Klimaschutztag auf dem Bildungscampus: Nicht nur reden, sondern auch machen
250 Teilnehmer kommen beim Klimaschutztag des Verbands "Klimaschutz-Unternehmen" auf dem Heilbronner Bildungscampus zusammen. Gastgeber ist der Mulfinger Ventilatorenspezialist EBM-Papst.

Die zarten Salatblätter wirken ganz gewöhnlich, doch die Bedingungen, unter denen sie gewachsen sind, sind außergewöhnlich: Die Pflanzen brauchen weder Tageslicht noch Wasser, gedeihen künstlich in einem Glaskasten. Dessen Inneres ist ausgestattet mit einer Lüftungstechnik mit Ventilatoren des Mulfinger Ventilatorenspezialisten EBM-Papst. "Vertical Farming", so nennt sich das Konzept, wurde am Dienstagvormittag beim Klimaschutztag auf dem Heilbronner Bildungscampus vorgestellt.
Ein Team von Studierenden und Auszubildenden der EBM-Papst-Gruppe hat das Gewächshaus entwickelt. Die jungen Menschen nennen sich "Zukunftshelden", wollen das Unternehmen bei seiner nachhaltigen Strategie voranbringen. In Eigenregie haben sie die Planung und Organisation des Klimaschutztags mit dem Verband "Klimaschutz-Unternehmen" übernommen.
EBM-Papst als Gründungsmitglied beim Netzwerk dabei
Vor 15 Jahren war EBM-Papst an der Gründung einer Exzellenzinitiative für Klimaschutz und Energieeffizienz in der deutschen Wirtschaft beteiligt. Angebunden ist der Verbund "Klimaschutz-Unternehmen" unter anderem an das Bundeswirtschaftsministerium, ihm gehören heute 69 Unternehmen an. Immer eines davon ist Gastgeber des Klimaschutztags. Die Spitzenveranstaltung fand dieses Mal unter dem Motto "Nachhaltig digital: Gemeinsam für morgen" mit rund 250 Teilnehmenden statt. In der Wirtschaftsregion Heilbronn sollte das Event gut erreichbar sein, erklärte Philipp Andree, Geschäftsführer der "Klimaschutz-Unternehmen", im Eröffnungstalk mit EBM-Papst-Chef Klaus Geißdörfer.
Täglich arbeiteten 14.000 Mitarbeiter der EBM-Papst-Gruppe an "intelligenten und nachhaltigen Lösungen für ein besseres Klima", so Geißdörfer. Seit Gründerzeiten gelte im Unternehmen die Vorgabe: Jedes Produkt muss dem vorangegangenen ökologisch und ökonomisch überlegen sein. "Es steckt in unserer DNA", so Geißdörfer. Für die Mulfinger sei nur "konsequent", beim Klimaschutz weiterzumachen. Das gebiete auch die gesamtgesellschaftliche Verantwortung. "Die größte Krise ist die Klimakrise, und sie bringt andere Krisen hervor", sagte Geißdörfer. "Wir müssen nicht nur reden, sondern machen."
Geredet wird beim Klimaschutztag auf dem Bildungscampus viel
Geredet wurde trotzdem viel beim Klimaschutztag, ob locker plaudernd an Messeständen und Stehtischen oder bei Fachforen und Vorträgen, in Gesprächsrunden und Workshops - da fielen Schlagworte wie digitale Transformation, Mindset und Klimakommunikation. Im Mittelpunkt standen der Austausch, das Vernetzen und voneinander lernen. Ob Global Player oder Mittelständler - die Unternehmen verstehen sich als Vorreiter für Best-Practice-Beispiele. Sie wollen den betrieblichen Klimaschutz umsetzen, auch mithilfe der Digitalisierung.
Von "enormen Chancen" für den Klimaschutz, die es zu nutzen gelte, sprach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der per Videobotschaft einen "lieben Gruß" nach Heilbronn schickte. Digitalisierung helfe, die Wirtschaft effizienter und grüner, technologisch fortschrittlicher zu machen. Dadurch liegen die Einsparpotenziale bei geschätzten 30 Prozent, so Habeck, der sich von den Ideen der EBM-Papst-"Zukunftshelden" beeindruckt zeigte.
Landesumweltministerin: Geht nicht ohne Transformation
"Ohne Transformation geht es nicht", betonte auch Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne), gerade jetzt, da die Folgen des Klimawandels sichtbarer werden - und für erhebliche Einkommensverluste von bis zu elf Prozent sorgten. Walker mahnte an, beim Klimaschutz weiter Tempo zu geben: "Nichtstun wird teurer." Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg würden sich nicht ausschließen.
Doch die Unternehmen stünden unter Handlungsdruck: Zentrale Projekte wie der europäische Green Deal, zeigte sich Walker selbstkritisch, seien an manchen Stellen "zu detailliert". Die Unternehmen bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen. "Wir benötigen Klarheit darüber, welche Marktbedingungen gelten sollen." Das fördere die Investitionsbereitschaft. Trotzdem dürften deutsche Unternehmen risikofreudiger sein, findet die Ministerin: "Damit sind Chancen verbunden."
Grünes Label als nachhaltiges Event
Die Veranstalter haben sich verpflichtet, den Klimaschutztag als klimafreundliches, nachhaltiges Event auszurichten, erklärte Philipp Andree, Geschäftsführer der "Klimaschutz-Unternehmen", im Eröffnungsgespräch. Besiegelt wurde das vom Landesumweltministerium mit dem Label "Green Event BW": Die Veranstaltung sollte überwiegend papierlos ablaufen, beim Essen wurde auf Regionalität und Saisonalität geachtet, die Deko wiederverwendet. Auch auf gute Erreichbarkeit wurde geachtet, mit der Deutschen Bahn eine Kooperation für Veranstaltungstickets geschlossen. Von 210 Gästen kamen 38 Prozent mit dem ÖPNV, 33 Prozent mit dem Auto, 22 Prozent mit dem E-Pkw und 7 Prozent mit dem Rad oder zu Fuß.