Zur Person
Moritz Gräter ist seit Oktober 2022 Geschäftsführer von Ipai. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebt der 41-Jährige in Tübingen. Mit zwei Mitarbeitern hat er damals angefangen, jetzt gehören zum Ipai-Team 45 Kollegen. map/ing
Schon 50 Unternehmen und Institutionen haben sich dem KI-Park Ipai in Heilbronn angeschlossen. So sieht sich das Ökosystem schon europaweit etabliert.
Der Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) wächst: Immer mehr Unternehmen schließen sich an. Ein erstes eigenes Gebäude hat der Ipai im Wohlgelegen, Ende 2025 soll der Bau des Ipai-Campus bei Heilbronn beginnen. Über KI im Alltag und in den Firmen sowie über das Interesse der Menschen aus der Region spricht Ipai-Geschäftsführer Moritz Gräter.
Wo hat Ihnen KI heute Morgen geholfen?
Moritz Gräter: Am liebsten starte ich, wie heute Morgen, mit meiner Familie in den Tag – ganz ohne KI. Aber tatsächlich habe ich heute nach dem Frühstück noch den obligatorischen Enkel-Weihnachtskalender für Oma und Opa erstellt. Dank KI-gestützter Gesichtserkennung geht das Heraussuchen der Bilder damit ziemlich schnell.
Ist es zu früh, dass KI im Alltag selbstverständlich ist?
Gräter: Im Privaten erleichtert uns KI schon heute den Alltag – oftmals ohne, dass wir es merken. Einen besonderen Mehrwert für KI sehe aber vor allem für etablierte Unternehmen. Sie können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile verschaffen, wenn sie KI konsequent einsetzen. Prozesse werden so effizienter und auch kostengünstiger. Eine neue Ära der Weltmarktführer kann nur mit KI entstehen.
Woran denken Sie?
Gräter: Nur zwei Beispiele: KI erstellt Protokolle von Meetings und steigert damit unsere Produktivität enorm. Oder wir können mit KI den Energieverbrauch und -einkauf optimieren. Viele weitere Anwendungen für KI werden folgen. Wir sind da eben gerade an einer Schwelle: Noch geht es oftmals ohne KI, aber eben nicht mehr lange.
Wie lange?
Gräter: In vielen Bereichen geht es schon gar nicht mehr, beispielsweise in der Medizin bietet KI große Mehrwerte.
Kommt da die Gesellschaft hinterher?
Gräter: In der Unternehmenswelt haben wir schon einen richtig ordentlichen Schritt gemacht. Das merken wir an den Rückmeldungen der Unternehmen, die sich am Ipai beteiligen. Neben Porsche und Audi haben wir mittlerweile tolle Mittelständler und Weltmarktführer wie etwa Bürkert, Gemü oder EBM-Papst. Dort haben die Führungsebenen erkannt, dass es notwendig ist, die eigene digitale Transformation mithilfe von KI zu gestalten. In Zeiten, in denen viele Unternehmen noch mit Grundsatzdigitalisierung beschäftigt sind, braucht es da ganz schön viel Mut, sich gleichzeitig auch noch mit disruptiven Transformationsthemen wie KI zu beschäftigen.
Versteht sich Ipai als Vermittler, um die Gesellschaft mitzunehmen?
Gräter: Ja. Dazu haben wir unter anderem den Ipai Livingroom hier im Zukunftspark Wohlgelegen in Heilbronn geschaffen, als unser erstes interaktives Besucherzentrum, in dem Menschen KI begegnen und sich mit der Technologie beschäftigen können.
Nehmen die Heilbronner die Angebote auch an?
Gräter: Ja. Wir spüren bei den Heilbronnern eine ganz große Lust auf Zukunft. Sie wollen diese Zukunft mitgestalten und sich darüber informieren. Seit der Eröffnung unserer Ipai Spaces Ende Juni haben wir täglich viele Besuchergruppen. Aber auch der KI-Pavillon der Experimenta oder das KI-Festival sind tolle Beispiele, wie Bürgerinnen und Bürger sich über KI informieren.
Wie viele Unternehmen gehören inzwischen zum Ipai?
