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Zur kalten Jahreszeit
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Spektakulärer Plan in Heilbronn: Wie aus dem Freibad Neckarhalde ein Hallenbad werden soll

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Die Stadt Heilbronn hat laut SPD-Fraktion zur kalten Jahreszeit zu wenig Platz für Schwimmkurse, Schulen und Wassersportler. Die Sozialdemokraten stellen deshalb einen ungewöhnlichen Antrag im Gemeinderat und treffen auf ein geteiltes Echo.


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Nach Auffassung der SPD-Fraktion im Heilbronner Gemeinderat fehlt es besonders in den Herbst- und Wintermonaten an Schwimmfläche für Schulen und Vereine. Engpässe und Belegschwierigkeiten könnte nach Ansicht der Sozialdemokraten eine sogenannte Traglufthalle für das Freibad Neckarhalde entschärfen. Im Zuge der Haushaltsberatungen für die Jahre 2025/26 wird die SPD deshalb einen Prüfantrag stellen. Demnach soll die Verwaltung noch im laufenden Jahr eine Kostenrechnung vorstellen und Stellung beziehen.

"Wenn die Freibäder geschlossen sind, ist zu wenig Schwimmfläche vorhanden", sagt SPD-Stadtrat Herbert Tabler. Die Folgen seien eingeschränkte Trainingszeiten für Schwimmsportler, Belegengpässe für Schulen und zu wenige Schwimmkurse für Kinder. Letzteres hält Tabler für besonders problematisch. Die Zahl der Kinder, die im Grundschulalter noch nicht schwimmen können, sei in den vergangenen Jahren gestiegen.

Mit einer sogenannten Traglufthalle für die Neckarhalde könnte das Freibad ganzjährig genutzt werden, so Tabler. Dabei würde das Bad nahezu luftdicht mit einer aufgeblasenen und stützenfreien PVC-Hülle eingehaust werden. Die Lufttemperatur werde bei 28 Grad konstant warmgehalten, so die Vorstellung der SPD-Fraktion.


Plan für Heilbronner Neckarhalde: So funktioniert eine Traglufthalle 

"Machbar ist das auf jeden Fall", sagt Tabler. Seine Fraktion hat inzwischen Kontakt zum Berliner Unternehmen Paranet-Deutschland GmbH, einem Anbieter von Traglufthallen, aufgenommen. "24 Stunden am Tag wird tragende Luft eingeblasen", sagt Vertriebsleiter Christian Dehm. Das halte das Gesamtgebilde unter Druck. Kühl- oder Heizgeräte könnten die Temperatur regeln. Sogenannte Luftschleusentüren hielten den Druck im Inneren konstant, wenn Besucher in die Halle hinein- oder hinausgehen, so Dehm.

"Es wäre grandios, wenn es das gäbe", sagt Susanne Kugel, Leiterin der Heilbronner Neckartalschule. Nahezu kein Kind in ihrer Einrichtung könne seinem Alter entsprechend schwimmen. Früher hätten viele Kinder schon vor Eintritt in die Grundschule schwimmen können. "Das ist vorbei", sagt die Leiterin des Heilbronner Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums mit Förderschwerpunkt Lernen (SBBZ).

In Heilbronn gibt es zu wenig Schwimmfläche für Kinder

"Es gibt einfach zu wenig Schwimmfläche", so die Schulleiterin, die als DLRG-Mitglied in Leingarten auch Schwimmtraining für Kinder und Anfängerkurse für Erwachsene gibt. Die Corona-Pandemie habe das Problem zusätzlich verschärft. "Dadurch haben wir einen Rückstau. Ich kenne Eltern, die nach Bietigheim fahren, damit ihre Kinder schwimmen lernen." 

Auch für Jens Boysen, Vorsitzender des Heilbronner Schwimmvereins, ist die verfügbare Wasserfläche in Heilbronn zu knapp. "Wir können für die Kurse unserer Schwimmschule, die insbesondere Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ansprechen sollen, erst ab 18 Uhr oder 19 Uhr ins Wasser. Da wird es abends schon ziemlich spät, wenn am nächsten Morgen um 8 Uhr die Schule beginnt. Auch die Wettkampfgruppen hätten teilweise sehr späte Trainingszeiten. "Eine Ausweitung unserer Angebote, zum Beispiel zusätzliche Schwimmkurse oder Trainingszeiten für neue Jugendgruppen, sind mit der verfügbaren Wasserfläche nicht möglich", so Boysen.

Aus Sicht der Heilbronner Stadtverwaltung fehlen ganzjährig Wasserflächen

Auch aus Sicht der Heilbronner Stadtverwaltung fehlen ganzjährig Wasserflächen sowohl für Schul- als auch Vereinsschwimmen. "Die Schulen nutzen im Sommer die Freibäder nur wenig, beispielsweise für einzelne Schwimmtage oder für punktuelle Wettbewerbe", so Karin Schüttler, Leiterin Schul-, Kultur- und Sportamt. Für die regelmäßigen Schwimmstunden müssten unter anderem Transportmöglichkeiten bestehen, Hubböden in den Becken vorhanden und eine Abtrennung vom öffentlichen Betrieb möglich sein.

Aus Sicht der Stadt seien deshalb Wasserflächen in Schulnähe sinnvoll. "Aktuell erarbeitet die Verwaltung gemeinsam mit den Stadtwerken eine Machbarkeitsstudie für ein Schul- und Vereinsschwimmbad. Die Idee einer Traglufthalle soll sinnvollerweise in den Auftrag einbezogen werden", so Karin Schüttler.

Auf wenig Gegenliebe stößt der angekündigte Prüfantrag der SPD dagegen bei der größten Fraktion im Gemeinderat. Laut CDU-Fraktionschef Thomas Randecker sei jetzt der falsche Zeitpunkt, um eine Traglufthalle zu planen. Angesichts des laufenden Haushaltes und des jüngsten Finanzzwischenberichts "müssen wir schauen, dass wir unsere Pflichtaufgaben erfüllen", so Randecker.

Fehlende Schwimmkurse: CDU-Fraktion sieht Personalmangel als größtes Problem

Darüber hinaus seien fehlende Schwimmkurse nicht allein auf zu wenig Bäder zurückzuführen. Ein größeres Problem sei laut Randecker das fehlende Personal. Er weist zudem darauf hin, dass es mit der Einhausung des Schwimmbeckens alleine nicht getan sei. Man müsse auch Umkleideräume, Toiletten und die Zugänge warm halten und ins Konzept einbeziehen.

Nichtsdestotrotz werde seine Fraktion den Antrag konstruktiv begleiten. "Prüfen kann man ja alles", sagt der CDU-Fraktionschef. Für eine Traglufthalle bestehe aus seiner Sicht aber wenig Aussicht. Derzeit seien die Stadtwerke dabei, ein Gesamtkonzept für die Bäder zu erarbeiten. Aus Sicht der CDU-Fraktion müssten dabei "alle Bäder zusammengedacht werden". 

Eine Traglufthalle kann entweder gekauft oder gemietet werden. Der Mietpreis sei laut Tabler schwierig einzuschätzen. Als grobe Hausnummer nennt der SPD-Stadtrat 200.000 bis 300.000 Euro pro Jahr. An Kostenschätzungen will sich Christian Dehm allerdings nicht beteiligten. Alles hänge von den konkreten Gegebenheiten vor Ort ab, so der Vertriebsleiter bei Paranet-Deutschland.


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