Die nächste Abendvorlesung im neuen Semester findet am 21. Oktober 2025 statt, das Thema steht noch nicht fest. Die Reihe ist ein Kooperationsprojekt von SLK-Kliniken, Kreissparkasse Heilbronn und Heilbronner Stimme.
Schlaflosigkeit und Schnarchen: Was wirklich hilft
Schlafmediziner Joachim Maurer war bei der letzten Abendvorlesung zu Gast und gibt Tipps, was man gegen Schlafstörungen tun kann.

Jeder kennt das Gefühl: Müdigkeit. Ist man unausgeschlafen, fühlt man sich mitunter unkonzentriert, gereizt und weniger leistungsfähig. Ab und zu schlecht zu schlafen ist normal, dauerhafte Schlaflosigkeit und Schlafbeschwerden sind es nicht – und betreffen doch Millionen Menschen in Deutschland. Was ist die Lösung und welche Beschwerden treten am häufigsten auf?
Darüber sprach Professor Joachim Maurer, Leiter der Sektion Schlafmedizin an der Universität Mannheim, am Dienstagabend in der Kreissparkasse Heilbronn. Der Experte für Schlaflosigkeit schläft selbst gut, erzählt er. „Einen Tick länger“, dürfte sein Schlaf manchmal sein, räumt er ein, das gelinge dann zumindest im Urlaub.
Schlafmediziner Joachim Maurer in Heilbronn: Wie gesunder Schlaf aussieht
Zu einem gesunden Schlaf gehören verschiedene Schlafphasen: Die Wachphase, gefolgt vom Übergang zwischen Wachen und Schlafen, der „stabile Schlaf“, der „Tiefschlaf“ sowie der REM-Schlaf, auch „Traumschlaf“ genannt. Hat man alle Phasen durchlaufen, spricht man vom Schlafzyklus. Gesunder Schlaf ist laut dem Experten durch ausreichende Dauer sowie einer regelmäßigen zyklischen Abfolge der verschiedenen Schlafphasen gekennzeichnet.
„Niemand, der sich einmal müde fühlt, kommt direkt in die Praxis“, sagt er. Erst wenn die Beeinträchtigungen nicht mehr akzeptabel seien, man zum Beispiel nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen könne, würden sich Menschen Hilfe suchen. Oder wenn es nicht mehr möglich ist, den schlechten Schlaf selbstständig zu kompensieren – beispielsweise durch einen Mittagsschlaf. Die Gründe, warum Menschen schlecht schlafen können vielfältig sein: zu viel Lärm, dauerhafte Anspannung, Schichtarbeit, viel Bildschirmzeit. Auch das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, spiele eine Rolle, sagt Maurer.
Schlaftraining und Medikamente gegen Schlaflosigkeit
Zu den häufigsten Schlafstörungen zählt die Insomnie, also Schlaflosigkeit. Das heißt, man hat Probleme einzuschlafen oder durchzuschlafen. Woran merkt man, ob man wirklich ein Problem hat oder einfach nur eine schlechte Phase? „Die Probleme müssen dreimal in der Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auftreten“, sagt Maurer. Insomnie kann zu Tagesmüdigkeit und allgemeinem Unwohlsein führen, zu Aufmerksamkeits- und Gedächtnisproblemen, zu Reizbarkeit und der erhöhten Neigung, Fehler oder Unfälle zu verursachen. Um eine Insomnie bei Patienten zu diagnostizieren, nutzen Schlafmediziner unter anderem einen Fragebogen. Ist man betroffen, gibt es zwei Therapiewege: das Schlaftraining und medikamentöse Therapie. Beim Schlaftraining können digitale Anwendungen, beispielsweise Apps, Patienten unterstützen.
Nicht schlafen können ist das eine – nicht erholsam schlafen ist das andere. Und das kann unter anderem durch eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) verursacht werden. OSA bezeichnet eine Schlafstörung, bei der die Atemwege während des Schlafs wiederholt blockiert werden. Das führt zu Atemaussetzern und mitunter lautem Schnarchen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, was unter anderem an der ungünstigeren Fettverteilung bei Männern liegt.
Schlafapnoe kann massiven Stress im Körper auslösen und birgt viele Risiken
Diese Atemaussetzer führen zu Stress, sie beschleunigen den Herzschlag und erhöhen den Blutdruck. „Es sind kurzzeitig Werte über 300 möglich. Im Wachzustand würden Sie damit sofort mit dem Notarzt in die Klinik kommen“, erklärt Maurer dem Publikum. Zur Veranschaulichung zeigt er ein Video eines Betroffenen mit Atemaussetzern, der nach Luft schnappt: „Wie ein Fisch auf dem Trockenen.“ Dadurch fühlten sich Patienten tagsüber häufig müde und unausgeruht. Auch eine Herzkrankheit oder Insuffizienz, ein Schlaganfall, Vorhofflimmern oder Diabetes-Typ-2 können auf eine obstruktive Schlafapnoe zurückzuführen sein.
Häufig werde eine Apnoe eher vom Partner bemerkt als vom Betroffenen selbst. Zur genauen Diagnose müssen die Patienten ins Schlaflabor kommen. Mithilfe von Apps können Betroffene ihr Schnarchen selbst analysieren, was die Experten unterstützen kann.
Nicht ständig auf die Uhr schauen, sich keinen Druck machen
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, allem voran die nichtinvasive Beatmungstherapie, die zwar „immer hilft“, aber nicht von allen Patienten genutzt wird. Hierbei muss mit einer Maske geschlafen werden, was viele als störend empfinden. Auch Unterkieferschienen können helfen sowie die Veränderung der Schlafposition hin zur Bauch- oder Seitenlage. Auch Operationen sind möglich.
Welche einfachen Tipps kann der Mediziner dem Publikum bei Schlafproblemen mitgeben, will Moderator Thomas Zimmermann wissen. Ein feste Abendroutine könne helfen, körperliche Betätigung am Tag wirke sich positiv aus und: „Sich keinen Druck machen, wenn man doch mal nicht schlafen kann. Ständig auf die Uhr zu schauen, ist keine gute Idee.“