Mehr KI, weniger Jobs? Wo Heilbronner Künstler die größte Gefahr sehen
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Künstliche Intelligenz wirbelt ganze Branchen durcheinander, Künstler bangen um ihre Jobs. Ein Schauspieler und ein Produzent aus Heilbronn sehen in einem Punkt die größte Gefahr rund um KI und Arbeitswelt.
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Es dürfte kaum vergleichbare Orte in Deutschland geben, an denen KI so sichtbar ist wie in Heilbronn. Die Transformation vollzieht sich in rasantem Tempo, mit dem Innovationspark für Künstliche Intelligenz (Ipai) und dem Bildungscampus werden Weichen für die Zukunft gestellt. Das Ziel: Heilbronn soll Europas KI-Hauptstadt werden.
Mehr KI könnte aber auch weniger Jobs bedeuten – auch in der Kunstszene. Doch ist die Furcht berechtigt? Ein Schauspieler und Hörbuchsprecher vom Theater Heilbronn und ein Produzent vom Film- und Synchronstudio Hnywood sehen in einem Bereich die größte Gefahr – und die geht über die Kunstwelt hinaus.
Einsatz von KI in der Kreativbranche: „Stimmung ist ziemlich durchwachsen“
Mitten in Heilbronn, auf 80 Quadratmetern, entstehen im Studio Hnywood Filme, Serien, Image- und Werbefilme. Einer der beiden Köpfe ist Antonio Lopes, der unter anderem Synchronspuren produziert. Er ist gut vernetzt in der Branche und weiß, dass mit Sorge auf das Thema KI geblickt wird. „Die Stimmung in der Synchronsprecher-Branche ist ziemlich durchwachsen“, sagt er.
Kann KI den Menschen ersetzen? Antonio Lopes, einer der Gründer des Heilbronner Film- und Synchronsstudio Hnywood, glaubt das nicht.
Foto: Hnywood.com
Der Trend kommt mittlerweile nicht nur in der Industrie, sondern auch immer mehr in der Kunstwelt an. Lopes sagt, in seinem Studio sei KI bei großen Rollen tabu. Aber: „Wir setzen sie teils in Szenen mit Menschenmassen ein, etwa bei einem Satz, der herausragen soll.“ Auch in Werbeclips werde die KI mittlerweile branchenweit eingesetzt – und mache so den Einsatz von professionellen Sprechern sukzessive überflüssig.
Heilbronner Produzent über Gefahr von KI: „Es fehlt komplett an Regulierung“
Der Heilbronner Produzent Lopes ist sich sicher, dass sich der Einsatz von KI nicht mehr stoppen lasse und einige Schauspieler und Sprecher künftig vor beruflichen Schwierigkeiten stehen könnten. „Das ist die große Gefahr, wenn sie kein weiteres Standbein haben und sich nur auf dieses eine Auskommen verlassen haben.“
So nutzt das Heilbronner Studio Hnywood Künstliche Intelligenz
Das Heilbronner Studio Hnywood geht transparent mit dem Einsatz von KI in ihren Produktionen um. „Das ist unser Arbeitsethos“, macht Antonio Lopes klar.
Das Studio setzt KI nur wohldosiert in seinen Produktionen ein. Einmal aber hätte die Technologie fast tragend Anwendung gefunden: Während der Film-Produktion zu „Raub ihren Atem“ erlitt eine Schauspielerin eine Stimmbandlähmung. Eine Umbesetzung der Rolle sei für das Studio nicht in Frage gekommen. Das Studio versuchte, anhand der angeschlagenen Stimme jener Schauspielerin die Tonspur mithilfe einer KI nachzusynchronisieren. „Das hätte funktioniert“, sagt Lopes. Allerdings seien die Produzenten künstlerisch nicht zufrieden gewesen. Wenig später wurde die Schauspielerin gesund – und sprach ihre Tonspur schließlich selbst ein.
