Passend zum Erntedank-Fest: Herbstmarkt im Botanischen Obstgarten
Unterhalb des Heilbronner Wartbergs bietet der Botanische Obstgarten regionalen Erzeugern seit einem Viertel Jahrhundert eine ideale Plattform für Präsentation und Verkauf: So auch dieses Wochenende beim Herbstmarkt.

Gleich am Eingang wird der Besucher von einem Blumenmeer empfangen – das auch noch wunderbar duftet, eine Mischung aus Klaus Umbachs Bio-Gärtnerei und Jens Maiers Kräuter-Aufstrich-Angebot. Wenige Schritte weiter bietet Früchte Frank allerhand Obst und Doris Feile zwölf verschiedene Sorte an Tafeltrauben, „aus denen man auch Saft machen kann“, wie sie betont. Natürlich dürfen Schorle, Cidre, Wein und Sekt nicht fehlen: etwa von den Weingütern Drautz-Able und Albrecht-Kiessling oder von Bernulf Schlauch, der aus Holunderblüten Prickelndes zaubert.

Erfrischende Tropfen kommen bei durchwachsenem Herbstwetter auch reichlich von oben. Und der Wind sorgt zwischendurch für Trommelwirbel – Obacht! – mit lauter Walnüssen, die kostenlos von einem alten Baum fallen. Das passt: Denn der Botanische Obstgarten feiert sein 25-jähriges Bestehen: vor einer Woche intern und an diesem Wochenende in aller Öffentlichkeit.
Förderverein für Garten- und Baukultur besteht seit 25 Jahren
50 Erzeuger und Hunderte von Besuchern finden beim 21. Herbstmarkt zueinander. Sie tauschen sich aus, kaufen regionale Produkte oder probieren sie gleich vor Ort am Stand im Stehen, auf einer Gartenbank, an Biertischen, in der Obsthalle oder anderen trockenen Separées. Die von Ulrich Freys Förderverein für Garten- und Baukultur organisierte Veranstaltung in der von Gartenlauben, Buchs, Blumen und Obstbäumen gezierten Anlage zieht regionalbewusste Verbraucher in Scharen an. Das Ganze gleicht fast einem Familienfest. Man kennt sich, wie früher auf dem Dorf.
Obstgarten ust Sproß des Berliner Modellvorhabens „Regionen aktiv“
Helga Mühleck, in der Viele die gute Mutter des Obstgartens sehen, bindet im Hofladen mit viel Liebe und Stilgefühl Herbstgestecke: „Nichts von der Stange, nix China, alles von hier und handgemacht“, gibt sie zu verstehen und erinnert im Gespräch mit dem Hohenloher Slow-Food-Pionier Bernulf Schlauch nebenbei an die Wurzeln des im Jahr 2000 gegründeten Obstgartens und an die ersten, aus dem Berliner Modellvorhaben „Regionen aktiv“ entsprungenen Herbst-, Handwerker- und Genießermärkte.

Die Grundidee, die man mit der Slow-Food-Bewegung teile, sei geblieben: Erzeuger und Verbraucher zusammenzubringen – mit saisonalen und regionalen Produkten. „Andere Märkte, aber auch Edeka Ueltzhöfer haben sich davon inspirieren lassen, viele unsere Beschicker stehen heute bei ihm im Regal. Und das ist gut so,“ betont Mühleck. Bewusst lege man den Termin aufs Erntedank-Wochenende, wo es letztlich auch darum gehe, dass die Arbeit von Gärtnern und Landwirten wertgeschätzt werde. Ursprünglich habe es auf dem Markt sogar einen Erntedank-Gottesdienst, der aber im Trubel unterging.
Bauern-Chef Stefan Kerner: „Müssen uns dieses Jahr für die positive Erntebilanz bedanken“
„Mit Blick nach oben“, so Stefan Kerner von der Ölmühle Erlenbach, „müssen wir uns dieses Jahr für die positive Erntebilanz bedanken, für die Qualität, mit kleinen Abstrichen bei der Menge“. Im Gegensatz zur allgemeinen Marktsituation erfahre die Landwirtschaft auf dem Herbstmarkt die angemessene Wertschätzung durch Kunden, die deren Produkte, aber auch deren Leistungen zur Pflege der Kulturlandschaft zu würdigen müssten: nicht nur durch passende Preise, auch durch ihr Interesse, freut sich Kerner, der nebenbei Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg ist.
Sensationell frühes Finale zur Traubenlese 2025
Für die junge Oenologin Luisa Albrecht bildet der Herbstmarkt einen „wunderschönen Rahmen, für die Ernte danke zu sagen“. Wobei man in ihrem Familienweingut Albrecht-Kiessling dieses Jahr schon zum sensationell frühen Traubenlesefinale am 20. September entsprechend gefeiert habe: mit einer letzten, mit Blumen geschmückten Zuberfuhre, mit lautem Hupen und mit einem dankbaren Leseteam.
Noch nicht ganz so weit ist es bei Landwirtin Marliese Schmidt, bei der unter anderem noch Mais und Zuckerrüben vom Acker müssen, wobei sie ihr beliebtes Bauernhof-Eis das ganze Jahr über bei fast jedem Wetter an Mann, Frau und Kinder bringt. „Noch schöner wäre es, wenn die Leute immer bei uns kaufen würden, nicht nur heute – und sonst eben beim Lidl.“
Schönes neues Buch zu 25 Jahre Botanischer Obstgarten Heilbronn
Der Botanische Obstgarten wird dieses Jahr 25 Jahre alt. Zum Jubiläum hat der Förderverein Garten- und Baukultur ein wunderschönes Buch aufgelegt: „Botanischer Obstgarten Heilbronn – Welt und Zeit vergessen“. Auf 122 Seiten finden sich Beiträge und Fotos zur einstigen Knabenbeschäftigungs-Anstalt, zum Obstgarten und Förderverein sowie eine Übersicht über die Gärten, Pflanzen und Lauben sowie zum Elementa-Schulprojekt. Der Band ist zu 19,90 Euro erhältlich im Buchhandel und bei der Heilbronn Marketing GmbH am Käthchenhaus.