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„Würde auch 20 Euro zahlen“ – Heilbronner Friseure äußern sich zu Mindestlohn-Plänen

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Faire Bezahlung? Ja, sagen viele Friseure in der Region Heilbronn – und zahlen längst mehr als den Mindestlohn. Doch sie rechnen mit Preissteigerungen für Kunden – und klagen über ganz andere Sorgen.


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Ab 2026 soll der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf 13,90 Euro steigen, 2027 ist eine weitere Erhöhung auf 14,60 Euro geplant – eine Maßnahme, die für viele Branchen finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Doch ein stichprobenartiges Stimmungsbild unter Friseurbetrieben in der Region Heilbronn zeigt: Die Erhöhung bereitet vielen keine Kopfschmerzen, zahlen die meisten ihren Beschäftigten ohnehin mehr.

Zudem geben viele die höheren Ausgaben an die Kunden weiter, die wohl zukünftig noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Und manch einen treibt nicht der Mindestlohn um – sondern der akute Fachkräftemangel.

Heilbronner Friseure sehen Mindestlohn-Erhöhung gelassen

Lothar Metz vom gleichnamigen Friseursalon in der Heilbronner Wilhelmstraße hat kein Problem mit dem steigenden Mindestlohn – im Gegenteil: Er zahlt seinen vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits deutlich mehr. „Das ist doch nur fair, damit sie gut leben können“, sagt er.

Friseurarbeit sei schließlich kein bezahltes Hobby, sondern echte, körperlich fordernde Arbeit. „Menschen sollten dafür anständig entlohnt werden.“ Selbst ein Stundenlohn von 15 Euro sei in seinen Augen noch kein hohes Gehalt.

Mindestlohn erhöht sich – Preise für Haarschnitt wohl auch

Auch Mona Weisheimer vom Icono Studio in der Kirchbrunnenstraße teilt diese Einschätzung. „Friseure haben drei Jahre gelernt – oder noch länger. Sie verdienen eine faire Bezahlung“, betont sie. Fachkräfte nur mit dem Mindestlohn abzuspeisen, komme für sie nicht infrage. „Wir müssen doch auch unsere Miete zahlen“, sagt sie schlicht.

Klar sei aber auch: Wenn Löhne steigen, steigen mittelfristig auch die Preise. Denn nicht nur die Personalkosten, sondern auch Strom und Miete würden immer teurer. „Also müssen auch die Leistungen teurer werden“, sagt Weisheimer. Sie rechnet mit einem Preisaufschlag von mindestens 15 Prozent – eher mehr. „Gute Arbeit darf auch gut bezahlt werden.“

Fachkräftemangel statt Mindestlohn-Sorgen bei Friseuren im Raum Heilbronn

Für Sandy Ghermani vom Sandy’s Hair and Nail Salon in Brackenheim ist die Erhöhung des Mindestlohns das kleinste Problem. „Ich würde auch 20 Euro zahlen“, sagt sie. Was ihr wirklich Sorgen bereitet, ist der Fachkräftemangel. Derzeit beschäftigt sie zwei weitere Mitarbeiterinnen, braucht aber dringend Verstärkung.

Sandy Ghermani vom Sandy’s Hair and Nail Salon in Brackenheim sucht dringend Verstärkung für ihr Team.
Sandy Ghermani vom Sandy’s Hair and Nail Salon in Brackenheim sucht dringend Verstärkung für ihr Team.  Foto: Könnecke, Lisa

Vor zwei Jahren habe sie selbst ausgebildet, erzählt Ghermani. Ihre Auszubildende habe zusammen mit 27 anderen Gesellinnen im Landkreis Heilbronn die Prüfung abgelegt – doch dem Beruf treu geblieben sei nur eine. "Handwerksberufe muss man mit Herz und Seele machen.“ Die Arbeit im Salon sei körperlich fordernd, man stehe den ganzen Tag, nicht jeder könne oder wolle das auf Dauer durchhalten. Die Folge: „Es gibt keinen Nachwuchs mehr.“

Friseur-Sorgen um Ausbildungszahlen

Die Ausbildung sei in der heutigen Zeit zudem alles andere als einfach. Ihre Erfahrung: Viele junge Menschen träten so auf, als wüssten sie schon alles, zeigten sich wenig lernbereit – nicht zuletzt, weil sie sich über soziale Medien bereits informiert hätten. „Das macht so keinen Spaß. Man investiert ja Zeit und Geld.“

Was die Mindestlohnerhöhung betrifft, sieht Ghermani vor allem die Kundinnen und Kunden als Leidtragende, wie sie sagt. „Die Kosten müssen die Friseurbetriebe ja irgendwo wieder reinholen.“ Denn sie selbst könne nichts drauflegen – sonst sei das Geschäft ein Minusgeschäft.

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