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Heilbronner Villen entdecken: Geschichten hinter Knorr, Dittmar, Schliz & Co.

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Im Heilbronner Osten stehen Villen, die vom Glanz vergangener Zeiten zeugen – und von den Familien, die Heilbronns Geschichte prägten.

Von Stefanie Pfäffle

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Es scheint fast wie ein Fluch. Die Auftraggeber der ersten drei stattlichen Häuser bei der Führung „Villen und Familiengeschichten“ in der Bismarckstraße erlebten alle die Fertigstellung nicht mehr. Sie gehörten um 1900 zu den ersten Gebäuden im neuen Heilbronner Osten, wie das Wohngebiet östlich der Oststraße noch heute genannt wird. Stadtführerin Claudia Küpper zeigte 22 Interessierten die Villen, die unter Denkmalschutz stehen. „Hier hat die Heilbronner High Society gebaut, aber nicht nur hier“, erklärt sie.

Knorr-Villen in Heilbronn: Familie gehörte zu den reichsten im Königreich Württemberg

Start ist an der Villa Emil Teufel, gebaut um 1900 im neobarocken Stil, von dem Bankier Emil Teufel. Gleich daneben steht die Villa Frau Alfred Knorr von etwa 1895. Im Sommer verschwindet diese völlig hinter alten Bäumen, jetzt ist die eine der zahlreichen Knorr-Villen von der Straße aus zumindest zu erahnen.


Alfred und Carl Heinrich Eduard waren die Söhne von Firmengründer Carl Heinrich Theodor und brachten die Idee der Tütensuppen, das spätere Erfolgsrezept, von ihren Auslandsaufenthalten mit. „Man denkt immer, was die jungen Leute heute alles für Möglichkeiten haben, aber das wurde früher auch schon gemacht“, erzählt Claudia Küpper. Die Familie entwickelte sich zu den reichsten im Königreich Württemberg.

Alfreds Frau Therese lebte hier bis 1936, dann wurde das Haus unter Wert an die Wehrmacht verkauft. Bis 1994 befand sich darin das Kreiswehrersatzamt. Ein Herr nickt, er erinnert sich noch an seine Musterung. Aktuell scheint die Villa wieder im Dornröschenschlaf zu versinken. Im Gegensatz zum bewohnten Nachbargebäude, der Villa Christian Herrmann von 1896 – ein Kaufmann und Kommunalpolitiker. Beide sind vollkommen mit Sandstein verkleidet, was den Status hervorhebt.

Villa Pielenz in Heilbronn: Gebäude im Heimatstil wirkt wie ein Schwarzwaldhaus 

Auch Gustav Pielenz, dessen Villa 1908 im Heimatstil mit den typischen Bruchsteinen, Schindeln und riesigem asymmetrischem Dach fast wie ein Schwarzwaldhaus wirkt, gehörte zum Knorr-Imperium. Er war Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsrat. „Von dieser Art gibt es noch ein paar mehr, die wirken wie Hexenhäuschen“, erklärt Claudia Küpper und weist später im Rundgang auf die weiteren Exemplare hin.

Nicht alle Gebäude gehörten zu Personen, die mit dem Knorr-Imperium zu tun hatten. Die Park-Villa etwa, die als Hotel mit Geparden bekannt wurde, wurde von Ernst Mayer, Begründer von Mayer Kuvert 1912 errichtet. Der wiederum verkaufte der Stadt auch ein Stück im Pfühl mit der Bedingung, einen Park anzulegen – die Keimzelle des Pfühlparks. Der Architekt war wie bei einigen anderen auch Theodor Moosbrugger, der eine ungemeine Stilvielfalt aufweist.


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Sehenswerte Villen Dittmar und Schliz im Heilbronner Osten

Die älteste Villa der Tour wurde 1881 von Messerfabrikant Theodor Dittmar bezogen, gebaut im Stil der Neo-Renaissance inklusive Geschlechterturm. Die Firma hatte viele internationale Patente, produzierte Mitte des 19. Jahrhunderts schon künstliches Hirschhorn. Das Gebäude gehörte lange der Stadt, wurde Anfang der 2000er verkauft, und die neuen Besitzer legten bei der Renovierung viele alte Schätze wieder frei.

Ganz anders kommt das Sommerhaus der Familie Schliz von etwa 1901 daher, das mit grünen Rollläden, aufwendiger Büste und floralen Ornamenten dem Jugendstil zuzuordnen ist. Der Stadtarzt betätigte sich auch als Hobbyarchäologe, beteiligte sich selbst an Ausgrabungen. Die Funde landeten dann im historischen Museum des historischen Vereins, dessen Vorsitzender er war.


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