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Kanzlertagung in Heilbronn: Wie Künstliche Intelligenz Hochschulen verändern kann

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Vom Chatbot bis zu neuen Verwaltungsstrukturen: Bei der bundesweiten Kanzlertagung in Heilbronn ging es um Chancen und Risiken von KI im Hochschulbetrieb. Gleichzeitig wurden klare Forderungen an die Politik laut.

Vier Tage lang stand die Hochschule Heilbronn im Zeichen der Zukunftsfrage, wie Künstliche Intelligenz die Arbeit an Hochschulen verändern kann. Anlass war die 40. bundesweite Kanzlertagung, zu der der Verein der Hochschulkanzler vom 9. bis 12. September rund 100 Teilnehmende nach Heilbronn eingeladen hatte – darunter auch ehemalige Kanzlerinnen und Kanzler – Chefs der Hochschulverwaltungen, die Strukturen gestalten und strategische Verantwortung tragen.

Entsprechend zentral war die Frage, wie digitale Technologien Prozesse etwa in der Verwaltung erleichtern können – und welche Verantwortung damit verbunden ist.

Mehr Aufgaben, weniger Personal: KI soll Hochschulen entlasten

Christoph Schwerdtfeger, Kanzler der Hochschule Heilbronn und Andrea Gerlach-Newman, Bundessprecherin des Vereins und Kanzlerin der Technischen Hochschule Nürnberg.
Christoph Schwerdtfeger, Kanzler der Hochschule Heilbronn und Andrea Gerlach-Newman, Bundessprecherin des Vereins und Kanzlerin der Technischen Hochschule Nürnberg.  Foto: Könnecke, Lisa

„Egal wie schwer das Thema ist – am Ende geht man aus dem Gespräch beflügelt, weil man weiß: Man ist nicht allein“, sagt Christoph Schwerdtfeger, Kanzler der Hochschule Heilbronn. Der Austausch im Rahmen der Kanzlertagung sei wertvoll. „Es ist das einzige Treffen im Jahr, bei dem alle zusammenkommen. Hier bekommt man Input und kann sich gegenseitig beraten.“

Beim Thema KI herrsche viel Hoffnung. „Es gibt immer mehr Aufgaben, aber die Personalressourcen fehlen.“ An der HTW Berlin etwa unterstützt ein Chatbot inzwischen die Studienbetreuung. Rund 100 Standardfragen kann er beantworten, bei komplexeren Anliegen leitet er an Mitarbeiter weiter. Schwerdtfeger mahnt, neben Chancen auch Risiken im Blick zu behalten, aber dabei immer die Neugier aufrechtzuerhalten. „Es ist wichtig, einen Experimentierraum zu schaffen, um Technologien zu finden und auszuprobieren, die Sinn machen und die Verwaltung wirklich unterstützen.“

„Da kann man nur neidisch sein“ – Bildungscampus beeindruckt

Besonders beeindruckt zeigte sich Andrea Gerlach-Newman, Bundessprecherin des Vereins und Kanzlerin der Technischen Hochschule Nürnberg, vom Heilbronner Bildungscampus, den sie zum ersten Mal sah: „Da kann man nur neidisch sein“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Wahnsinnig beeindruckend. Das ist leider nicht der Standard. Im staatlichen Hochschulbau fehlt Geld, vieles verrottet, und die Hochschulen haben daran zu knabbern.“

Gerlach-Newman blickt zugleich kritisch auf die Politik. Kürzungen im Hochschulbereich stünden wachsenden Aufgaben und neuen Vorgaben gegenüber. „Es ist ein Hangeln von einem Haushaltsjahr zum nächsten“, sagt sie. Hochschulen wüssten nie, wie viel Geld sie im kommenden Jahr zur Verfügung haben, weil die Finanzierung immer nur für das jeweilige Haushaltsjahr beschlossen werde.

„Es braucht zuerst Geld und Personal“ – Kritik an politischer Kurzsicht

Der Aufwand, den neue Technologien verursachen, werde seitens der Politik unterschätzt, kritisiert sie. „Es braucht zuerst Geld und Personal, um überhaupt Neues aufzubauen.“

Auch die Zielsetzungen müssten in der Politik realistischer werden: So sei Internationalisierung gewünscht, gleichzeitig müssten ausländische Studierende in Baden-Württemberg und bald auch in Bayern Studiengebühren zahlen. „Das kann ein Grund sein, dass manche lieber in andere Bundesländer abwandern. Baden-Württemberg muss wettbewerbsfähig bleiben.“ Innovation und Effizienz allein reichten nicht – die Politik müsse Hochschulen verlässlichere Strukturen bieten.

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