„Guerilla-Aktion“: Heilbronner Friseur nach Werbeaktion im Visier des Ordnungsamts
Der Heilbronner Friseur Volker Gogel-Beck fällt immer wieder mit kuriosen Werbeaktionen auf. Sein neuestes Machwerk dokumentiert er online. Für Gogel-Beck ein Riesenspaß – für das Ordnungsamt weniger.
Knallpink bemalt sind einzelne Abschnitte auf Fußgängerwegen in Heilbronn. Der Übeltäter stellt sich deutlich lesbar selbst: Friseur Volker Gogel-Beck wirbt mit einer neuen Aktion für einen Haarschnitt zum halben Preis und ruft damit prompt das Ordnungsamt auf den Plan. Warum Gogel-Beck auf ausgefallene Werbung setzt und welche Aktion sogar einen Skandal auslöste.
Heilbronner Friseur wirbt mit „Guerilla-Aktion“ – Ordnungsamt reagiert
Pinke Sprühkreide, eine Schablone und ein Handy: Mehr hat der Heilbronner Friseur Volker Gogel-Beck für seine neueste Werbeaktion nicht gebraucht. Ins gesamte Stadtgebiet rückte er aus, „vor allem dort, wo sich viele Menschen rumtreiben“, wie er im Gespräch mit der Stimme erzählt. Ein Video der Sprühaktion postete der Friseur anschließend auf seinen Social-Media-Kanälen.
„Das war eine richtige Guerilla-Aktion“, sagt er und lacht. Einmal habe er sich von der örtlichen Polizei verstecken müssen, damit er nicht erwischt wird.
Lange habe es nicht gedauert, bis Gogel-Becks Telefon klingelte. „Eine Dame vom Ordnungsamt hat mich angerufen.“ Bis Samstag muss die Farbe von den Bürgersteigen wieder weg. Und Gogel-Beck? Der plant, auch die Putz-Aktion in einem Video zu dokumentieren.
Die Stadt Heilbronn bestätigt die Putz-Aufforderung auf Stimme-Nachfrage. Entfernt Gogel-Beck die Besprühung, bleibe es bei einer mündlichen Verwarnung ohne Bußgeld, sagt Sprecherin Claudia Küpper. „Andernfalls lässt die Stadt Heilbronn die Besprühung kostenpflichtig entfernen. Sollte es zu einem weiteren Verstoß kommen, wird ein sofortiges Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.“
Heilbronner Friseur Gogel-Beck löst 2011 mit Werbeplakaten Sexismus-Skandal aus
Es ist nicht die erste Werbeaktion, die Gogel-Beck und seinen Friseursalon in der Neckarsulmer Straße in Heilbronn ins Gespräch bringt. „Wir sind ständig aktiv und machen Aktionen.“ Der Hintergrund? Kunden gewinnen und halten, damit der Laden läuft. „Ich will ja auch meine Mitarbeiter gut bezahlen.“ Gogel-Beck sagt, er zahle seinen Angestellten ein Gehalt über dem Mindestlohn. Das wolle er auch weiterhin tun.
Einmal trieb es Gogel-Beck mit einer Werbeaktion ziemlich weit. Für einen Skandal sorgten im Jahr 2011 Plakate vor Gogel-Becks Laden, die gar eine Rüge vom Deutschen Werberat kassierten. Die Selbstkontrollinstanz forderte den Geschäftsinhaber damals auf, das „sexistische und damit Frauen herabwürdigende“ Plakat abzuhängen. Für Gogel-Beck „lächerlich“, wie er damals laut einem Bericht in der Heilbronner Stimme sagte. Er weigerte sich.
Die „erniedrigende Werbung“ auf dem Plakat beschrieb der Werberat so: Eine halbnackte Frau in Reizwäsche steht mit dem Rücken zum Betrachter mit gespreizten Beinen da. Vor ihr sitzt ein Mann, der die Frau süffisant anlächelt und fragt: „Neue Frisur, Schatz?“ Bürger hätten sich damals beim Ordnungsamt beschwert, wie die Heilbronner Stimme berichtete. Auch die damalige Frauenbeauftrage schaltete sich ein. Juristisch war das Plakat jedoch nicht angreifbar.
Heilbronner Friseur Gogel-Beck: Drohanrufe nach kontroverser Werbeaktion
Gogel-Beck bereut die Werbeaktion von damals nicht, wie er im Stimme-Gespräch sagt. Obwohl sie Folgen hatte: „Schon nach zehn Minuten bin ich telefonisch bedroht worden.“ Der Gegenwind, sagt Gogel-Beck, sei seinem Empfinden nach besonders stark aus der muslimischen Community gekommen. Seine Plakate seien weggerissen und beschmiert worden. An die Polizei habe sich Gogel-Beck nicht gewandt.
Heute würde der Heilbronner Friseur anders handeln, wie er sagt. „Ich hätte das anzeigen sollen.“ Mittlerweile aber scheint Gogel-Beck nicht mehr auf Kontroversen zu setzen. Bei der aktuellen Sprühaktion habe er sich etwa vorab im Internet informiert, dass die keine Ordnungswidrigkeit darstellt, sagt er. „Die Farbe kann man einfach entfernen.“ Und das werde er auch tun.

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