John Hattie in Heilbronn: wie Kinder in Schulen erfolgreich sind
Der Neuseeländer John Hattie ist ein weltweit gefragter Bildungsexperte. In der Heilbronner Harmonie spricht er vor mehr als 1600 Interessierten darüber, was im Unterricht wichtig ist – und nicht nur da.
John Hattie beruhigt in der Harmonie die über 1600 Besucher, die meisten davon Lehrerinnen und Lehrer. Sie würden vieles im Unterricht richtig machen, sagt der neuseeländischer Bildungsforscher, der auf Einladung der Akademie für Innovative Bildung und Management (AIM) erneut in der Region ist.
John Hattie spricht vor Lehrern in Heilbronner Harmonie
Er hat zahlreiche Studien analysiert und herausgefunden, welche Faktoren zum Lernerfolg beitragen und welche nicht. Auch wie stark diese Faktoren das Vorankommen beeinfluss, hat er erforscht. Und natürlich geht es in einer Rückfrage auch um die Klassengröße.

John Hattie betont, dass kleine Klassen zwar zum Lernerfolg beitragen, aber nicht erheblich. Sein Argument: Der Lehrer und seine Unterrichtsmethode ändere sich ja nicht automatisch dadurch, dass die Gruppe kleiner werde. Und er fragt die Zuhörer: Würden sie lieber vor 40 Kindern unterrichten, die gern die Schule kommen wollen, oder vor 20, denen es egal ist?
Wie ist das Schulklima? Darauf kommt es Bildungsexperte John Hattie an
Den größten negativen Einfluss aufs Lernen habe es, wenn man Kinder abstemple. Warum ein Kind etwas nicht könne: „Hören Sie auf damit“, so seine Ansage. Erfolge stünden im Fokus.
Das Schulklima ist für John Hattie wichtig. Wie ist die Beziehung der Lehrer zu den Schülern, wie die der Kinder untereinander. Seiner Ansicht nach spielt hier mit eine Rolle, ob Fehler erlaubt sind. Sie seien eine Chance, sagt er. Für den Neuseeländer ist bei Schülern zudem weniger der Lernfrust das Problem. Entscheidend dabei sei, dass sie weiterkommen. „Ich wünsche mir mehr von Aha-Momenten.“
John Hattie setzt darauf, dass sich jene Kollegen zusammentun, bei denen Kinder erfolgreich seien – und dass man dann jene Lehrer zu sich in die Gruppe einlade, bei denen sich wenig tue. Dass dies allerdings manchmal nicht gelinge, führt er auf fehlenden Mut der Lehrer zusammen.
Bob Blume in Heilbronn: Lehrer haben Angst, sich rechtfertigen zu müssen
Bob Blume, Lehrer, Autor und Bildungspodcaster, teilt diese Einschätzung. Lehrer hätten viel zu tun, sie sähen Themen wie Lehrplan, Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Inklusion: Deshalb wünscht er sich bei der Diskussion in der Heilbronner Harmonie mehr Freiräume für Lehrer, um im Unterricht auch mal etwas ausprobieren zu können. Dass sich mancher Lehrer damit schwer tue, führt er auf Angst zusammen. Man müsse sich rechtfertigen, sagt er in der Harmonie – gegenüber Lehrern oder der Schulverwaltung.

Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium, sieht das nicht so: Es gebe gute Beispiele, wie Lehrer vorhandene Freiräume nutzen würden, führt er in Heilbronn aus. Niemand müsse sich rechtfertigen. Mit vorliegenden Schüler-Daten kontrolliere man keine Lehrer. Man benötige die Daten, um eine Grundlage für die Schulentwicklung zu haben.
Bob Blume lässt sich sogar mit vorhandenen Fragebögen von seinen Schülern bewerten. Er wünscht sich, dass dies mehr getan werde. Volker Schebestas Antwort: Könnte das Kultusministerium allein entscheiden, käme es dazu.
John Hattie appelliert an die Lehrer, mit einem besonderen Gedanken morgens in den Unterricht zu gehen: „Meine Aufgabe ist es, meinen Einfluss auf die Kinder zu bewerten.“ Vieles könne die Fortschritte beeinflussen, so der Bildungsforscher, eben auch die Grundhaltung der Lehrer. Und deren Kooperation im Lehrerzimmer: Es habe einen sehr großen positiven Einfluss, wenn die Lehrer zusammenarbeiten, sagt er.