumänien zusammen.
Seit 60 Jahren zeigen sie, „wie Integration im besten Sinne“ funktioniere, sagt Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel in seiner Ansprache zum Festakt von 60 Jahre Kreisgruppe Heilbronn in der Kilianskirche. Obwohl es für viele schwer sein musste, die alte Heimat zu verlassen, haben sie sich gegenseitig gestützt, um sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. „Integration heißt nicht, die eigene Identität aufzugeben“, so der OB. Mit der Brauchtumspflege bereichern sie die Stadt mit Veranstaltungen.
Gelebte Integration der Siebenbürger Sachsen: Seit 60 Jahren in Heilbronn
Die Kreisgruppe ist bei vielen Festen dabei, organisiert eigene Events. „Sie sind nicht mehr aus Heilbronn wegzudenken“, so Mergel. Als Leistungsträger und Ermutiger seien sie Teil der Stadtgeschichte. Heilbronn sei seit 60 Jahren treue Begleiterin der Volksgruppe, sagt Ines Wenzel. Sie hat in der Stadt Kontakte knüpfen und ein Netzwerk aufbauen können. „Wir sind längst hier angekommen, angenommen und aufgenommen worden.“
Neben dem Begegnungsfest auf dem Gaffenberg oder dem Kronenfest sind auch die Auftritte des Karpaten-Orchesters, dem Liederkranz oder den drei Tanzgruppen ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft. Die Jugendtanzgruppe zählt dabei zu den besten Deutschlands. „Bei 31 Wettbewerben waren sie 26 auf dem Treppchen“, so Jürgen Binder, zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe.
Wahrung von 800 Jahren Geschichte: Siebenbürger Sachsen leben ihr Brauchtum
Mit dem Bewahren der Bräuche pflegen die Siebenbürger Sachsen ihre 800 Jahre alte Geschichte. Sie beginnt vor acht Jahrhunderten, als deutschsprachige Siedler nach Siebenbürgen in Rumänien ausgewandert sind. Dort haben sie eine neue Heimat gefunden, die alten Traditionen wie Sprache, Tracht und Feiertage bewahrt und an nachfolgende Generationen weitergegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zu Zwangsdeportationen durch die Sowjetunion, zur Verfolgung der Rumänendeutschen und zur Vertreibung aus Siebenbürgen. Deshalb sind viele von ihnen zurück nach Deutschland. Um auch hier die alten Traditionen zu pflegen, schließen sie sich zum Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zusammen und gründen Kreisgruppen in vielen Städten.

15 Siedler, „die es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Heilbronn verschlagen hat“, so Jürgen Binder, haben 1965 die Kreisgruppe Heilbronn gegründet. „Wir sind schon lange in Heilbronn angekommen und in dem gesellschaftlichen Leben integriert“, so der zweite Vorsitzende. Mittlerweile umfasst der Verein rund 1100 Mitglieder und ist damit der größte Verbund in Baden-Württemberg und einer der größten in ganz Deutschland.
„Sie haben das Potential der Landsleute eingebunden, auch die jungen Leute“, lobt Rainer Lehni, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Der Grundgedanke der Gemeinschaft spiele eine entscheidende Rolle und die Zusammenarbeit der Stadt Heilbronn sei dabei auch ein wichtiger Faktor.
Ehrung für OB Harry Mergel und Alexander Throm für ihr Engagement bei den Siebenbürger Sachsen
Um das zu würdigen, verleiht Rainer Lehni dem Oberbürgermeister Harry Mergel und dem Bundestagsabgeordneten Alexander Throm die goldene Ehrennadel des Verbandes für ihr jahrelanges Engagement und der Zusammenarbeit.
Nun will der Kreisverband in die Zukunft blicken und die Identität der Siebenbürger Sachsen auch weiterhin leben. Die Erinnerung an die alte Heimat soll auch in den nachkommenden Generationen bestehen. Auch wenn „die Erlebnisgeneration zunehmend von der Bekenntnisgeneration abgelöst wird“, so Wenzel.

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