Hochschule Heilbronn: Unterstützung für Gründerinnen durch neue App
Wenn Frauen ein Start-up gründen, stehen sie vor besonderen Herausforderungen. Um damit besser umzugehen, hat die Hochschule Heilbronn jetzt eine App entwickelt – und es gibt noch weitere Angebote.

Ein Start-up zu gründen, ein unter Umständen sicheres Arbeitsverhältnis aufzugeben, erfordert immer Mut. Frauen stehen im Gründungsprozess aber häufig noch einmal vor besonderen Herausforderungen. Die Gründungslandschaft kommt in Deutschland zwar voran, 2024 wurden 11 Prozent mehr Start-ups gegründet als noch 2023. Dabei liegt der Anteil der Gründerinnen aber lediglich bei 19 Prozent – es gibt also noch ordentlich Potenzial nach oben.
Hochschule Heilbronn will Gründerinnen mit spezieller App unterstützen
Um Frauen in der Start-up Szene noch besser zu unterstützen, hat die Hochschule Heilbronn jetzt eine App entwickelt, die Kite-App. Die App soll es Gründerinnen ermöglichen, typische Situationen im Gründungsprozess spielerisch zu trainieren, um so im Ernstfall besser vorbereitet zu sein. Durch Übungen und KI-gestütztes Feedback soll Frauen dabei geholfen werden, ihre Resilienz gegenüber Vorurteilen zu stärken und Verhandlungskompetenzen aufzubauen.
Dazu zählen beispielsweise Gespräche mit der Bank oder mit Investoren, die unter Umständen die Unternehmensbewertungen von Gründerinnen als zu „ambitioniert“ abtun oder das Gründungskonzept kritischer infrage stellen, als es möglicherweise bei Männern der Fall wäre. „Gründerinnen stoßen im Prozess der Unternehmensgründung häufiger auf subtile Abwertung und geschlechtsspezifische Vorannahmen. Dies äußert sich nicht nur in expliziten Aussagen, sondern oft in Nuancen, impliziten Zuschreibungen und unterschwelligen Erwartungen“, schreibt die Hochschule Heilbronn.
„Diskriminierung kostet Innovation und volkswirtschaftliches Potenzial“
Über Vorurteile gegenüber Frauen in der Start-up-Szene hat unsere Redaktion im Sommer mit vier Gründerinnen gesprochen. Julia Yukovich und Shivangi Singh haben im Juni 2024 ihr KI-Start-up AICU gegründet und hatten besonders zu Beginn mit Vorurteilen zu kämpfen. Bei Produktdemos und Tests wurden sie hinterher mehrmals gefragt, „ob das, was wir da machen, jetzt auch tatsächlich funktioniert“, erinnern sich die Gründerinnen. „Auch, wenn sie es gerade selbst getestet haben. Dass das Technische sehr oft hinterfragt wird, das begegnet uns auch heute noch.“
Professorin Nicola Marsden hat die Kite-App an der HHN mitentwickelt und sagt: „Kite zeigt, dass KI sozialverantwortlich gestaltet werden kann. Unsere KI erkennt Vorurteile, benennt sie und stärkt Frauen darin, ihre eigenen Handlungsoptionen zu sehen. Die Frage ist nicht mehr: Wie verhindern wir, dass KI diskriminiert? Die Frage ist: Wie gestalten wir KI, die Menschen stärkt?“ Diskriminierung im Gründungsprozess koste Innovation und volkswirtschaftliches Potenzial, fügt Andrea Schirmacher von der bundesweiten Gründungsagentur hinzu. „Nicht die Gründerinnen und Unternehmerinnen müssen sich ändern, sondern das gesellschaftliche Setting.”
Female Founders Programm der Campus Founders
Auch die Campus Founders wissen, dass Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen, besonderen Herausforderungen begegnen und dass sie spezifische Unterstützung benötigen. Dafür gibt es das „Female Founders Programm“, das sich speziell an Frauen richtet und sie im Gründungsprozess unterstützt. Einmal im Quartal findet darüber hinaus die „Female Founders Exchange Night“ statt, bei der Gründerinnen mit etablierten Unternehmen, Investoren und Mentoren zusammenkommen.
Eine besondere Herausforderung sei für Frauen die Finanzierung, erklärt Georgia Meister, Head of Start-up Support bei den Campus Founders. „Es gibt zwar einen positiven Trend bei Investments in Start-ups mit mindestens einer Gründerin. Seit 2017 hat sich die Anzahl der Risikokapital-Finanzierungen ungefähr verdoppelt, das investierte Kapital fast vervierfacht. Allerdings fließen weiterhin rund 90 Prozent des Risikokapitals in Gründungsteams ohne weibliche Gründerin.“ Deshalb würden sich Frauen besonders für weibliche Business Angels für Finanzierungsfragen und Mentorinnen interessieren. Der Zugang sei oft schwierig, weshalb „die persönliche Vernetzung auf Augenhöhe“ entscheidend sei.

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