Gräter: Aktuell beteiligen sich über 50 Unternehmen, viele von ihnen aus der Region. Doch Ipai erzeugt natürlich längst auch europaweit Strahlkraft. Und kürzlich erst erzählte mir eine Mitarbeiterin einer großen Unternehmensberatung aus Berlin, Ipai werde in jedem Termin erwähnt. Wir gewinnen permanent weiter an Relevanz und Sichtbarkeit
Wie geht es 2025 weiter?
Gräter: Das Ipai-Ökosystem wird weiter wachsen, und wir werden die Qualität und den Umfang unseres Angebots nochmal weiterentwickeln.
Wie viele Unternehmen werden Ende 2025 zu Ipai gehören?
Gräter: Wir werden die Zahl weiter signifikant steigern. Aber für uns geht es vor allem um Qualität. Wir wollen die richtigen Unternehmen in unsere Community aufnehmen. Wer nicht ernsthaft seine KI-Transformation anschieben will, sondern eine Mitgliedschaft bei Ipai vor allem als Marketing-Tool nutzen will, bei dem bleiben wir erstmal auf Abstand.
Gibt es bei den Expansionsplänen eigentlich auch Grenzen?
Gräter: Wir geben Gas, damit das nicht er Fall ist. Unsere Infrastruktur muss mit der großen Nachfrage nach Ipai mitwachsen. Vor einem Jahr waren wir hier im Zukunftspark Wohlgelegen noch in einem Gebäude auf eineinhalb Etagen, heute haben wir in unserem neuen Gebäude rund 6500 Quadratmeter. In wenigen Jahren werden wir im ersten Bauabschnitt des Ipai-Campus sein. Auch dafür braucht es die richtige Infrastruktur.
Ipai soll in Europa zum relevantesten Ökosystem in Sachen KI werden. Wie weit sind Sie schon?
Gräter: Schon heute hat sich Ipai zu einem relevanten Akteur für angewandte KI in Deutschland entwickelt, und natürlich werden wir auch in Europa wahrgenommen. Insgesamt profitieren wir von einer Dynamik, die die ganze Wirtschaft erfasst hat. Dabei gilt: In der KI-Forschung sind wir in Deutschland schon sehr gut. Wo wir richtig Gas geben müssen, um den Zug nicht zu verpassen, ist vor allem bei den KI-Anwendungen und Start-ups. Ich glaube aber, dass wir 2024 alles in allem einen riesengroßen Schritt gemacht haben.
Moritz Gräter ist seit Oktober 2022 Geschäftsführer von Ipai. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebt der 41-Jährige in Tübingen. Mit zwei Mitarbeitern hat er damals angefangen, jetzt gehören zum Ipai-Team 45 Kollegen. map/ing
Ist das den Menschen hier in der Region bewusst?
Gräter: Es ist eines der Ziele von Ipai, die aktuellen KI-Entwicklungen für die Menschen in der Region transparent und erfahrbar zu machen. Daran wollen wir auch 2025 arbeiten.
Wie kommen die Planungen für den Ipai-Campus voran?
Gräter: Wir liegen voll im Zeitplan. Ende 2025 wollen wir mit den Bauarbeiten beginnen. Extrem weit sind wir zum Beispiel mit dem Energie- und dem Nachhaltigkeitskonzept oder der Mobilität, wo die Stadt mit Hochdruck dran arbeitet. Jeden Tag arbeiten über 100 Menschen nur an diesem Projekt.
Unternehmen stecken in der Transformation, Stellen werden gestrichen. Bleibt Ipai das Geld erhalten?
Gräter: Ipai wird umgesetzt, so wie es geplant ist. Die Finanzierung steht. Wichtig ist natürlich, dass dann auch die Nachfrage da ist. Aber da mache ich mir keine Sorgen. KI ist aktuell der größte Treiber für Unternehmenstransformation.
Blicken wir auf 2025: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Gräter: Wir haben für 2025 zahlreiche Highlights. Besonders freue ich mich aber darauf, dass das ganze Ökosystem Heilbronn weiter wächst – mit Ipai, der Programmierschule 42, dem Bildungscampus, den Campus Founders und vielen weiteren Akteuren aus Unternehmen, Hochschulen und Gesellschaft. Sie alle bringen wir vom 19. bis 20. Juli beim KI-Festival zusammen, das wird super.
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