Nicht nur für Grill-Fans: Heilbronner Wertwiesenpark im Schwabenalter
Vor genau 40 Jahren wurde in Heilbronn die Landesgartenschau 1985 eröffnet: Der Auftakt zu einem Sommermärchen und der Ursprung eines beliebten Parks.

Blauer Himmel, Heißluftballons, Brieftauben, Majoretten – und am Rande eine Friedensdemo: Vor genau 40 Jahren, am Freitag, 24. Mai 1985, wurde in Heilbronn die sechste baden-württembergische Landesgartenschau eröffnet, im heutigen Wertwiesenpark. Die Szenerie war symptomatisch für die damalige Stimmung in der Käthchenstadt, sie schwankte zwischen heiler Welt und Protesten im Nachhall des Pershing-Raketen-Unglücks vom 11. Januar 1985 auf der Waldheide.
Auch das Projekt Laga, das nicht nur Projektleiter Ekkehard Schneider als Sommermärchen empfand, war zunächst umstritten. SPD und Grüne stimmten im Vorfeld gar dagegen. Am Ende zählte man an 108 Tagen eine Million Besucher – und so gut wie alle waren begeistert: von den vielfältigen gärtnerischen Höhepunkten, von Bernhard Winklers Veranstaltungsstrauß mit 1400 Events, zahlreichen Sonderaktionen und der breit gefächerten Gastronomie. Nebenbei stellte der „tele-verbund heilbronn“, inklusive Heilbronner Stimme, in einem Laga-Studio das erste Privatfernsehen der Region auf die Beine. Für Aufsehen sorgte auch Andreas Pfeiffers umstrittener Skulpturenweg mit 73 Exponaten zwischen Deutschhof, Neckaruferweg und Wertwiesen.

Die ersten Überlegungen für eine Heilbronner Bewerbung reichen weit zurück. Bereits 1976 hatte die Stadt für 1,68 Millionen Mark vom Land Äcker und Wiesen zwischen Sontheim und Kernstadt gekauft. Die Realisierungspläne gingen aus einem Wettbewerb mit 19 Architekten, Garten- und Landschaftsplanern hervor, den die Arbeitsgemeinschaft der noch unerfahrenen Büros Bauer und Reich aus Stuttgart sowie Knoll, Pfrommer, Lehnhoff und Tautorat aus Sindelfingen gewann.

Der erste Spaten wurde am 26. November 1982 angesetzt. Anschließend karrten unzähliche Laster zur Modellierung des flachen, rund 15 Hektar großen Areals 25.000 Kubikmeter gute Erde an. Auch ein Hochwasserdamm wurde aufgeschüttet. In den ersten Januarwochen 1983 hat das damalige städtische Garten- und Friedhofsamt – heute Grünflächenamt – zusammen mit regionalen Gartenbaufirmen mehr als 300 – darunter 100 ausgewachsene – Bäume gepflanzt. Eine unbekannte Zahl an Stauden und allerhand anderem Grün sollte folgen.
Wegweisendes Laga-Konzept 1985 im Vorgriff auf die Buga 2019
Das Konzept der Konversion bislang „suboptimal“ genutzter Flächen erwies sich als zukunftsweisend. Es nahm sogar eine Grundidee der Heilbronner Bundesgartenschau von 2019 vorweg, die aus einer Hafenbrache erwuchs und als neuer Stadtteil Neckarbogen weiterwächst. Im heutigen Wertwiesenpark war die Ausgangslage ähnlich. Ein Sammelsurium aus Äckerchen und Gartenparzellen, das als Überschwemmungsgebiet diente, wurde für bescheidene 11,4 Millionen Mark direkt am Neckarufer in einen in vielerlei Hinsicht nachhaltigen Stadtpark verwandelt, der nach wenigen kleinen Umgestaltungen bis heute zu den beliebtesten im ganzen Unterland zählt.
Am Wertwiesenpark wurde in 40 Jahren nur wenig verändert
Ein faszinierendes Bild ergibt fast das ganze Jahr über eine Staudenfläche mit über 13.000 Pflanzen. Ebenso beachtenswert: der Duft-, der Gräser- sowie der Rosengarten und der an einen Neckararm erinnernde See. Botanische Höhepunkte sind seltene Baumarten wie Ginkgos, Sumpfzypressen und später gepflanzte Mammutbäume. Mit seinen Spielplätzen, Rasenflächen, dem neuen Beachvolleyballbereich, Halfpipe für Skater bis zur Minigolf- und Kneipp-Anlage und dem obligatorischen Kiosk bietet der Park vielfältige Freizeitmöglichkeiten.
Ab und an tolle Sommerkonzerte: Am 6. Juni sogar mit Weltstar Sting
Sommers wird hier viel gegrillt, zu viel, wie nicht nur die Stadtreiniger meinen. Ab und an gehen – zum Leidwesen mancher Anwohner – Freiluft-Events über die Runde: von Kinderfesten über Streetfood-Märkte bis hin zu großen Open-Air-Konzerten, ehedem mit Montserrat Cabalier, Chris de Burgh, Dieter Thomas Kuhn oder Wolfgang Ambros. Am 6. Juni 2025 macht hier sogar der englische Weltstar Sting, bürgerlich Gordon Matthew Thomas Sumner, Station.