Ein Punkt beschäftigt Lopes aber noch mehr: „Es fehlt bisher komplett an einer Regulierung.“ Die EU, so Lopes, reagiere auf den Wandel viel zu langsam. „Man hat das Gefühl, da wird einfach nur zugeschaut.“ Schon jetzt können etwa Stimmen erzeugt werden, die einer menschlichen Stimme täuschend ähnlich klingen. „Hier gibt es keinen Urheber, keinen Träger – wer ist da haftbar und wer profitiert davon?“ Das sei völlig unklar.
Deshalb sei laut Lopes nun Eigeninitiative gefragt. Er plädiert dafür, dass Künstler sich wie in einer Art Sprecher-Gema organisieren sollten. „Dann könnten echte Stimmen, wenn es gewollt wird, nutzbar gemacht werden, und es gebe einen Rechtsrahmen.“ Es sei an der Zeit, nicht nur hilflos zuzuschauen, meint Lopes.
Heilbronner Schauspieler über KI im Beruf: „Man muss sich der Angst stellen“
Richard Feist ist Schauspieler am Theater Heilbronn. Als weiteres Standbein spricht der 31-Jährige Hörbücher ein. Seine Meinung zum Thema KI? "Ich habe keine Angst."
Foto: Verena Bauer
Feist hält es für möglich, dass er irgendwann aufgrund des Einsatzes von KI keine Sprecher-Aufträge mehr bekommen könnte. „Natürlich wäre das ein Verlust“, gibt er zu. „Aber die Welt verändert sich und ich kann mich auch in anderen Bereichen weiterentwickeln.“ Für ihn sei dieser Blick auf den Wandel nur realistisch: „Es hilft nichts, sich zu erstarren.“ Man müsse sich stattdessen der Angst stellen und sich fragen: „Was muss ich für mich verändern, damit ich weiterfahren kann?“
So kommt KI beim Theater Heilbronn zum Einsatz
Wie Silke Zschäckel, Sprecherin beim Theater Heilbronn, sagt, setze das Haus bei Inszenierungen auf den „Live-Charakter des Theaters“. Die Schauspieler stünden im Mittelpunkt. „Bühnenbilder und Kostüme werden in den Werkstätten gefertigt – mit viel Handarbeit und handwerklichem Können in allen Bereichen.“
Gleichwohl gebe es wenige Bereiche, in denen das Theater Heilbronn mit KI arbeite. Bei der Inszenierung von „Ewig jung“ habe man etwa die Gesichter der Schauspieler mit einer KI künstlich altern lassen. Die Bilder hätten dann eine Orientierung für die Fertigung der Masken geliefert, die dann durch Handarbeit geschaffen worden seien.
In der neuen Spielzeit startet das Theater Heilbronn ein Pilotprojekt im Ticketing, bei dem KI helfe, Informationen für mögliche Kartenkäufer zielgruppengenau und interessenbezogen auszuspielen, so Zschäckel.
Feist hat sich deshalb, neben seinem Engagement am Theater Heilbronn und seiner Sprechertätigkeit, noch weitere berufliche Standbeine aufgebaut. Das sichere ihn auch in der Zukunft ab, wie er sagt. Wer das nicht tue und der Entwicklung nur zuschaue, laufe Gefahr, seine berufliche Existenz zu verlieren. „Und das“, so Feist, „betrifft nicht nur künstlerische Berufe.“
Job-Wandel durch KI? Heilbronner Künstler glauben nicht an Ersetzbarkeit der Menschen
Trotz vielerlei Gefahren, die KI bergen könnte, glauben Feist und Lopes nicht, dass Künstliche Intelligenz den Menschen im Beruf vollständig ersetzen werde. „KI kann zwar viele Dinge effizienter gestalten“, sagt Feist. „Dennoch wird es aber immer ein Bedürfnis nach echter Kommunikation und Emotionen geben und das kann eine KI nicht leisten.“ Menschen, so Feist, hätten ein feines Gespür. „Sie würden es merken, wenn etwas mechanisch ist.“
Lopes verweist auf die berühmte Fantasy-Serie Game of Thrones. Dort gebe es Szenen, bei denen nicht der Dialog entscheidend sei, sondern gerade das Unausgesprochene. „KI kennt nur Worte und Syntax – doch es braucht das emotionale Verständnis eines Menschen, der diese Codes versteht und entschlüsseln kann.“
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