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89 Wohnungen im Bau
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Fischer Wohnbau meldet Insolvenz an – Was passiert mit Projekt in Heilbronn?

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Die Firma Fischer Wohnbau hat Antrag auf Insolvenz gestellt, doch die 89 Wohnungen in der Heilbronner Happelstraße sind noch nicht fertiggestellt. Wie es weitergeht, erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter.

Die fünf neuen Mehrfamilienhäuser in der Happelstraße Heilbronn sind zu 80 Prozent fertig, so der Insolvenzverwalter.
Die fünf neuen Mehrfamilienhäuser in der Happelstraße Heilbronn sind zu 80 Prozent fertig, so der Insolvenzverwalter.  Foto: Seidel, Ralf

Erst im August 2023 hatte das Unternehmen Paulus Wohnbau Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen war mit zahlreichen Bauprojekten auch in der Region aktiv, etwa in der Heilbronner Wollhausstraße oder im Heilbronner Stadtteil Neckarbogen. Nun ist ein weiteres Unternehmen, dass in Heilbronn ein großes Wohnbauprojekt geplant hat, in Schieflage geraten.

Polygon in Heilbronn: 89 Wohnungen in der Happelstraße

Noch sind die Wege geschottert, aber die Fenster sind schon eingesetzt, die Balkone mit Metallverkleidung versehen. Kein Arbeiter ist an diesem Morgen auf der Baustelle zu sehen. Die ausführende Firma Fischer Wohnbau und Immobilien GmbH (Fiwoim) hat beim Esslinger Amtsgericht Insolvenz beantragt. Eines ihrer zwei großen laufenden Projekte ist das so genannte Polygon in Heilbronn, und damit die 89 Wohnungen in fünf Gebäuden, die hier auf dem ehemaligen Friboss-Gelände entstehen.

"Wir mussten uns erst einmal einen Überblick verschaffen und mit den Beteiligten und Gläubigern sprechen", sagt Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, der inzwischen als vorläufiger Insolvenzverwalter im Amt ist. 

Projekt in Heilbronn: Insolvenzverwalter ist zuversichtlich

"Das ist geschehen, und in der nächsten Runde geht es vor allem um die finanzierenden Banken und die Finanzierung der Fertigstellung, damit wir weiterbauen können", sagt der Jurist.  "Ich bin da zuversichtlich. Der Bau ist in einem fortgeschrittenen Stadium, 80 Prozent sind schätzungsweise fertiggestellt." 

Die Fiwoim hat sämtliche Wohnungen des Projekts Polygon schon vor der Insolvenz an einen Käufer verkauft, der die Wohnungen nach Fertigstellung vermieten möchte, so Wahl. "Wir streben an,  das Projekt im Rahmen des Insolvenzverfahrens für den bisherigen Erwerber fertigzustellen und damit neuen, qualitativ hochwertigen Wohnraum für Heilbronn zu schaffen."

Fischer Wohnbau beschäftigt 17 Mitarbeiter

Derzeit werde geprüft, ob das Insolvenzverfahren eröffnet werden kann, Überschuldung und oder Zahlungsunfähigkeit vorliege und ob etwa Verfahrens- und Gerichtskosten gedeckt seien.  "Dann wird dem Antrag stattgegeben. Ich gehe davon aus, dass die Insolvenz am 1. August eröffnet wird." 

Über einen Zeitplan kann Wahl aber noch nichts sagen. "Das stimmen wir gerade ab." Im Rahmen der Insolvenz sei der Plan, die Beschäftigten weiter einzusetzen. Insgesamt hat die Firma 17 Mitarbeiter. Vor einem Jahr war das Ziel von Fischer Wohnbau, dass das 40-Millionen-Euro-Projekt im dritten Quartal 2024 fertig werden sollte. 

Gestiegene Baukosten haben die Lage bei Fischer Wohnbau verschärft

Die Krise befeuert habe der Nachfragerückgang, bedingt auch durch die gesunkene Mietrendite, gleichzeitig seien andere Anlagemodelle attraktiver geworden. Zudem hätten gestiegene Bau- und Finanzierungskosten sowie knapper Rohstoff die Lage verschärft, heißt es in einer Pressemitteilung von Anchor. 

Ein Schreiben zum Antrag auf Insolvenz hat auch Konrad Hettenbach erhalten. Er hatte das Erdgeschoss des Gebäudes, in dem sich auch seine Werbeagentur befindet, als Büro an die Firma Fischer vermietet. Verlorene Schlüssel der Schließanlage, die er ersetzen musste, Heckmeck mit der Kündigung: "Wir hatten ziemlich Ärger."

Haus in der Werderstraße beschädigt – Erschütterungen "wie bei einem Erdbeben"  

Der größte Brocken: Vor dem Start der Bauaktivitäten hatte er sein Haus in der Werderstraße 134 für mehrere 100.000 Euro saniert. "Jetzt wurde unser Gebäude durch die Arbeiten für eine zweistöckige Tiefgarage beschädigt." Heftige Erschütterungen, "wie bei einem Erdbeben" hätten für Risse an der Außenfassade gesorgt. Seinen Schaden beziffert er auf mehrere Tausend Euro. "Es ist schön, dass das Gebiet beim Südbahnhof überplant wurde", sagt er. "Das Polygon hat uns sehr belastet mit dem Baulärm über Jahre, aber das haben wir in Kauf genommen.

Dass es aber so endet, mit diesen Kosten, ist sehr unbefriedigend." Dazu komme die Parkplatzknappheit, die sich während der Bauzeit auch verschärft habe. Einen Zusammenhang bestätigt die Stadt auf Nachfrage nicht. 2022 seien in der Werderstraße Stellplätze zugunsten von Brandschutzzonen aufgehoben sowie eine Bewohnerparkzone eingerichtet worden, so Sprecherin Claudia Küpper. Konrad Hettenbach mit seinen 14 Mitarbeitern steht jetzt lediglich ein Bewohnerparkausweis zu.

Über die Problematik potenzieller Schäden an  benachbarten Gebäuden kann Tobias Wahl noch nichts sagen. "Wir werden uns mit dem Thema beschäftigen müssen." 


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