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Prozessauftakt 
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Kollegen aus „tiefer Wut“ vergiftet? Sanitäter-Azubi vor Landgericht Heilbronn

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Halluzinationen, Herzrhythmusstörungen, Gedächtnislücken – der Prozess gegen eine 24-jährige Notfallsanitäterin sorgt für Aufsehen. Sie soll Kollegen gezielt mit Medikamenten vergiftet haben.


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Das Medienaufgebot ist der Angeklagten sichtlich unangenehm. Mit einem schwarzen Ordner verdeckt sie ihr Gesicht, als sie den Saal der großen Strafkammer betritt. Zum Prozessauftakt sind zahlreiche Medienvertreter anwesend, auch einige Zuschauerplätze sind besetzt. Der Fall hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt.

Prozess in Heilbronn: Notfallmedikamente in Getränke ihrer Kollegen gemischt?

Die 24-Jährige war angehende Notfallsanitäterin und soll im vergangenen Jahr Giftanschläge auf ihre Kollegen verübt haben. Seit Montag, 11. August, muss sie sich deshalb vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Sie wird wegen versuchten Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen angeklagt. Insgesamt soll es sich um fünf Taten handeln, die sich an einer kleinen Rettungswache im Landkreis Ludwigsburg ereignet haben sollen.

Die 24-Jährige soll während des Dienstes verschreibungspflichtige Medikamente in die Getränke ihrer Kollegen gemischt haben – sei es in frisch gebrühten Kaffee, in Wasserflaschen auf dem Tisch im Aufenthaltsraum oder in einen Eistee von der Tankstelle.

Staatsanwaltschaft Heilbronn: Opfer sollen teilweise in Lebensgefahr geschwebt

Die betroffenen Sanitäter sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhebliche gesundheitliche Beschwerden erlitten haben, teilweise sogar in Lebensgefahr geschwebt haben. Ein Kollege musste sediert auf der Intensivstation behandelt werden.

Die Symptome reichten von Halluzinationen über neurologische Ausfallerscheinungen wie Sehstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Bis heute leiden einige Betroffene unter Gedächtnislücken. Manche gingen nach Hause und ließen sich krankschreiben, andere mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden – teils über mehrere Tage.

Die Angeklagte habe laut Staatsanwaltschaft ihre Kollegen durch die Taten zeitweise dienstunfähig gemacht, sodass sie nicht mehr für Rettungseinsätze zur Verfügung standen. In einem Fall musste laut Anklage ein Kollege während der Behandlung eines Patienten sogar den Notruf für sich selbst wählen.

Anklage in Heilbronn: Hat Notfallsanitäterin aus „tiefer Wut“ heraus gehandelt? 

Die Frau soll aus eigennützigen Motiven gehandelt haben, weil sie sich über den Verlauf ihrer Ausbildung geärgert habe. Sie sei immer wieder kritisiert worden, habe bei Einsätzen im Fahrzeug hinten sitzen müssen. Als ihr Ausbildungsleiter sie zu einem Gespräch bat und ihr sagte, sie müsse sich „zusammenreißen“, soll sie tiefe Wut entwickelt haben. Abgesehen davon habe sie sich für die Wirkung von Notfallmedikamenten auf Menschen interessiert. 

Strafverteidiger Jan Schmollich machte einige Angaben zu seiner Mandantin. Sie wurde in Bulgarien geboren und als Kind adoptiert, ihre leiblichen Eltern hat sie nie kennengelernt. Sie spricht ausschließlich Deutsch, Bulgarisch versteht oder spricht sie nicht. Nach dem Abitur absolvierte sie ein freiwilliges soziales Jahr. Am 1. Oktober 2021 begann sie ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin, die nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet wurde. Seit Januar 2025 befindet sie sich in Untersuchungshaft.

„Wie in jedem Verfahren gilt die Unschuldsvermutung“, betont Schmollich. Die Anklageschrift erhebe schwere Vorwürfe. Eine Stellungnahme seiner Mandantin sei für übermorgen geplant. Er könne jedoch sagen, dass sie psychische Probleme habe und unter Medikamentenmissbrauch leide.

 

 

 


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