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Hilfsaktion an Heiligabend
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200 Gäste bei Weihnachtsfeier für Obdachlose in Heilbronn – „Bedürftigkeit nimmt zu“

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Mit über 200 Personen sind mehr Gäste zur Weihnachtsfeier der Wohnungsnotfallhilfe ins Friedensgemeindehaus gekommen als im Vorjahr. Deshalb helfen Ehrenamtliche an Heiligabend mit.

Mehr Menschen kommen zur Weihnachtsfeier der Wohnungsnothilfe und des Rotary-Clubs Heilbronn: Über 200 Personen, darunter auch Kinder mit ihren Eltern genießen das Menü.
Mehr Menschen kommen zur Weihnachtsfeier der Wohnungsnothilfe und des Rotary-Clubs Heilbronn: Über 200 Personen, darunter auch Kinder mit ihren Eltern genießen das Menü.  Foto: Seidel, Ralf

Die Weihnachtsfeier der Wohnungsnotfallhilfe der Aufbaugilde ist für viele eine wichtige Anlaufstelle. Das merkt man vor allem einer Frau an, die mit ihrer Tochter im Teenageralter zu spät kommt. Wo sitzen? Der Stress ist ihr anzumerken, sie blickt nach links, rechts, läuft hin und her. Wo sind noch zwei freie Plätze? Erleichterung ist ihr erst anzusehen, als sie tatsächlich zwei Plätze ergattern konnte, sitzt und erst einmal Luft holt. Zwar können die beiden Frauen nicht nebeneinander sein, aber immerhin gegenüber.

Spätzle oder Kartoffelgratin, Rinder- oder Schweinsbraten dazu noch Rotkraut: 60 Helfer des Rotary-Clubs Heilbronn-Unterland servieren in zwei Schichten über 200 Menschen, die auf der Straße leben oder ohne festen Wohnsitz bei Bekannten unterkommen, das Weihnachtsessen – Nachschlag inklusive.


Seit den 50er Jahren gibt es diese Aktion mit kurzer Unterbrechung, dankt Gerald Bürkert, Geschäftsführer der Aufbaugilde. „Die Bedürftigkeit nimmt zu“, sagt er. Das betreffe die ganze Gesellschaft. Im vergangenen Jahr seien 160 Gäste kommen. Zur Feier an Heiligabend kommen Ältere genauso wie junge Familien mit kleinen Kindern.

„Angebot hier bedeutet mir sehr viel“: Rotary-Club Heilbronn-Unterland serviert Obdachlosen Essen an Heiligabend

Eddy und Isi gehören zu den Gästen, leben seit drei Jahren auf der Straße und seit gut einem halben Jahr unter einer Brücke. Sie hätten einen Grill, sagt Isi. Ohne das Angebot der Wohnungsnothilfe hätte man vielleicht etwas gegrillt, aber definitiv keinen Braten. „Das Angebot hier bedeutet mir sehr viel“, sagt Isi.

Für die beiden Verlobten ist das Menü an Heiligabend gesichert, Eddy blickt aber scho

n mit bangem Blick aufs Wochenende. Dann wird er 40. Wie er dieses Fest feiern will? Er hat keine Ahnung.

„So etwas Gutes nicht“: Das Menü bedeutet den Betroffenen sehr viel

Für Hans-Alfons wird das Friedensgemeindehaus an diesem Nachmittag zur wichtigen Anlaufstelle. Seine Familie wohnt im Schwäbischen, hinfahren, das hätte er nicht können. So genießt er Weihnachten hier. „Mit Kollegen“, wie er die Bekannten nennt. Ohne Aufbaugilde hätte er irgendetwas zu essen gefunden. „So etwas Gutes aber nicht.“

An Heiligabend ehrenamtlich helfen: „Wir setzen ein Zeichen“, sagt Club-Präsident Rutger Dautel. Der 24. Dezember sei für viele ein Tag für die Familie. „Wir nehmen uns Zeit für Obdachlose, wollen ihnen hier einfach eine unbeschwerte Zeit geben.“ Zugleich hofft er, dass die Rotarier ihnen damit die Hoffnung machen können, „dass sich ihr Leben verbessert“.

Die Rotarier bezahlen das Essen für Obdachlose und Menschen, die keine Wohnung mehr haben.
Die Rotarier bezahlen das Essen für Obdachlose und Menschen, die keine Wohnung mehr haben.  Foto: Seidel, Ralf

An Heiligabend helfen: Das ist für Rotarier selbstverständlich

Zu den Ehrenamtlichen gehört Werner Tilling. Schon in einem Krankenhaus übernahm er an Heiligabend Notdienste, jetzt steht für ihn zum vierten Mal die ehrenamtliche Mitarbeit für die Obdachlosen als fester Termin im Kalender. „Das ist ein Geschenk für alle“, sagt er – für die Bedürftigen, die Rotarier und ihn selbst. „Das ist etwas Sinnvolles an diesem Tag.“


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